Verschwörungstheorien auf dem Prüfstand (Teil 3) – Schwache Argumentationen gegen Kritiker des Verschwörungswahnsinns (Conrebbi)

Könnt ihr euch einen Archimedes der Wetterwaffen vorstellen? (Bild:wikimedia)

Da natürlich viel Kritik mit Conrebbis Argumentationen verbunden ist, muss Conrebbi diese kognitive Dissonanz ausgleichen. Entsprechend hat er ein Video produziert. Sein Argument dabei ist natürlich, dass die anderen sich nicht vorstellen können, was er schon lange kapiert hat. Den Bewusstseinszustand unserer Gegenwart vergleicht er daher mit einer historischen Situation.

So hätte Archimedes als die Römer Syrakus belagerten, deren Schiffe mit riesigen Strahlenwaffen (Hohlspiegeln) bekämpft und deren Schiffe in Brand gesetzt. Danach sei die Hälfte der römischen Flotte zu Bruch gegangen. Da die Römer „wissensmäßig“ (Conrebbis Lieblingsausdruck) sich nicht hätten vorstellen können, dass Archimedes solche Waffen besitzt, hätte selbst eine Warnung nicht dazu geführt, dass sie vom Angriff abgeblasen hätten. Hier begegnen wir bereits dem ersten argumentativen Fehler. Aber bevor wir uns diesen genau anschauen, schaut vielleicht erstmal das Video und überlegt, welche Fehler gemacht werden.

Das Archimedes-Argument

Kommen wir also zunächst zu Conrebbis Vergleichsargument hinsichtlich Archimedes. Das Argument ist wie folgt strukturiert:

Prämisse 1: Die Römer werden vor Strahlenwaffen vor einem geplanten Angriff gewarnt.
Prämisse 2: Die Römer können sich nicht vorstellen, was Strahlenwaffen sein sollen.
Konklusion: Also die Römer greifen Syrakus dennoch an.

Deduktiv ist die Argumentation nicht gültig (den Begriff deduktive Gültigkeit hatte ich bereits in einem anderen Blogbeitrag im Hinblick auf Conrebbis Theorie zur Obamagesichtstransplation geklärt). Das Argument ist nicht deduktiv gültig, denn wenn die Prämissen wahr sind, so muss die Konklusion keineswegs wahr sein. Dies ist zum Beispiel genau dann der Fall, wenn die Römer von einer dubiosen Quelle gewarnt werden (ein antiker Geistesverwandter von Conrebbi zum Beispiel). Sie können sich dann vielleicht auch nicht vorstellen, was Strahlenwaffen sind, allerdings ist das unerheblich. Wenn eine Quelle unzuverlässig ist, höre ich nicht auf diese. Und überlegen wir uns mal die Konsequenz, die Römer hätten bei jeder Warnung den Kopf in den Sand gesteckt. Es gab mit Sicherheit viele Warnungen vor Göttern oder anderen Dingen, die sie sich nicht hätten vorstellen können, dann aber hätten die Römer niemals einen Kampf begonnen. Die Zuverlässigkeit der Quelle muss also gewährleistet sein. Und so ergibt das Argument keinen Sinn mehr:

Prämisse 1: Die Römer werden vor einem Angriff von einer zuverlässigen Quelle vor Strahlenwaffen gewarnt.
Prämisse 2: Die Römer können sich die Strahlenwaffen nicht vorstellen.
Konklusion: Also greifen die Römer dennoch Syrakus an.

Genau jetzt gibt das Argument keinen Sinn mehr. Denn wenn ich gewarnt werde von jemandem der vertrauenswürdig ist (zum Beispiel einem hochrangigen Wissenschaftler), dann ist es unerheblich, ob ich es mir den Grund vorstellen kann oder nicht. So einen Fall haben wir zum Beispiel bei der Kernkraft. Viele von uns verstehen nicht, worin die Gefahren eigentlich genau bestehen (ich auch nicht), aber die Warnungen von zuverlässigen Quellen reichen uns aus. Conrebbis Argument funktioniert also nicht.

Die Parallele zu heutigen Wetterwaffen

Kommen wir zu einem weiteren problematischen Punkt der Argumentation von Conrebbi und wovon wir im Übrigen viel lernen können. Conrebbi stellt nämlich in Bezug auf die gegenwärtige Bedrohung durch eine wirtschaftlich kontrollierte Nutzung des Wetters fest. Er behauptet nun dass viele Menschen, die sich das nicht vorstellen können, in einer ähnlichen Lage wären wie die Römer vor Syrakus. Einerseits sei diese Wettermanipulation nun zwar sehr schwer vorzustellen und nicht in wenigen Worten zu erklären; andererseits sagt Conrebbi aber auch, dass die Prinzipien doch so einfach seien. Der problematische Punkt aber betrifft die Vorstellbarkeit, denn nur weil etwas vorstellbar ist, heißt es nicht, dass es auch wahr ist. Zunächst wollen wir aber erstmal Conrebbis Gedankengang etwas rekonstruieren bevor wir das genau klären.

Nun ist Conrebbi natürlich nach eigener Aussage in der glücklichen Situation, dass ihm Informationen zugeführt werden. So weiß er auch, dass australische Organisation negativ geladene Wolken durch eine Antennenanlage ionisieren und damit ein Abregnen bewirken. Natürlich ist das ganz einfach. Hinzu kommt nun, dass Antennenanlagen zur Wetterbeeinflussung überall auf der Welt herum stehen würden und es sogar Riesenanlagen gäbe, die transportabel sind. Anfang 2011 wurden diese alle dann synchronisiert und hätten ein Potenzial entwickelt, das nicht mehr beschreibbar sei. Wetterberichte verweisen darauf eindeutig, wobei unsere Medien natürlich nicht unabhängig genug sind, um solche Wetterphänomene zu hinterfragen. Stattdessen, so argumentiert Conrebbi, werde uns ein Klimawandel verkauft, der natürlich Non-Sense sei (Mit Klimaskepsis habe ich mich bereits einem anderem Blog zum Klimawandel auseinandergesetzt. Was Conrebbi hier aber entfaltet, hat eine andere Dimension als die Klimaskeptiker, die ich dort thematisiert habe. Er lässt nämlich gemäß der verschwörungstheoretischen Grundposition verlautbaren, dass Lehrer und Wissenschaftler unter einer Decke mit den Verschwörern stecken. Dass hier dann eine so breite Front von Verschwörern am Werke wäre, die die entsprechende Geheimhaltung unpraktikabel machen würden, kommt ihm nicht mal in den Sinn. Aus diesem Grund aber ist mein Argument gegen Conrebbis Klimaskeptizismus auch fruchtlos. Ich argumentiere nämlich in meinem anderen Blog, dass sich nahezu 90% von amerikanischen Klimaforschern einig darüber sind, dass es diesen gibt und dieser durch Menschen verursacht ist. Nun halte ich dafür, dass die Wissenschaft immer noch für die zuverlässigste Quelle ist, insofern wir solcherlei Dinge beurteilen wollen).

Statt aber nun auch noch die Klimawandeldebatte zu führen, richten wir lieber unseren Fokus auf Conrebbis Hauptargumente. Conrebbi setzt nämlich eine abstruse Argumentationsfigur an. Er arumentiert ungefähr so, dass wenn ich mir etwas vorstellen kann, dieses auch der Wahrheit entspräche. Dies ist aber falsch, denn wir können vieles logisch denken, die Frage ist, ob es auch tatsächlich so ist. So könnte ich mir beispielsweise vorstellen, dass ein Bakterium sich so mit einer Ammoniakschutzhülle umgeben könnte, dass es in der Magensäure überleben könnte. Nur weil ich mir das aber vorstellen kann, heißt es noch nicht, dass es dieses gibt. Und selbst wenn es ein solches gibt, hieße das noch nicht, dass es mit Krankheiten wie zum Beispiel Magengeschwüren in Verbindung stehe (zum Helicobacter Pylori hatte ich ja schon im ersten Beitrag zu Conrebbi argumentiert. Natürlich glaube ich daran, dass H-Pylori Magengeschwüre verursacht, allerdings kommt es mir auf den Beweisgang an). Die Beweisführung muss sich hier auf Empirie stützen und die nutzt Conrebbi kaum, sondern stellt wilde Spekulationen in den Raum.

Wir machen das mal am Beispiel von Archimdes deutlich. Dieses Beispiel nämlich, was Conrebbi als real voraussetzt, entspricht womöglich nicht der Realität. Wissenschaftler (die ja bestimmt Verschwörer sind) des MIT (einem der besten Technology-Instutes in der Welt) haben versucht diese Strahlenwaffe des Archimedes nachzubauen, allerdings mit sehr mäßigem Erfolg. Archimides und seine Strahlenwaffe ist daher wohl eher ein Mythos der Antike. Der Witz dabei ist, dass wir es uns beim Hören sehr gut vorstellen können. Wir bauen in Gedanken einen riesigen Hohlspiegel, mit dem wir Schiffe entzünden. Dass das dann aber in der Praxis nicht funktioniert, hängt damit zusammen, dass unser endliches Erkennen immer abstrahiert und damit nicht alle Parameter der Realität entsprechend würdigt, aus diesem Grund muss jede Vorstellung stets auf die Welt zurückbezogen sein. (Ein anderes Beispiel wäre die Idee, dass wir mit Fasten unseren Körper entgiften und entschlacken. Das hört sich plausibel an, aber die Frage ist, ob wir dabei nicht zuviel in den Gegenstand unseres Körpers hineingedacht haben. Wissenschaftliche Lehrmeinung ist mittlerweile, dass eine Entschlackung des Körpers Unsinn ist).

Was heißt das nun für Conrebbis Wetterwaffen? Ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass Wettermanipulation möglich ist, aber die Frage ist, welche Grenzen meine Vorstellung hat. Hier nun darauf zu vertrauen, dass allein unsere Vorstellungen Beweis für die Funktionabilität unserer Vorstellungen wären, wäre ein radikaler Fehlschluss, den Wissenschaftler seit der Descartesischen Wende unseres Denkens nicht mehr machen. Erst als man in der Neuzeit begann riesige Hochöfen zu bauen, die ein mal mehr oder weniger gewünschtes Produkte hervorbrachten, begann man über die subjektiven Bedingungen des Denkens nachzudenken. In Zusammenarbeit mit der aufkommenden Chemie entwickelten Philosophen die wissenschaftlichen Standards, die die Entdeckung des Neuen zuverlässig begründen. Dieses Denken ist ja vor allem dann problematisch, wenn wir das Geschehen, was wir vorhersagen wollen nicht mehr beobachten können. Der Laborwissenschaftler war damit geboren, der in empirischen Versuchen alle Versuche genau dokumentiere und mit statistischen Methoden der Wahrheit auf die Spur kam. So muss jede Theorie heute empirisch überprüft werden, andernfalls gibt es auch keinen Nobelpreis, wie wir beispielsweise von Higgs wissen (Insofern dieses Higgs-Teilchen tatsächlich empirisch nachgewiesen würde, so würde Higgs sofort den Nobelpreis bekommen).

Konsequenzen für unser Denken
Der Grundfehler im Denken vieler liegt also darin: Etwas hört sich plausibel an, also muss es so sein. Und das ist falsch. Deswegen denkt daran, ihr müsst auch daran arbeiten jeden noch so plausiblen Gedanken, den ihr habt, empirisch zu überprüfen. Dies ist gerade die Schwierigkeit und der Garant für Weiterentwicklung sowie die Vorteile, die ihr im Wettbewerb erlangen könnt. Es würden sich also Fragen stellen wie: Inwiefern kann ich mein theoretisches Konstrukt empirisch bestätigen? Diese Frage hat auch nochmal einige Hürden in sich, ist aber tatsächlich ein Schlüssel von leistungsfähigen Unternehmen. Visionen und Ideen sind die Grundlage, das ist klar, aber einige Ideen und Visionen sind falsch. Wie könnt ihr also die richtigen von den falschen Visionen und Ideen unterscheiden? Ich kann so viel sagen, dass ein Verstand dazu nicht immer ausreicht, da dieser die Bedingungen der Welt nicht alle in sich erschöpfend darstellen kann, sondern von den Bedingungen der Welt, von der Reichhaltigkeit dieser abhängt, auch wenn er zugleich die Grundbedingungen ihres Erscheinens enthält.

Conrebbis weitere Schlussfolgerungen zu korrupten Regierungen
Da Conrebbi von der Simplizität der Wetterbeeinflussung überzeugt ist, so stellt er nun natürlich die Frage, warum die Regenfälle in Thailand und Australien nicht verhindert worden sind. Vorausgesetzt natürlich, dass seine Prämisse, dass so etwas möglich ist, wahr ist, würde es sich natürlich um einen Skandal handeln. Aber ist das theoretische Konzept wahr? Hierbei handelt es sich daher um einen Grundfehler in der Schlüssigkeit (und nicht in der Gültigkeit):

Prämisse 1: Wettermanipulation ist Regierungen möglich.
Prämisse 2: Es gibt große Überschwemmungen in Bevölkerungsregionen.
Konklusion: Die Regierungen wollen diese Ãœberschwemmungen.

Das Argument ist gültig, aber keineswegs schlüssig. Es setzt nämlich voraus, dass Wettermanipulation im großen Stil tatsächlich möglich ist. Vorstellbar wäre es, aber das heißt noch nichts. Es kommt also auf die Vertrauenswürdigkeit der Quelle an, die die Warnung ausspricht und da Herr Conrebbi schon mehrfach mangelnde Kompetenz bewiesen hat, so möchte ich ihm einfach nicht mehr vertrauen, so wie ich es anfangs aufgrund des wissenschaftlichen Anstrichs, den er sich selbst gab, getan habe.

Lieber Herr Conrebbi, ich kann mir sehr wohl Wetterwaffen vorstellen, aber nur weil ich mir etwas vorstellen kann, heißt das noch nicht, dass diese Vorstellung auch wahr ist. Daher leide ich wohl nicht an geistiger Verstocktheit, wie sie ihren Kritikern vorwerfen, sondern Sie kennen eher nicht die Grundbedingungen unseres Denkens und leben noch in der Zeit eines Archimedes als das Denken noch als Wahrheit galt, da die Welt ja offenbar ist. Um es mal an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen: Ich kann mir auch vorstellen, wie Leben auf dem Mars möglich wäre, das heißt aber nicht, dass es dieses dort gibt. Und nur weil Sie sich die Existenz einer Weltverschwörung vorstellen, glaube ich nicht daran. Mehr Beweise bitte!

Ich würde es begrüßen, wenn Conrebbi in seiner zur Verfügung stehenden Zeit, Informationen kritisch wertet und klar abgrenzt, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche nicht. Solcherlei Recherche leistet meines Erachtens Noam Chomsky. Die bloße Spekulation eines Conrebbi allerdings bringt niemanden weiter. Da Conrebbi sich aber als Künstler wider die Mächtigen sieht, so denkt er auch, dass es Gründe von Seiten der anonymen Macht sind, die ihn bei Youtube abmahnen, um sein weiteres konfuses Denken zu verhindern:

Ich kenne natürlich die genauen Gründe für die Abmahnung nicht, vermute aber, dass es sich eher um Urheberrechtsverstöße handelt, da Conrebbi immer wieder Bilder verwendet, die nicht von ihm sind. Sein Argument jedenfalls, dass das Video schon 6 Monate Online sei und es erst jetzt auffalle, zieht nicht, denn solche Urheberrechtsverstöße werden häufig mit Verzögerung festgestellt. Conrebbi wird uns erhalten bleiben, da sich viele von seiner Angstmache beeindrucken lassen. Das Einzige, was sich dagegen setzen lässt, ist eine weitere Schärfung des Wissens über Argumentation, denn Conrebbis Argumentationen sind bis jetzt zumeist haltlos.

Im nächsten Beitrag werde ich mich daher Conrebbis Spekulationen zu einem atomaren Anschlag auf die Fussballweltmeisterschaft am Sonntag konzentrieren. Ich nehme das nicht sehr ernst, würde es aber auch nicht ausschließen. Meine Mutter wird bei diesem Spiel sein, deswegen werde ich mir das nochmal genauer anschauen.

Bis später also Norman.

Nachtrag: Offensichtlich ist es doch gelungen archimedische Strahlenwaffen allerdings mit veränderter Technik zu bauen: Den Artikel dazu seht er hier: Archimedes und seine Strahlenwaffen. Das Argument aber, dass wir unsere Vorstellungen durch Experimente überprüfen müssen, bleibt bestehen.

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