Kinoreflexionen: Suicide Squad, Jason Bourne und Bicycle Thieves

Jason Bourne – CIA-Müll, ständiger Alzheimer-Patient, Elitemörder mit moralischen Anflügen kehrt ein korruptes System gegen sich selbst. Jason Bourne in der Wiederholungsschleife, ein 2 stündiger Crash-Kurs in amerikanischer Außenpolitik. Jason Bourne eine Verschwörungsphantasie auf Leinwand, ein bewegliches Stillleben. Ein durchtrainierter, potentieller Edward Snowden mit Bud-Spencer-Faust-Niveau.

Drei Bourne-Filme machten insgesamt 1 Milliarde Dollar.

Als Zwischenspiel ein Bourne-Spektakel ohne Jason Bourne. Die Hollywood-Reste-Verwertung kapitalisiert: 125 Millionen Kosten, Einspielergebnis: $276,144,750 (8 November 2012).

Investoren, die sich schnell ihr Geld vermehren wollen, gibt es genug. Als Otto-normal-Investierer, keine Chance! Der neue Born bei 138 Millionen Kosten, Einspielergebnis: $194,078,274 (7 August 2016).

Der Plot gibt nichts Neues her: Bourne, der sich nach eigener Aussage an alles bereits erinnerte, findet nun in einer Gedächtnisrumpelkammer heraus, dass sein Vater, der mysteriös, mysteriös in einem Autounfall ums Leben kam, in die üblichen CIA-Umtriebe verstrickt war. Was folgt sind ein paar gebrochene Kiefer, gesplitterte Arme, Platzwunden, Tote, geschrottete Autos und demolierte Hausfasaden. Folgende Fragen stellen sich dabei:

  • Nachdem Bourne nun schon so viele alte CIA-Verschwörer getötet hat, wieviele Strippenzieher und Puppenspeiler bleiben da noch übrig um eine Fortsetzung zu inszenieren?
  • Kann der CIA wirklichauf alle Kameras der Welt zugreifen und spontan in jede Wohnung hineinspionieren? Hacker haben unwahrscheinliche Fähigkeiten, die alle Szenen wie Pokemon-Jagd aussehen lassen. Verschwommene Gesichter werden dabei schnell mal mit einem „Enhance“ kenntlich gemacht. Die sollten mal Photoshop entwickeln, könnten wahrscheinlich mehr verdienen als mit so plumpen Bourne-Filmen
  • Warum hat der Kameramann von Bourne-Filmen Parkinson?
  • Protestgruppen in Griechenland protestieren wild durch die Straßen ohne konkret für etwas zu sein. Keine Schilder, keine Symbole. Passt schließlich nicht in dieVermarktungsstrategie
  • Bourne hat bereits viele Schüsse in den Prequels weggesteckt. Neuerdings kann er auch Schüsse in seinen Bauch verdauen.
  • Wieviele Erinnerungsbruchstücke sind noch in Bournes Gehirn vergraben? Spontan erinnert er sich daran, dass das Auto seines Vaters explodiert ist? Der Plot für die Fortsetzung ist damit geklärt, denn wir wissen noch nichts über seine Mutter

Bicycle Thieves: Meine Meme Meme dazu hier.

Credentials:

Plot: Verzweiflung in Rom nach dem zweiten Weltkrieg. Man bekommt Arbeit, aber braucht ein Fahrrad. Seine Gattin verkauft das letzte Gut. Den nächsten Tag wird sein Fahrrad während der Arbeit gestohlen. Mit seinem Sohn macht er sich auf die Suche nach dem Fahrrad. Seine Verzweiflung wirkt sich zunehmend mehr auf seine Werte und die Beziehung zu seinem Kind aus.

Fazit: Es ist schwer einzusehen, warum dieser Film einer der besten Filme aller Zeiten sein soll. Das Erzähltempo des Films ist sehr träge.Gemäß des Neo-Realismus verwendete der Regisseur nur Laienschauspieler und verzichtete Rom groß in Szene zu setzen. Was den Film aber darüber hinaus einzigartig macht, ist einerseits der Einblick in das Nachkriegsrom und andererseits die intime Vater-Sohn-Beziehung. Der Vater, der letztlich zum Fahrraddieb wird, kann doch noch auf die Unterstützung seines vielleicht 5 jährigen Kindes hoffen und das obwohl er seinen Sohn mehr und mehr vernachlässigt hat. Während Antonio zunächst als umsichtig und fürsorglich für seine Familie dargestellt wird, wirkt sich seine Verzweiflung auf seine Empathie aus. In einer der Szenen fliehen Antonio und sein Sohn vor dem Regen, während sein Sohn ausrutscht und auf den Boden fällt. Antonio bemerkt dieses nicht mehr, weil er zu sehr von den existentiellen Problemen, einen Lebensunterhalt zu verdienen, abgelenkt ist. Sein Sohn aber rettet ihn schließlich vor der Strafverfolgung. In der letzten Szene gehen beide in den Abend und der Sohn ergreift die Hand seines Vaters.

Suicide Squad – Gewalt im MTv-Format, ästhetisch-erotisch inszeniert,  überladen mit Macker-Sprüchen, für die sich arm-ritzende Emos und die zuhausgebliebenen Gamer warm halten. Wer wegen Chemtrails nicht mehr auf die Straße geht, bekommt hier seine gründliche Portion Verschwörungspudding fürs Puddinggehirn serviert. Die Idee ist nicht schlecht: Superschurken müssen Welt retten. Aber ethische Kompromisse muss man als Zuschauer nicht eingehen, weil alle Schurken nur eine harte Schale, aber doch ein Emo-Herz zu verschenken haben. Das Gute gewinnt und der Dumme ist der Böse.

„Sympathy for the Devil“, „Bohemian Rhapsody“ als Wohlfühlmucke für den Punk-Metaller = Vekraufsstrategie der Studios.

6  tiefgründig-abgründige Superschurken, zu viel Material für Charaktereinführungen. Fast wirkt die Mehrzahl unserer Superschurkenhelden wie aufgelesene Streuner von der Straße. Daher: Viele Charaktere habe ich vergessen und einige machen absolut keinen Sinn: Boomerang? Der Mann wirf Boomerangs und soll unsere letzte Waffe gegen Superman-Bösewichte sein? Da hätte ich auch noch gut in die Truppe gepasst.

Will Smith als ProfiKiller darf wieder seine Rolle als Mr. Nice Guy übernehmen. Wirklich übel kann man ihm ja auch seine schlechten Filme nicht nehmen. Nicht einmal für seine nepotistische Kinopromotion seines untalentierten Wunderknabensohnemanns, der bei Gefahr die Augenbrauen hoch und bei Traurigkeit tief stellen kann. Aber egal, Will Smith ist obercool, so wie der Film, alles obercool, alles Pallettie daher auch gutes Einspielergebnis bisher: $161,087,183 (USA) (9 August 2016), bei einem Kostenpunkt von $175,000,000 (estimated), nicht schlecht Herr Specht.

Am Wichtigsten? Hinter schwedischen Gardinen verknallt sich Harley Quinn in einen alzu starren Joker (wahrscheinlich wegen der Gebissprothese mit breitem Grinsen aber geschmälerter Ausdruckskraft (Leto- leider kein Oscar diesmal)). Die Squad-Mitglieder tragen wie Harley Quinn auffällig bunte Kostüme und liebäugeln mit plumpen Accessoires. Baseballschläger und Holzhammer, Boomerang und Einhorn, das alles, um eine Zombie-Armee niederzuknüppeln, die sonst allen Special-Forces standhält. Sorry aber das macht absolut keinen Sinn: Warum kann eine aufgegeilte Clownsgehilfin ohne Superkräfte eine Zombie-Armee kurz und klein schlagen, während die amerikanische Armee wie Ameisen zertreten wird?

Egal, denn je weiter wir uns in der Story verlieren, desto sinnloser und lückenhafter wird der Film. Selbst beim Cutting wurde man faul. Der finalen Szene fehlt deutlich die Rhythmik. Gerade nach dem Endkampf fragt man sich, wieso Superhelden eigentlich so viel Zeit haben, sich zu unterhalten, während der stärkste Gegener aller Zeiten wie ein Sparringspartner um sie herumtänzelt? Die schreiben da glatt ihre Memoiren nieder. Auch die Bösewichtin fällt am Ende aus der Rolle, indem sie einem Mitglied des Squads vorwirft, keine Eier zu haben. Hallo, die Dame kommt aus dem Urwald hat sich aber unseren Unterschichtenslang schon angewöhnt? Die Idee von Suicide Squad wurde also grundlegend versaut.


Andere Filme, die es noch gilt zu überstehen:

Batman and Friends – Neuester Trend: Buddyhelden auf der Leinwand zu versammeln und mit Sprüchen fehlenden Plot kitten.

Zudem ganzen Bandenkram kommt dann noch eine andere Buddy-Komödie hinzu. Leider nicht mehr mit der Musik von Bernstein. Dafür wurden die Charaktere als sozialer Sprengstoff erweitert. Das Remake von „The magnificent Seven“ (das Remake von Kurosawas „Seven Samurai“, wahrscheinlich schauen wir die alle in Folge) bald in ihren Kinos:

Soviel dazu… Ich fotografiere so vor mich her.

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Norman Schultz, Pittsburgh, August

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