Von meiner Philosophie zur Kunst – Hiken mit Emily und Mireille und der Songwriter Bob Bennett.

Zusammen mit dem Songwriter Bob Bennett (rechts)

Zum Stand der Dinge: Es ist viel passiert, vierter Juli, Leute wurden dabei in Downtown erschossen, dann die Proteste der Schwarzen wegen der weiteren Polizeigewalt gegen sie. Was soll ich dazu sagen? Nun, es sind zunächst Dinge, die banal erscheinen. Ich habe einerseits Bob Bennett, einen Songwriter, getroffen und andererseits war ich mit Mireille und Emily hiken, wobei ich mir hier etwas mit meiner Fotografie auseinandersetze und meiner oberflächlichen Art Dinge als schön zu sehen.

Bob Bennett entstammt einem Amerika, das uns in Deutschland selten begegnet. Während in Deutschland der Schlager und die Countrymusik eher in die Nebengleise der Unter-Unterhaltung verschoben werden und dementsprechend unmotiviert auf Konsumentenwünsche zugeschneidert werden, hat sich die Amerikanische Liedermacherszene seit Jahrzehnten als authentisch gehalten. Die Liedermacher gehen eben auf Tour, durch kleine Clubs und Kirchen. Sie erzählen dort von ihrem Leben, versuchen berührende und originelle Geschichten zu finden. Sie machen Kontakt mit den Menschen. Der Folksong hat dabei eine erzählerische Dimension, die das Lebensgefühl einer anderen Region durch Amerika übermittelt. Die Songs verbinden ein räumlich zerklüftetes Amerika, das sich in Melodien und Songs wiederfindet. Es war schön Bob Bennett bei der Familie von George Mazariegos zu treffen.

Irgendwie bin ich glücklich, so viele Leute hier zu treffen, die so Großes erreichen. George transplantiert kleinen Kindern und Babys Lebern und Nieren, wobei ich es wirklich faszinierend fand, dass er dies bei solche kleinen „organischen Entitäten“ durchführen kann.

 

 

 

 

Ich möchte gerne die folgenden Songs von Bob Bennett teilen und hoffe, dass ihr Zeit findet, sie zu hören. Die Art und Weise, wie er mit wenigen Worten so erlebbare Geschichten schreibt, ist beeindruckend.

Im ersten Song geht es um die Freundschaft zweier Kinder, die mit ihrer Fantasie ihrer Kindheit begegnen. Der zweite Teil des Songs beschreibt dann den überraschend banalen Tod seines Freundes im mittleren Alter. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber die Lyrics lassen sich hier finden: https://www.musixmatch.com/de/songtext/Bob-Bennett/The-Kings-of-Summer-Street

Ich weiß nicht warum, aber das Lied „The View from Here“ erinnert mich an die Einsamkeit des Reiselebens. Manchmal liege ich in Betten, die gerade frisch bezogen in einem doch sehr kargen Zimmer stehen. In Amerika hört man dann nachts die Grillen enorm laut Zirpen und die Züge dröhnen in der Ferne. Bob schafft es in diesem Lied, den kleinen Dingen im Leben eine Bedeutung zu geben und das ohne viele Worte oder eben so plakativ wie ich zu sein:  http://lyrics.christiansunite.com/lyrics_1621_1.shtml

Bobs erfolgreichster Song ist „The heart of the matter„, was soviel heißt wie das Wesen der Dinge. Es ist nicht mein Favourit, aber zeigt eine sehr rhythmische Seite von ihm.

2. Ich empfinde in Bennetts Musik eine erzählerische Komponente, die mir Dinge über das Leben sagt, ohne sie sogleich konkret zu erfassen. Es ist ein Gefühl, das nicht oberflächlich Klischees bedient, sondern eine fragende Haltung zurücklässt. Ist das nun Kunst? Meiner Auffassung ergibt sich Kunst aus einem bestimmten, gelebten Leben und kann nicht über die technische Finessen erworben werden. Mit der steigenden „Denkkraft“ von Computern, die Höchstleistungen (wie zum Beispiel im Go) erreicht, werden wir uns auf eine persönliche Komponente, das heißt auf das Zwischenmenschliche besinnen müssen. Wir werden in Zukunft einfach keine Genies mehr oder brilliant sein. In diesem Sinne gerät Ethik zu dem uns auszeichnenden Charakteristikum. Da ich mich nun dem Fotografieren widme, ist diese Frage der Kunst für mich relevant.

Hier sind daher ein paar Bilder, die ich mit Mireille und Emily während einer Wanderung aufgenommen habe.
And in the Midst of Everything there is a river
Das Problem ist, dass meine Fototechniken genau darauf basiert, bestimmte Harmonien herauszuheben. Ich isoliere und versuche Momente zu entdecken, die einem allgemeinen Klischee von „Schön“ entsprechen und genau in diesem Sinne bin ich kein Künstler. Jeder, der sich hier auf die Technik fixiert, hat die eigentliche Aufgabe seiner Kunstnicht verstanden. Nun ist dieses Ästhetische eben deswegen mein Hobby. ‚Hobby‘ ist ein wirklich unschönes Wort und bezeichnet eine Nebensächlichkeit. Was kann nun wirkliche Kunst?

Sie kann verbinden, Menschen zu ihren Emotionen herausfordern und die Empathie in ihnen aufzeigen, wie es in einem Artikel auf Quarz angemerkt wird. Kunst muss nicht schön sein, sondern sie zeigt an und bringt uns zu neuen Einsichten in unsere Persönlichkeit.

Bennett ist deswegen ein Künstler, weil er mich empathisch macht, weil er mit dem Ästhetischen etwas in mir berührt. Das Schöne kann etwas in uns aufbrechen und unsere Herzen wieder erleichtern, uns für das, was nicht schön ist, vorbereiten, uns Momente des Schmerzes abnehmen. Vielleicht ist darin eine letzte Funktion des Ästhetischen zu finden: es kann uns zurück zur Empathie führen. So legen es auch neuere Forschungen dar: Empathie ist eine Wahl. Das Problem ist auch, dass wir oftmals dem einzelnen Schicksal Mitgefühl entgegen bringen können, während sich bei dem statistischen Umstand kaum Wimpernzucken einstellt. Kunst kann das ändern und unsere Empathie durch das Ästhetische schulen. In Amerika sagt man: One death is a tragedy. One million deaths are a statistic.“ Kunst aber geht über die Statistik hinaus. Vielleicht hilft uns das auch irgendwann den Rassismus in Amerika zu verstehen?

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Norman Schultz, Pittsburgh Ende Juni

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