Blognotizen: Mensch gegen Maschine – Go und Deeplearning und ein paar andere Notizen

1. Notiz: Mensch gegen Maschine

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Alpha-Go schlug im Januar den europäischen Meister. Ein Überraschung. Vor einem Jahr wäre dies noch undenkbar gewesen. Nun wenige Monate später spielt AlphaGo gegen einen der stärksten, menschlichen Gegner. Lee Sedol besitzt den neunten Dan auf dem professionellen Level. Es gibt nur wenige, die das Spiel so sehr beherrschen wie er. Sedol kündigte im Vorfeld bereits an, dass er das Match klar für sich entscheiden würde und AlphaGo selbst um einen Punkt kämpfen müsste. Die Kommentaren, Michael Redmond, selbst 9-dan Professional und Chris Garlock, waren ähnlich überzeugt von der Stärke Sedols. Gestern die Überraschung: Während AlphaGo nur noch 5 Minuten auf der Uhr hat, positioniert Sedol, selbst die schwarzen Steine führend, einen weißen Stein merkwürdig auf dem Brett. Garlock und Redmond, noch in die Analyse vertieft, bemerken es nicht, doch Sedol hatte mit diesem Zug  aufgegeben. Nach einiger Verwirrung stellt Redmond verblüfft fest, Sedol hätte wohl resigniert, während Garlock antwortet, dass Sedol noch zu zählen scheine. Redmond bekräftig jedoch: Sedol hat aufgegeben. Mit einem Schlag war es Gewissheit und Redmond musste eingestehen: AlphaGo hat gewonnen, gefolgt von der Feststellung, dass nun wohl viele Siege folgen würden.

Heute, am zweiten Tag gestaltet sich das Spiel wesentlich langsamer und Sedol begegnet AlphaGo mit Respekt. Eine vorsichtige Spielweise, ein konservatives Spiel des Menschen. Der überraschende Punkt ist, dass AlphaGo ähnlich intuitiv spielt wie ein Mensch, nur besser. Dadurch, dass AlphaGo Deeplearning anwendet, ist es ein anderer Ansatz, der einen Durchbruch in der A.I.-Forschung darstellt. Ich habe mich dazu heute mit Michelle unterhalten, die hier bei Google arbeitet und selbst an der CMU (einer der großen Kaderschmieden für Computer-Scientists) studiert hat. Deeplearning würde nach ihr auf viele andere Prozesse noch nicht übertragbar sein. Vor allem bei Open-World-Problems würden sie bei Google tendentiel auf Deep-Learning-Ansätze verzichten oder zumindest sie nur zu sehr kleinen Teilen anwenden. Dennoch ist dies ein weiterer Durchbruch in der Entwicklung der A.I. So stellte Redmond heute in seiner Analyse fest, dass er den Stil von AlphaGo möge und davon womöglich noch viel lernen könne. Für jeden der dem Go-Spiel näher kommen möchte, dem sei diese japanische Anime-Serie „Hikaru No Go“ zu empfehlen. Natürlich etwas übertrieben (da wird man ja panisch), geht es darum, den besten Go-Move aller Zeiten zu finden.

Ergänzung: Nachdem zweiten Verlust erscheint es so als würde es ein kompletter Durchmarsch für das Go-Programm werden. Hinzu kommt, dass das Program eher sicher spielt und nicht auf viele Punkte setzt, so dass der Abstand zwischen Go und dem Profi unklar ist, aber wahrscheinlich wird es niemals mehr knapp zwischen Mensch und Go-Maschine werden.

2. Notiz zur Ernährung

Im Moment esse ich Sardinen. Aus nachhaltigem Fischfang in kaltgepressten Olivenöl. Eine gute Zwischenmahlzeit ohne viel Zeit für die Zubereitung zu verlieren. Ich kombiniere es mit meinen vorbereiteten, veganen Gemüselasagnen und ich wünschte diese Variante würde es als gut gewürzten Tofu geben, denn es spart mir viel Vorbereitungszeit.

3. Meine Fotografie

Ich habe mich mit Marwa (Tunesien) und Alexa (China) in Pittsburgh Downtown getroffen:

Pittsburgh

 

Ich komme nun besser mit der Feststelllinse klar und kann genauere Fotos machen. Vor allem bei meinen Schärfeeinstellungen mache ich nicht mehr so viele Fehler wie früher. Meine Kamera ist dabei eher „old-fashioned“:

4. Philosophische Notizen

Im Moment bearbeite ich Hegel für meine Dissertation und bin im Mai beim internationalen Hegelkongress in Deutschland. Mich interessiert dabei vor allem der Zusammenhang zwischen ewigen logischen Gesetzen und ihrer zeitlichen Feststellung, das heißt der Idee, dass Logik etwas Ewiges, vom Menschen Unabhängiges sei.

Ich verfolge jedoch weniger die konservative Interpretation, und glaube dass Logik zwar universal verstanden werden muss, die Kategorien dieser Logik aber durch Bewegung charakterisiert sind und deswegen nicht genau als unzeitlich festgestellt werden können.

Hegel betont hierzu in der Philosophie der Natur, dass die Logik einen diamantenen Kern darstellen könnte. Wobei meine These darauf zielt, dass dieser Diamant, die höchste Kompression von Gedanken sei, die wir bisher erreicht haben, aber deswegen nicht als unzerstörbar gelte. Denken und seine Kategorien sind die Höhepunkte unserer Zeit, wichtiger aber als ihr totes Skelett ist die Frage, ob sie sich in der Zeit realisieren lassen und wie sie sich realisieren.

Hierzu ist auch Hegels Geschichtsauffassung interessant, die ich der Einfachheit halber mit ein paar Notizen von Sparknotes darstelle:

http://www.sparknotes.com/philosophy/hegelphilhist/summary.html

Hegel unterscheidet in seinen Geschichtsvorlesungen 3 Arten von Geschichte:

1. die ursprüngliche Geschichte, geschrieben während ihrer Zeit

2. Reflektierte Geschichte: Nachdem die Geschichte bereits vergangen ist

3. Philosophische Geschichte, wobei a priori Gedanken genutzt werden, um Geschichte als rationalen Prozess zu verstehen

Wir wollen Geschichte nicht als zufällige Abfolge von Ereignissen verstehen, sondern sie nach einem inneren Plan charakterisieren. Wenn wir diese Art der Geschichtskonstruktion nicht verstehen, dann sind wir einer ungenauen Geschichtsschreibung hilflos ausgeliefert. Ich behaupte, dass unphilosophische Geschichtsschreibung auch zu Chemtrail-Theorien, Anti-Impf-Kampagnen, Auslandsverschwörungen und Antiamerikanismus führt. Letztlich ist es auch diese unreflektierte Geschichtsphilosophie, wonach die verlässlicheren Medien als Lügenpresse geschmäht werden und was letztlich den Erfolg von Programmen wie der AfD ebnet. Ich behaupte, dass jeder, der Pseudotheorien vertritt, auch für die politischen Konsequenzen verantwortlich ist. Aber das sind zunächst nur Thesen über die ich in der Zukunft nachdenken möchte. Für die philosophische Geschichtsschreibung müssen wir über den inneren Geist der Geschichte nachdenken. Dieser Geist ist Vernunft:

  • Vernunft ist unendlich frei, da sie sich selbst genügt
  • Vernunft ist in und für sich selbst (bitte nicht fragen, was das bedeutet :), nichts ist außerhalb des Prozesses
  • Vernunft ist demnach die Substanz der Weltgeschichte. „since world history is caused and guided by a rational process“ (http://www.sparknotes.com/philosophy/hegelphilhist/summary.html), denn andernfalls könnten wir es nicht verstehen

Was ist Freiheit für Hegel? Geist ist Freiheit realisiert in der menschlichen Geschichte. Menschen sind das Mittel in dem sich der Geist über ihre Köpfe hinweg realisiert. Auf der anderen Seite sind Menschen aber auch Subjekte und nur dadurch dass der Geist seiner selbst im Menschen bewusst wird, realisiert sich Geschichte (see http://www.sparknotes.com/philosophy/hegelphilhist/summary.html).

Wie kommen also dieses Subjektive, das Partikuläre des Individuums und das Objektive der Universalien zusammen? Für Hegel erscheint dieses Dritte im Staat, der Gesamtheit aller Individuen und der Regierung (see http://www.sparknotes.com/philosophy/hegelphilhist/summary.html). [Ein Staat ist daher für Hegel immer gut, oder im platonischen Sinne zumindest besser als der völlige Zerfall. Die Umwälzung durch Revolutionen wird dabei auch immer als Gefahr interpretiert, dass alles riskiert werden würde]. Im Staat realisiert sich etwas, das allen Indivduen doch gemeinsam sein sollte und zugleich universal verschieden. Etwas, dass die meisten nicht verstehen, denn der Staat repräsentiert die Menschen nur, aber drückt nicht direkt ihren Willen aus (auch ein längeres Thema). Er ist eine Synthese von partikularen und universalen Interessen.

Natürlich bleibt der Staat niemals in seiner optimalen Form. Geist muss über die Modi der Zerstörung in immer stärkeren Formen zurückkehren. Alle Selbstnegationen bringen Geist zu einer kompletten Realisierung im Selbstbewusstsein als rationale Freiheit und dies ist Vernunft.

Soviel Unklarheit mit Hegel für heute. Es ist aber ersichtlich, dass sich meine Forschung zunehmend von epistemologischen Problemen in den ethisch-politischen Bereich verschiebt.

 

5. Motivation zum Trainieren und Weitergehen:

Da das alles schwer genug war: Ich lese gerade ein Buch zum Flow und Steph Curry, der letztes Jahr mit Golden State die NBA gewann, scheint zu wissen wie das geht. Seine Vorspielroutine hier:

 

Zum Flow-Buch bald mehr

 

Das war’s. Wenn ihr mir anderweitig folgen wollt, dann added mich doch bitte bei Facebook oder tretet der Facebookgruppe oder der Googleplus Gruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden. Ansonsten könnt ihr mich gerne anschreiben oder einen konstruktiven (!) Kommentar hinterlassen.

Norman Schultz

Pittsburgh, März 2016

 

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