Sind Risiken kalkulierbar? Vom Risiko des Restrisikos

Was ist ein Risiko?

Risk to fall
Be-inhaltet Aufstehen zu viele Restrisiken?

Rein mathematisch betrachtet ist ein Risiko der statistische Erwartungswert eines Ereignisses multipliziert mit den Kosten bei Eintritt des Risikofalls. Diese Berechnungsgrundlage ist ganz hilfreich, denn nach dieser Kosten-Nutzen-Kalkulation kann zum Beispiel die Anhebung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h auf 50 km/h kalkuliert werden. Wir können politisch etwas inkorrekt hier sogar deutlich machen wieviel ein Toter in Minuten bedeutet. Wir könnten alle Verkehrstoten in Deutschland zählen und mit der Geschwindigkeit von überall 30 km/h verrechnen und wüssten wie viel uns schnelles, individuelles Reisen heute bedeutet. Gut das ist übertrieben. Kalkulierbare Risiken machen es uns einfacher, mit Problemen umzugehen. Und diese Forschung hat Frankreich im 19. Jahrhunderte an die Spitze der Casinobranche befördert.


Die Handhabbarkeit von Risiken gilt aber nur für Fälle, da das Risiko leicht berechenbar ist. Bei Atomkraftwerken ist es unwahrscheinlich schwierig einen Erwartungswert für schwere Störfälle zu generieren (das Lieblingswort der Bloggerszene übrigen, weil neuerdings wird alles generiert: Traffic, Content, Besucher, Bildung. Wir können alles generieren. Das Legowort, das überall passt, aber das nur um noch was am Rande zu generieren). Störfälle haben die Eigenschaft selten aufzutreten und dadurch sind wir darauf angewiesen, die möglichen Störvariablen zu kennen. Unterschiedliche Expertenteams kommen nun aber zu unterschiedlichen Einschätzungen des Risikos, was darauf deuten, dass wir die Störvariablen vom gesellschaftlichen Hintergrund her abschätzen. Das spricht nicht gerade für die Naturwissenschaft. Die Anwendungsbereiche der Naturwissenschaft sind daher noch begrenzt. Natürlich will diese irgendwann alles erklären. Die Frage, ob das möglich ist, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Naturwissenschaft auch an den Grenzen an Aussagekraft verliert.

Ebenso ist übrigens die Tatsache, dass Kraftwerke nicht versicherbar sind, ein Hinweis darauf, dass auch die Kosten aufgrund von zu vielen Störvariablen nicht kalkulierbar sind. Daher kommt hier unsere Risikoforschung an eine Grenze und auch die Wissenschaft, denn diese kann keine gesicherten Kausalzusammenhänge aufweisen. Bei ungewissen Risiken in Kul-Welten gibt es keine statistisch auswertbaren Daten und keine eindeutigen Strategien. Womöglich sollten wir daher auf Hochrisikotechnologien verzichten? Das Problem aber ist, dass unsere Welt schon so mit Risiken durchsetzt ist. Risiken sind unvermeidbar geworden. Leben an sich, aufstehen ist gefährlich und ich kann nicht abschätzen, ob die Weichen schon gestellt sind., ob das Kind vielleicht schon in den Brunnen gefallen ist Es ist das Risiko des Risikos, das nicht zu wissen.

Für alle die mehr wissen wollen, kann ich natürlich Becks „Risikogesellschaft“ empfehlen, muss allerdings hinzufügen, dass es nicht sonderlich gut strukturiert ist, sondern eher aphoristisch daher kommt. Der Vorteil ist: Es gibt viele Zitate, die man sich rausschreiben kann ;)

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