Liqidatoren und Fukushima

Der bessere Beitrag zu Fukushima und Tschernobyl ist hier zu finden: http://zukunft-erde-mensch.de/tschernobyl-und-unsere-zukunft-verstehen/

Scheibchenweise bekamen wir Information, doch die eigentliche logistische Herausforderung schien erst anzustehen.

Sollte ein Sarkophag gebaut werden? [Nachtrag 28.05.11 Der Bau wurde abgelehnt, aber wie zeigte, war das Kraftwerk nicht gegen die Wassereinbrüche eines Taifuns ausgelegt].

Aufräumarbeiten gestalteten sich als schwierig: Brücken, Straßen und Schienen waren zerstört. Öffentliche Verkehrsmittel können nicht genutzt werden. Wie schlimm musste es sein, wenn wir angesichts solcher Katastrophen noch auf Häuserdächern warten müssten?

Dies war für die Opfer der Fall. Die Lage der Verzweifelten. Was war mit demradioaktivem Fallout? Es gab kaum Informationen in den Nachrichten.

Fukushima I Nuclear Power Plant Location

Viele Menschen flohen nach Süden. Wer müsste den Reaktor zumauern, wenn es sich tatsächlich um eine Kernschmelze handelt? Wer sollte dort arbeiten? Wer wäre bereit sein Leben zu opfern?

Aus politischen Gründen lassen sich solche Fragen nicht stellen, aus diesem Grund gibt es auch keine Planungen. Da ja in westlichen Kraftwerken solcherlei Fälle nicht vorkommen können sollen, solle die Bevölkerung auch nicht durch unnötige Gefahrendiskussion verwirrt werden.

Irgenwann muss sich irgendwer der Gefahr stellen. Die Gefahr, die für uns Menschen eigentlich immer latent ist und von der wir uns ablenken.

Sachlich gesehen, wäre es richtig, dass alte Menschen aufgerufen werden, sich zum freiwilligen Einsatz in der Gefahrenzone melden. Bei leichten Strahlendosen würden diese den langfristigen Krebs nicht mehr erleben. In Tschernobyl kamen 600.000 – 800.000 Liquidatoren zum Einsatz. Dieser bedürfte es bei einer Kernschmelze. Es bedürfte Piloten, die Blei und Beton über den Reaktoren abwerfen, Ingenieure, die die Stromversorgung gewährleisten, Straßen bauen, Beton mischen, Blei heranfahren, kontaminierte Gegenstände aufspüren, Ärzte, Nahrungsversorgung für die Liquidatoren, Dekontaminationsmaßnahmen für die verstrahlten Gegenstände bei der Liquidation. Und dieses alles sind heroische Dienste, wo Menschen ihre Gesundheit bis hin zu ihrem Leben opfern, für eine Masse an Menschen, die sie nicht kennen.

Der wirtschaftliche Aufschwung der mit den Kernkraftwerken aufgebaut worden ist, wäre mit dieser Katastrophe teuer bezahlt worden. Für Schlussfolgerungen war es zu früh.

Norman Schultz, Mainz, 2019, Original Köln 2011.

 

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