Weisheit (Teil1) – Woran erkennen wir Weise? (Genies Teil 6)

In diesem Beitrag möchte ich über Weisheit nachdenken. Da vor allem Meditierende als weise gelten, möchte ich fragen, ob diese tatsächlich weise sind. Hier stehen wir vor einem Problem, denn wie erkennen wir, ob jemand weise ist? Wie erkennen wir überhaupt, dass Meditationen einen Sinn haben? Bei beiden Beantwortungen wird sich zeigen, dass wir wenig Gründe haben, jemandem zu glauben, dass er weise sei, denn es geht immer um innere nicht beweisbare Wahrheiten. Schließlich werden wir dabei auf charismatische Persönlichkeiten wie beispielsweise Charles Manson zu sprechen kommen, die behaupten erleuchtet mithin weise zu sein und damit sogar Anhänger ihrer abstrusen Theorien gefunden haben. Die Frage wird leiten: Wie haben sie das geschafft? Der gesamte Beitrag ist sehr skeptisch geworden, obwohl ich Bewunderung für die Askese in mir besitze. Dieses aber muss in einem anderen Beitrag erörtert werden. Ansonsten empfehle ich, auf meinem Blog zur Askese zurückzugreifen.

Der Weg der Weisheit scheint kein einfacher zu sein. Um zur Meisterschaft aufzusteigen bedarf es 30.000 – 40.000 Stunden der Meditation, zumindest sofern wir den fernöstlichen Weisheitslehren folgen. Weisheit ist lernbar lautet die Divise, das heißt aber im günstigsten Fall können wir es innerhalb von 5 1/2 Jahren bei 15 Stunden Meditation am Tag schaffen. Bei einer Stunde am Tag, die wir dafür frei räumen könnten, lägen wir bei 82 Jahren. Angesichts dieser immensen Zahlen können wir die Gründe erahnen, warum wir Weisheit mit weißen Bärten und hohem Alter verbinden. Diesen Mut zur Meisterschaft können wir wohl kaum mehr vergleichen mit dem, was wir in der westlichen Welt an Mastertiteln verteilen – Meister der Künste. Was aber zeichnet unter all denen, die Weisheit suchen, erfahrene Meditierende aus?

Rembrandts Weiser im Elfenbeinturm

Es heißt, Meditierende sind in der Lage ihre Aufmerksamkeit hoch zu fokussieren. Sie können, wie es Singer, der bekannte Neurowissenschaftler, bei Scobel zum Thema Meditation erörtert, Zustände des so genannten Lösungsbewusstseins ein- und ausschalten und gar über Stunden der Meditation hinweg halten. In diesem Zustand erzeugen sie ein Höchstmaß an Stimmigkeit und verspüren keine Unruhe.
Der Laie steht nun jedoch vor diesen religiösen Entsagungsriten, vor der Landschaft der Elfenbeintürme, aus denen die Weisen blinzeln, und fragt sich zweifelnd: Ist das genug, um 15 Stunden vor einer weißen Wand zu starren? Eine Erleuchtung, die dann nur als Resutltat hat, dass ich als Mensch in einer Ecke sitze und zufrieden bin? Kann das reizen?

Drei Gründe, warum ich das für fragwürdig halte: Erstens bezweifle ich, dass hier eine vernünftige Relation zwischen Zweck und Mittel erfüllt ist. Die geopferte Zeit erscheint mir zu viel. Zum Zweiten glaube ich, dass wir nicht Zufriedenheit wollen, sondern Weisheit, die eben die Einsicht in die unabdingbare, wirkliche Welt befördert, von der sich Meditierende aber zurückziehen müssen. Sie gehen in eine innere Wüste und entsagen mit ihren Meditationsriten der Außenwelt auf Jahre hinaus. Zum Dritten glaube ich, dass wir, insofern wir die Einsicht in die Welt als Weisheit erhalten, unser innerstes moralisches Bewusstsein und damit das Pflichtbewusstsein zum Erwachen bringen, was wir mit bloßer Meditation nicht schaffen würden. Dieses Pflichtbewusstsein besagt nämlich, dass wir uns nicht einfach so aus der Gesellschaft zurückziehen dürfen, sondern diese in ihrem Zusammensein befördern müssen. Mönche, die dann den ganzen Tag mit einem kleinen Besen herumlaufen und den Weg säubern, damit sie kein Leben vernichten, sind zwar bewundernswert in ihrer Askese, doch angesichts der vielen ungenutzten Energien, die sie dabei verschwenden, wenig hilfreich. Darüber hinaus frage ich, ob der Zustand der inneren Zufriedenheit nicht einem höheren Egoismus entspringt. Darf das Ziel der Zufriedenheit als Grund für den Rückzug aus der Gesellschaft gelten? Muss nicht gerade das ethische Genie, sich bis auf das letzte Hemd entkleiden und mit aller zur verfügenden Kraft die Verbesserung der Menschheit anstreben als sich in einer Suche nach sich selbst zu verlieren?

Um es klar zu stellen, Weisheit leuchtet mir als erstrebenswertes Gut ein, auch wenn ich an dieser Stelle noch nicht genau sagen kann, was Weisheit bedeutet, die Religionen aber, die sich im Umfeld einer oftmals unzulässig beanspruchten Weisheit stiften, schrecken mich ab und damit auch die Meditationslehren. Wonach bewerten wir denn die Erleuchtung dieser Meditierenden? Ihre Behauptung, dass die Weisheit in ihnen ist, ist mir zu wenig und viele Resultate ihres Wirkens sehe ich nicht. Hierauf möchte ich etwas stärker reflektieren.

Der bloße Glaube an die weisen, meditierenden Männer erscheint mir aus den genannten Gründen problematisch. Mit der Hoffnung (jenem Gefühl, dass alles gut wird, egal wie es tatsächlich seinen Lauf nimmt) geben wir diesen weisen Männer all zu oft einen Vertrauensvorschuss, der die gesamte menschlich erfahrbare Welt übersteigt. Mit unserem Glauben an diese weisen Männer hieven wir sie in eine transzendentale Welt, in der schließlich nur Erleuchtete ihren Platz haben. Treu dem Prinzip, dass nur ein Meister einen Meister erkennen könnte, so sind wir bereit alle Aussagen als weise und durchdacht, nein sogar als erleuchtet einzusehen. Wir können es nur „noch“ nicht verstehen. Ich jedoch glaube nicht an diese dubiosen Genies der unüberprüfbaren Innerlichkeit und damit auch nicht an das Phänomen einer von außen verstehbaren Erleuchtung. Warum?

Ich will das mal mit einer Anekdote klären. Als ich zum wiederholten male von einem Campuschristen von Gott überzeugt werden sollte, sagte ich ihm, dass die islamische Religion genau dieselben Ansprüche vertrete, nämlich, dass ihr Gott der wahre Gott sei. Also fragte ich, warum ich nun seiner Religion und der einmaligen Beweisschrift, dem Buch seiner Bücher, Glauben schenken sollte. Da antwortete er mir, dass man spüre, wenn Muslime von ihrer Religion erzählten, diese Muslime eben nicht authentisch wären. Und genau hier liegt das Problem, woher wissen wir denn, dass jemand die Wahrheit sagt, also authentisch ist? Wenn wir es nur von außen beurteilen, was er von sich innerlich bezeugt, so können wir nur unseren eigenen Schlüssen glauben, vertrauen aber mehr als wir wissen. Wenn ich zum Beispiel sage, Gott habe zu mir gesprochen oder meinetwegen nur, dass die Wahrheit in mir sei, warum sollte mir jemand glauben?

Nun heißt die Antwort des Christen und wie auch bei anderen Religionen, dass diese Menschen, die die Wahrheit sprechen, authentisch seien. So gilt zum Beispiel auch Osho als authentisch – seines Zeichens Religionsstifter. Wenn ich diesen Herren allerdings sehe, dann frage ich mich immer nur, ob es gut ist, so lange nicht zu blinzeln. Aber seht selbst.

Was sehen wir hier also? Wir sehen einen Mann, der es auf mir gänzlich unverständliche Weise geschafft hat, viele, viele Anhänger um sich zu scharen und so ein Millionendollarimperium aufzubauen. Seine Flotte von 93 Rolls Royce, die er angeblich für seinen Rücken benötigte (schwerer Bandscheibenvorfall) oder auch, die er hatte, um den anderen ihre Fokusierung auf diesen Aspekt des Materialismus zu demonstrieren, oder auch als Ironie auf die amerikanische Lebensweise, sagt schon ihr übriges aus. Gut, ich rede wenig über seine Lehre und tue ihm vielleicht Unrecht, aber hinsichtlich seiner Lehre, sehe in ihm nur einen Mann, der viel redet und an dessen Lippen seine Anhänger ganz bieder kleben. Der Mann redete so viel und so werden heute noch Bücher veröffentlicht, da einfach alles mitgeschnitten wurde, was er gesagt hat. Auch heute noch viele Jahre nach seinem Tod werden damit gute Verkaufszahlen erzielt. Sanyasin dürfen übrigens reich sein und es ist eine Religion, die sich auch sehr gut vermarkten kann.

Aber zurück zum Thema, woher weiß ich, dass jemand erleuchtet ist? Wenn ich jemandem glaube er sei erleuchtet, dann entweder weil ich selbst glaube, zumindest einen Teil dieser Erleuchtungsenergie in mir zu besitzen oder weil ich mir sehr wohl bewusst über das dunkle Gewölk meiner unbekannten Seele bin, die mir so undurchdrinbar verzweifelt erscheint, so dass ich jedem Dahergelaufenen einfach glauben will, dieses um der eigenen Erlösung willen. Erleuchtete beleuchten also eher mein Dunkel, als dass sie tatsächlich Licht in die Welt bringen. Ich behaupte also, dass die Authentizität in beiden Fällen nur im Auge des Betrachters liegt. Doch sind das Kriterien, wenn sie denn aus mir kommen? Nein, denn diese Kriterien sind subjektive Kriterien. Hinzu kommt, dass der Begriff der Erleuchtung hier zumeist ein zutiefst menschlicher ist, nämlich nicht der Wunsch nach Wissen über die Welt, sondern einfach nur der Wunsch nach eigener Zufriedenheit. Wenn sie denn wenigstens etwas besonderes können würden. Zum Beispiel mit einem Schlage Superrechner wären, Klavier spielen könnten, ohne Training alle Bewegungen replizieren könnten, dann würden sie mich von ihrer Erleuchtung überzeugen können. In der Regel behaupten sie allerdings nur (vielleicht auch sehr charismatisch), dass sie etwas können (das werden wir später noch bei Charles Mansons sehen). Wie soll dieser Beweis nun aber aussehen, wenn er nicht äußerlich sein darf? Wie wollen sie mich überzeugen?

Es heißt: Jeder, der sich leidenschaftlich einer Sache verschrieben habe, beginne in der Sache zu fließen. Er fließt um den Gegenstand des zu Erkennenden und wird zum Erkennen selbst und das zu Erkennende zu ihm. Wir würden also sehen, dass der Meditierende etwas Erleuchtung an sich habe, denn er sei in den Fluss der Welt hinabgestiegen und so werde das Verhältnis zwischen ihm und Welt aufgehoben und er ganz Welt ohne Differenz, zum Fluss der Welt selbst. Herzlichen Glückwunsch! Ein Mensch gewinnt sich selbst, wo er sich doch eigentlich an die Welt verloren hat. Ob wir diesen Selbstgewinn von außen beurteilen können, möchte ich bezweifeln, denn wir könnten uns ja täuschen. Zum Aspekt der Selbstauflösung in Welt hatte ich darüberhinaus schon eingewendet: Selbst wenn diese Zustände immense Zufriedenheit und Einheitserfahrungen mit der Welt in den Meditierenden auslösen, was sagt uns, dass dieses erstrebenswert wäre? Es könnte also zunächst sein, dass die Erleuchteten sich selbst täuschen.
Das Kriterium der Wahrheit sei hier nun aber, dass wir spüren, dass die Meditierenden im Fluss mit sich selbst seien (auch wenn sie sich selbst täuschen). Doch was hieße diese Einheit mit sich selbst nun? Zunächst ist es nur ein menschliches Kriterium. Denn wir beurteilen einen erstrebenswerten Zustand von Menschen, nicht aber die Welt selbst in diesen Menschen. Einheit bedeutet also, dass der Mensch sich dabei wohl fühlt. Selbst, wenn diese Menschen dabei behaupten, die Welt erkannt zu haben, dann doch nur als Menschen. Die Einheit der Welt ist also eine menschliche. Beweise, dass sie die wirkliche Welt erkannt hätten, bleiben schlielich auch aus, denn das würde bedeuten, dass sie überprüfbare Vorhersagen über die Welt mit 100% Zielsicherheit machen könnten. Da sie das nicht können, heißt das, dass sie nur die innere Welt meinen können. Aber mixen wir mal beide Arugmente zusammen: Wodurch können wir hier nun bei dieser inneren Welt ausschließen, dass das Menschliche, der Wunsch nach Zufriedenheit, der den Meditierenden vielleicht sogar selbst täuscht, uns hier nicht zur gesamten, wirklichen Einheitsschau im Weg steht? Warum sind diese Mönche, die in den Abgrund der Meditation hinabgestiegen sind, nicht einfach nur einer Traumillusion der inneren Zufriedenheit erlegen und geben diese jetzt an uns authentisch wieder und täuschen damit auch uns? Und warum sollten wir ihnen mehr abnehmen als diese innere Illusion? Wir müssten also eine Antwort haben, warum die Meditierenden sich nicht selbst täuschen und zum zweiten, dass sie uns nicht täuschen.

Betrachen wir es zudem für einen Moment nur biologisch: Das Gefühl der Zufriedenheit und Einheit ist ein Belohnungsmechanismus, der uns anhalten soll, etwas zu schaffen. Wenn wir diesen Belohnungsmechanismus nun selbst regulieren können, warum sollten wir noch etwas anderes tun? Wir würden uns im Zufriedenheitsmodus verlieren und wie eine senile Person auf Drogen ruhig gestellt von uns selbst im Glück verloren gehen. Darüberhinaus wären wir unter Umständen über jeden Zweifel erhaben, dass dieses falsch sein könnte. Und badabing wirken wir authentisch. Tatsächlich ich rede von der Gefahr, dass die Menschheit sich im Glück und in der Zufriedenheit verliert, einem Wachtraum, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt, weil wir dieses Gefängnis der positiven Gefühle selbst wollen würden. Authentizität kann also täuschen, selbst wenn sie wahr wäre. Es gibt keine Sicherheit vor einer möglichen Selbsttäuschung, so wahr es sich auch anfühlen mag.

Authentizität ist also in dreifacher Hinsicht fragwürdig: Wir können einem subjektiven Wollen erliegen und uns selbst täuschen, wir könenn von anderen getäuscht werden und die denen wir glauben könenn sich selbst täuschen. Für alle drei Täuschungen gibt es keine Lösung in der Gefühlswelt der inneren Zufriedenheit. Ich behaupte daher: Nur, dass rationale Gefühl, das Gefühl des Verstandes kann uns vor einer Auflösung im Hormonbad unseres Körpers in der Welt bewahren und zur Pflicht der menschlichen Wirklichkeit führen, auch wenn wir dabei unsere eigene Zufriedenheit riskieren. Weisheit würde diese Einstellung meiner Meinung bedeuten. Ob es dieser Weg des Verstandes allerdings ein sicherer ist, das weiß ich allerdings auch nicht, denn der Verstand könnte uns ja auch mit seinem Denken täuschen. Alle Lösungsansätze, die ich hier kenne (Platon, Aristoteles, Kant, Hegel, Heidegger, Brandom), betrachte ich als gescheitert.

Sind zufriedene Menschen nun weise? *lach* Ich ziehe jeden Nobelpreisträger jedem noch so Erleuchteten vor, denn die Religionen, so lange es sich bei ihren Vertretern nicht um ethische Ausnahmetalente handelt, sind prinzipiell ein Geschäft, das wenige Resultate vorzeigt und sind daher auch schlicht nicht beweisbar. Was nützen mir die zufriedenen Menschen, die sich über die Welt nicht mehr empören und jede noch so abstruse Situation mit innerer Genugtuung und einem senilen Lächeln beantworten? Zudem hatte ich schon so langweilige Abende mit Leuten, die vorgaben die Wahrheit zu kennen. Von Weisheit habe ich da wenig gespürt. Der Rückzug vom Leben und die Einkehr in sich selbst, in die Wachheit fordern ihren Tribut. Der klare Geist, der Himmel ohne Wolken, die verschmolzene Einheit aller Dinge ohne Dingkonstante, was soll diese bringen außer Zufriedenheit für das eigene Leben? Welchen Sinn hätte dieser Sinn für das eigene Leben, wenn er abgesehen von der eigenen Sinngebung keinen Sinn hätte? Und so haben diese Menschen mich wenig inspiriert.

In einem meiner nächsten Beitrag muss ich also über den Sinn der Zufriedenheit und den Sinn der Weisheit nachdenken, der bedeutet, dass wir eben nicht nach eigener Zufriedenheit streben, sondern nach mehr. Dieses Mehr bedeutet, dass wir unsere eigenen Grenzen erforschen. Zunächst aber möchte ich nochmals über den Glauben an den Erleuchteten nachdenken und hinterfragen.

Menschen, die als erleuchtet gelten, werden oftmals von den Anhängern als sehr charismatische Persönlichkeiten beschrieben. Dieses Kriterium allerdings unterliegt historischen Schwankungen, so gilt Osho als charismatisch, Hitler und eben auch Charles Menschen. Ich glaube sehr wohl, dass unter den richtigen historischen Bedingungen es immer Menschen geben wird, die diese Menschen als charismatisch empfinden, aber das ist nur der Bezug auf eine historische Persönlichkeit, wir haben als historische Persönlichkeiten wenig Möglichkeiten ahistorisch und sogar nicht anthropozentrisch zu beurteilen. Nun könnte natürlich einer behaupten, dass diese Menschen charismatisch sind, weil sie eine innere Wahrheit tragen. Gut, das mag sein, ist allerdings wie erörtert nicht überprüfbar, damit wäre sein Glaube nur ein Glaube, der keine Überzeugungskraft besäße. Im übrigen wäre die innere Wahrheit, insofern sie überprüfbar wäre, eine äußere Wahrheit. Hierin besteht ja auch der Schutz vor einer wissenschaftlichen Überprüfung, indem immer auf ein Inneres unüberprüfbares, weil nicht Beobachtbares, zurückgegangen wird. Dies hat zur Konsequenzen, dass wenn jemand es denn nur schafft Charisma, das heißt innere Wahrheit zu zeigen, nicht mehr unterschieden werden kann, ob es wirkliches Charisma oder Täuschung ist. Mein westlicher Zweifel allerdings lässt diese Menschen nicht mehr zu. Ich glaube nicht daran, dass Menschen in ihrem Inneren das große Ganze erkannt haben, insofern sie nicht angeben können wie. Das Kriterium der Authentizität ist daher, wie auch schon ausführlich erörtert, ein sehr problematisches. Übrigens selbst Heidegger, einer der größten Denker der Philosophiegeschichte, glaubte an Hitler aufgrund seines Charismas. Nachdem Jaspers fragte, wie er diesem Verrückten nur Glauben könne, antwortete Heidegger: Ja, verrückt, aber sieh dir seine Hände an. Ebenso galt auch Charles Manson, der Mann, der die Frau von Roman Polanski Sharon Tate (die damals angeblich schönste Frau der Welt) brutal ermorden ließ, als charismatisch bei seinen Gespielinnen. Sie haben sich immerhin zu einem brutalen Mord inspirieren lassen und glauben auch heute noch an ihn, weswegen eine seiner Anhängerinnen auch die Möglihchkeit der vorzeitigen Entlassung verwehrt bekommen hat. Sie töteten eine Frau, die im 8 Monat schwanger war und stachen ohne Skrupel in ihren Bauch. An den Kommentaren im Internet können wir erkennen, dass es offensichtlich immer noch Menschen gibt, die die kindischen Eskapaden von Manson bewundern. Soll das etwas Charisma sein?

Die Ãœberzeugung mit der Manson sich selbst vermittelt, bestimmen sein Charisma nach Außen und ich bin überzeugt, dass auch ich in Gegenwart von ihm weiche Kniee bekommen würde. Können wir nun aber sagen, dass dieser Mann in einer Einheit mit sich besteht und innere Wahrheit besitzt? Anhänger von Helter Skelter, seiner Religion, würden das. Er ist schließlich nach eigener Aussage der wiedergeborene Jesus. Ich sehe nichts weiter als einen Spinner, der mit ein paar Momenten Menschen verwirrt. Doch, was wohl andere überzeugt, ist, dass Manson vollkommen überzeugt von sich ist. So glaubt er, dass sich in ihm nichts wiederholt und er ständig das Neue aus sich herausproduziert (was ich im übrigen als das einzige Kriterium für ein Genie ansetzen würde). Dabei merkt er nicht wie seine „Dance-Moves“ klar dem Bild der 60er – 70er entsprechen. Von der Entwicklung der Außenwelt des Tanzes (außerhalb seines Gefängnisses) hat er wenig mitbekommen.

Ich sehe in diesem Tanz eine Person, die überzeugt ist von sich und sich dabei nur lächerlich macht. Aber zum Problem: Wir sind in einem historischen Kontinuum eingebettet und was wir produzieren, bezieht sich immer auf die sprachlichen Vorgaben, von denen wir uns vielleicht etwas entfernen, auf die wir aber eingebettet in die Kultur immer bezogen bleiben. In diesem Sinne ist auch die sprachliche Vorgabe des Tanzes, diejenige von der Manson sich nicht lösen kann. Das Charismatische ist wahrscheinlich, dass er es schafft, seinen Anhängern aber zu vermitteln, dass er diese Einzigartigkeit des Neuen besäße. Seine Anhänger können womöglich die historische Gebundensein ihres Denkens nicht durchdringen und glauben daher Manson. Alles sei neu, sagt er ja selbst und warum sollte er sie, der so authentisch ist, anlügen? Ich denke auch, dass die Tradition bei Größen wie Beethoven immer eine Rolle spielt. Deswegen hört sich die Musik von Beethoven dem Genie auch wie Klassik an. Auch die Evolution des Tanzes unterliegt den Gesetzen dieser Evolution der Meme (Wie es Dawkins nennen würde, wie schon in meinem Beitrag zur Schwarmintelligenz dargestellt) . So hat beispielsweise auch die Entdeckung der Körperwelle zu den diversesten Ausprägungen des Tanzes geführt. Ein Mem von dem sich Tänzer heute nicht mehr so leicht lösen können.

Hier könnten wir nun einige Elemente zusammentragen, die sich in immer bessere Tanzstile integriert haben. Insofern wäre ein weitere Beitrag über die memetische Evolution des Tanzes interessant. Um es aber kurz zu machen, immer wenn wir jemandem aufgrund einer unüberprüfbaren Authentizität glauben, ist die Gefahr groß, dass wir einem absoluten Spinner aufsitzen. Auch Guttenberg galt ja aufgrund seines Charisma mithin seiner Authentizitä bei der Bevölkerung und so konnten auch Beweise gegen seine Person nicht beeindrucken. Wir fragen daher abschließend: „Wie erwecken wir den Eindruck, dass wir weise sind?“

Was können wir hieraus schlussfolgern? Erstmal hat Bill Clinton einen Guttenberg gebaut hat, denn ohne Fußnote handelt es sich um ein Plagiat. Ansonsten: Um weise zu klingen, Grammatik gelernt bei Yoda du musst haben.

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