Wurde Obama womöglich ein anderes Gehirn eingepflanzt? |
Einst stellte ich ja noch Conrebbis Spekulationen zu den Erdbebenwaffen hier ein. Angeblich war das Erdbeben in Japan durch eine Erdbebenwaffe ausgelöst worden. Auch wenn ich es nicht glaubte, empfand ich den Gedanken zunächst interessant und ließ mich auch von der Argumentationsführung Conrebbis leicht beeindrucken. Bald schon aber bemerkte ich, dass der Herr sehr schnell reihenweise Argumentationsfehler begeht, die für Verschwörungstheoretiker typisch sind. Diese möchte in den folgenden Beiträgen mal abhandeln. Ich hoffe das ich dabei einen Sinn für stringente Argumentationführung vermitteln kann.
Conrebbis letzter Coup war seine Interpretation zu Obamas mysteriösen Narben. „Welche Operation hinterlasse solche Narben?“ fragt Conrebbi beschwörend. Dabei aber setzt er schon voraus, dass es sich überhaupt um „mysteriöse“ Narben handelt. Da er schließlich 25 Jahre im medizinischen Bereich gearbeitet habe, könne er sich nicht erklären, was das für Narben seien. Ein weiterer Argumentationsschritt ist der Verweis auf die negative Darstellung des Präsidenten in den Medien. Was genau Conrebbi damit meint, bleibt natürlich im Vagen, allerdings müsse wohl eine große Geschichte dahinter stecken [dass sich die Amerikaner in einer großen politischen Krise befinden, weil die Amerikaner sich intellektuell auseinander gelebt haben und es zwei Wählerklassen gibt, die kein vernünftiges Wort mehr miteinander wechseln können, ist dafür wohl keine plausible Erklärung]. Im Ãœbrigen müsse auch Osama Bin Ladens kürzlich geschehener Tod hiermit in Zusammenhang gebracht werden, welcher natürlich eine Fälschung ist, weil der Mann schon lange tot sei. Hier liegt schonmal ein Problem, das all diese Dinge unmotiviert in Zusammenhang gebracht werden ohne dass die Motivation für diese Zusammenhänge klar erkennbar ist.
Nach all der Einschwörung auf die Verschwörung kommt nun der Beweis: Die Narbenführung von Obamas Gesicht sei identisch mit der Narbenführung eines Mannes, bei dem eine Gesichtstransplantation durchgeführt worden sei. Conrebbi daher geht davon aus, dass diese auch bei Obama durchgeführt worden sei. Aber seht selbst, wie er argumentiert:
Das Argument lautet also:
Prämisse 1: Obama hat Narben.
Prämisse 2: Ähnliche Narben hat ein Mann bei einer Gesichtstransplantation.
Konklusion: Obama hatte eine Gesichtstransplantation.
Dieses Argument ist noch nicht mal deduktiv logisch gültig, geschweige denn schlüssig. Wir haben noch die Hilfsargumente:
Prämisse 1: Osama Bin Laden wurde umgebracht, obwohl dieser schon lange tot ist.
Prämisse 2: Der erste Mann eines einflussreichen Landes wird in den Medien schlecht dargestellt.
Prämisse 3: Obamas Urkunde wurde gefälscht.
Konklusion: Alle Fakten zusammengenommen verweisen darauf, dass Argument 1 anzunehmen ist.
Bei all diesen Argumenten ist kein wirkliches Argument zu erkennen. Nur weil zwei Narbenverläufe ähnlich sind, heißt dies noch lange nicht, dass diese die gleiche Ursache haben. Selbst wenn wir es uns nicht erklären könnten, woher diese stammen sollen, heißt das nicht, dass die nächstbeste Erklärung der Beweis wäre. Ich glaube zu dem Hilfsargument brauche ich eigentlich kein Wort verlieren. Selbst wenn eine Verschwörung im Gange wäre, hieße das auch noch nicht, dass Obama ein transplantiertes Gesicht hätte.
Wissenschaftliche Argumentation
Conrebbi gibt sich immer den Anschein als würde er vieles logisch durchdenken und nach wissenschaftlichen Kriterien arbeiten. Das ist leider keineswegs der Fall. Ich werde in Zukunft mehr dieser Videos analysieren. Möchte hier allerdings mal den Wert unserer Wissenschaftsgeschichte darstellen:
In dem wohl prägensten Werk für unsere Gegenwartsgeschichte, der „Kritik der reinen Vernunft“, heißt es gleich in der Einleitung, dass unsere Vernunft, sich in uns selbst Fragen aufzwingt, die aber zugleich ihr Vermögen übersteigen, so schreibt Kant:
„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sei nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“ (KdrV: AIIV)
Was auf über 800 Seiten folgt, ist eine Grenzbestimmung des menschlichen Verstandesvermögen und dessen Vernunft, die sich allzu schnell in Scheinwidersprüche verstrickt. Allein aus der Weise wie wir uns selbst immer nur auf Welt bestimmen können, soll nun das Leistungsvermögen unseres Erkennens und Denkens abgegrenzt werden. Solche und ähnliche Grundlegungen in der Wissenschaftstheorie haben dazu beigetragen, dass gerade die europäische Wissenschaftsgeschichte die erfolgreichsten Wissenschaften in der Erforschung der Natur, des Geistes und der Religion hervorgebracht hat. Kant war hier ein ungeheurer Meilenstein, der wie das Zentrum eines schwarzen Loches, die Theorien bis heute, um seine Theorie versammelt und angezieht.
Der von der Philosophie eingeleitetete Wandel bedeutete nämlich zum Beispiel auch, dass sich die Wissenschaftstheorie von vorschnellen ontologischen Bestimmungen (zum Beispiel der Bestimmung des Wesen Gottes) enthielt und eine skeptische Tradition der Theoriebildung begann. Ab sofort war nicht mehr alles, was plausibel galt [oder klang] Wahrheit, sondern nur die Theorie anerkannt, die sich in wissenschaftlichen Experimenten auch bestätigen ließ.
Kant schaffte aber zugleich noch auf die Metaphysik zu verweisen, die wir aus Vernunftgründen immer in Anspruch nehmen müssen, ohne dass wir behaupten könnten, dass sie wahr sei. Er schaffte es so zum Beispiel zu zeigen, warum wir Gott in einem Denksystem immer annehmen müssen, obwohl das noch lange nicht der Beweis ist, dass es ihn gibt. Meines Erachtens ist Kant dabei wie kein anderer Denker zuvor oder nach ihm, in die Tiefe unseres Denkens eingedrungen.
Und dennoch: Da die Philosophie sich niemals als Grundfähigkeit neben Rechnen, Schreiben und Lesen an der Schule als Lehre für das stringente Denken und dessen einzig mögliche Überprüfung durchsetzen konnte, verlassen viele Schüler die Schulen, ohne zu wissen, was überhaupt ein gültiges Argument von einem schlüssigen Argument unterscheidet. Daher machen wir das hier an dieser Stelle mal in Ansätzen, zumindest um die Grundlegung der basalsten Fundamente von den Basics überhaupt zu besprechen [;)]:
Was ist ein gültiges Argument?
= Ein Argument ist gültig, wenn die Konklusion nicht falsch sein kann, insofern die Prämissen des Arguments wahr sind/wären.
Beispiel für ein gültiges Argument:
Prämisse 1: Der Mond ist aus Käse
Prämisse 2: Käse kann man essen.
Konklusion: Also kann man den Mond essen.
Das Argument ist natürlich Quatsch, aber dennoch gültig, denn die Konklusion folgt deduktiv logisch aus den Prämissen.
Was ist ein schlüssiges Argument?
= Ein Argument ist schlüssig, wenn es gültig ist und die Prämissen tatsächlich wahr sind.
Wichtig ist meines Erachtens hieran Folgendes: Die Wahrheit eines Arguments muss immer nochmal spezifisch nachgewiesen werden und zwar empirisch. Das heißt: Wir müssen zuerst prüfen, ob das Argument deduktiv gültig ist (das ist schon häufig nicht der Fall). Wenn das Argument deduktiv gültig ist, dann müssen wir prüfen, ob die Prämissen auch tatsächlich wahr sind. Schlussendlich kommt noch eine weitere Schwierigkeit: Selbst wenn das Argument schlüssig ist, kann das immer noch bedeuten, dass wir vielleicht in der Auswahl der Prämissen, den Problembereich falsch eingegrenzt haben. In diesem Sinne kann es sein, dass selbst ein schlüssiges Argument in der Wirklichkeit nicht zutrifft. Wir machen das mal am Beispiel des Magenbakteriums Helicobacter Pylor.
Wahrheitstheorie am Beispiel den Fall des Helicobacter Pyloris
Das Bakterium Helicobacter Pylori ist bei 75% aller Fälle von Magengeschwüren vorzufinden. Diese hohe Korrelation lässt darauf schließen, dass dieses Bakterium Magenkrebs verursacht. Vor der Entdeckung des H. pylori galt jedoch etwas anderes als Ursache, nämlich die „Übersäurung des Magens“ als auch psychische Faktoren.
Erst Robin Warren gelang es eindeutig den Keim „H-pylori“ in Schleimhaut-Biopsien des Magens nachzuweisen und gleichzeitig in Studien zu zeigen, dass es in der Umgebung der Bakterien zu einer entzündlichen Reaktion gekommen war. Nach langem Hin und Her bekamen Warren und Marshall schließlich den Nobelpreis zugesprochen (Quelle: http://www.p-e-g.org/print/aktuelles/114).
Was war aber zuvor das plausible also gültige Argument?
Prämisse 1: Ein Patient hat Magengeschwüre.
Prämisse 2: Die Senkung der Salzsäureproduktion heilt das Magengeschwür.
Konklusion: Also, Magengeschwüre entstehen durch zu hohen Salzsäuregehalt.
Hier wird also die Kausalität zwischen peptischen Ulzera und Säuregahelt geschlussfolgert. Was ist daran nun falsch gelaufen? Nun wir haben zunächst nur eine Korrelation. Dies bedeutet, dass zwei Ereignisse gemeinsam auftreten, das heißt aber noch nicht, dass das eine Ereignis das andere bedingt. Umgekehrt gilt aber auch nicht, dass nur die Existenz eines Magenkeims für Magengeschwüre verantwortlich ist. Aus solchen Gründen veränderte sich auch nicht gleich die Gastroenterologie.