Schnellschreiben und Selbststeigerungsphilosophie

Wohin führt die Geschwindigkeitsphilosophie? CC_Foto h.koppdelaney

Wohin führt die Geschwindigkeitsphilosophie? CC_Foto h.koppdelaney

Philosophen schreiben viel (wie meine treueren Leser mit Sicherheit schon bemerkt haben). Da ich schon sehr früh feststellte, dass ich auf eine Welt der Vielschreiber gekommen war, habe ich mir sehr früh angewöhnt, das Zehnfingersystem zu nutzen. Ich habe damals damit geübt, Musikeranekdoten aus Büchern über die Sommerferien für mein eigenes Archiv abzutippen. Damals wusste ich noch nicht, dass das Internet diese Tätigkeiten überflüssig machen würde. Ich habe mir damals damit das Zehnfingersystem selbst beigebracht, es gleicht aber dem Zehnfingersystem zu 100 Prozent. Im Sinne einer Effizienzphilosophie folgte ich simpel der Idee, für die dieselbe Taste stets den selben Finger zu benutzen.

Vorteile einer Effizienzphilosophie

Zumeist kann ich Menschen nicht verstehen, die darauf bestehen, dass ihre Adlersuchtechnik in ähnlicher Geschwindigkeit funktioniere wie das Zehnfingersystem. Ihr System ist dabei willkürlich und ineffizient. Oftmals besteht ihr System aus einer einstudierten Gewohnheit, wobei diese einfach nicht abgelegt werden soll, da die eigene Philosophie auch irgendwie trägt. Das Gehirn möchte sich nicht unbedingt verändern, sondern bei alten Routinen bleiben. Die Mühe eines Ausweises der Vorteile eines Zehnfingersystems möchte ich hier auch aus diesem Grund nicht machen, daher zitiere ich kurz und bündig Wikipedia dazu:

„Gegenüber einer unsystematischen Schreibtechnik erlaubt das Zehnfingersystem eine Steigerung der Schreibgeschwindigkeit (Anschläge pro Minute), die Senkung der Fehlerquote und eine ergonomisch günstigere Eingabetechnik. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, das Ergebnis auf dem Monitor mitzuverfolgen bzw. beim Abschreiben nicht ständig zwischen Textvorlage und Tastatur hin- und herschauen zu müssen. Eine weitere Effizienzsteigerung bedeutet das Erlernen der Tastenkombinationenfür die Programmbedienung am Computer, da dann nicht ständig zwischen Maus und Tastatur gewechselt werden muss und die Tastatureingabe weitaus schneller ist als das Navigieren der Maus zu einem präzisen Punkt auf dem Bildschirm.“

The need for Speed in der Philosophie CC_Foto: Éole

The need for Speed in der Philosophie CC_Foto: Éole

Wer sich tatsächlich verbessern und im Sinne einer Philosophie steigern möchte, dem brauche ich nicht die Vorteile runterbeten. Meines Erachtens besteht das Zingerfingersystem aus einer maximal ein- bis zweiwöchigen Umstellphase. Dann ist die Ursprungsgeschwindigkeit erreicht, und ab diesem Zeitpunkt wird das gesamte Schreibgeschehen produktiver. Als Philosoph spare ich dadurch nicht unbedingt Zeit, aber ich nutze meine Zeit intensiver. Beim Schreiben ist es mittlerweile fast so, als würde ich die Gedanken auf das Blatt denken.

Hinter dem Zehnfingersystem verbirgt sich also ein einender Grund, der daher auf eine Zehnfingersystemphilosophie schließen lässt. Es geht genauer um Effizienzphilosophie und damit um die Frage der Berechtigung dieser: Warum eigentlich immer schneller? Zu dem einen Grund, der wir selbst sind, am Ende mehr. Zuvor mal noch ein paar hilfreiche Anmerkungen zur Geschwindigkeitssteigerung (auch wenn ihr das Zehnfingersystem bereits beherrscht).

Bei Facebook habe ich derweil eine gute Applikation gefunden, wo ihr eure Schreibgeschwindigkeit messen könnt. Ich habe hier 100 Wörter die Minute geschafft, was ca. 500 Anschläge die Minute sind. Ihr könnt einfach auf das folgende Bild klicken und eure Geschwindigkeit vergleichen. (Das folgende ist kein Affiliate Link):

Typing Test Score

Mit Sicherheit lässt sich ein bisschen mit diesem Programm auch üben. Leider ist der Wortschatz aber sehr gering und das Üben der Groß- und Kleinschreibung sowie extra Zeichen entfällt fast. Dennoch zeigt es euch ungefähr euren Stand.

Empfehlung eines Systems?

Ich hadere mit einer absoluten Empfehlung zum Zehnfingersystem (obwohl es eigentlich schnell erlernt wird), denn die Spracherkennungssoftware ist einfach zu fortgeschritten (Wenn ihr allerdings als Journalist in Pressekonferenzen oder als Philosophiestudent in Vorlesungen sitzt, sieht das mit Sicherheit anders aus). Wenn ihr also keine Zeit habt, dann holt euch einfach ein Diktierprogramm. Schon jetzt macht das Programm „Dragon“ das Zehnfingersystem nahezu überflüssig:

(Aus diesem Grund würde ich im übrigen auch keine fremden Sprachen mehr mit der Perspektive auf Ãœbersetzung studieren, da schon einige sehr fortschrittliche Ãœbersetzungsansätze in den Schubladen der Linguisten liegen. Ich bin sicher: Schnellschreiben -und Stenographie wird in der Zukunft nicht mehr benötigt werden.“

Dieses Dragon nutzt meine Philosophieprofessorin (Claudia Bickmann) und sie beantwortet damit schnell diverse E-mails auf verschiedenen Wegen und spart sich damit viel Zeit. Die Applikation verwendet sie auch für ihrem I-Phone. Da wir womöglich durchschnittlich mit einer Geschwindigkeit von geschätzten 200 Wörtern pro Minute sprechen, würde dies bei mir eine Erhöhung um mehr als 100 Prozent bedeuten. De facto schreibe ich ja mit schätzungsweise 70-80 Wörtern pro Minute. Meine Schreibblockaden beschränken sich immer auf wenige Sekunden zur Decke starren.

Im Moment zögere ich noch mir dieses Programm für den doch sehr stolzen Preis von über 100 Euronen zuzulegen, da ich überlege in Amerika weiterzustudieren und dort dann auf englische Software angewiesen wäre. Zumindest aber könnte es mich mit meinem Smartphone versöhnen, denn dort E-mails zu schreiben, ist für einen, der das Zehnfingersystem gewöhnt ist, ein absoluter Pain-in-the-Ass. Von 100 Wörtern pro Minute auf vielleicht 10 Minute herunterzufallen, fühlt sich an wie ein Sturz aus dem fünften Stock. Hier mal jemand, der auch dort geschafft hat, schnell zu schreiben (achtet mal auf die komplizierte Schreibweise eines Umlauts. Ehrlich gesagt zum Totärgern, wie ein Fußgänger, der in einer belebten Straße plötzlich vor einem stehen bleibt).

Mit meinen 500 Anschlägen pro Minute gehöre ich zum höheren Range der Schnellschreiber, obwohl dies noch keinesfalls optimal ist. Die Fehlerquote ist bei mir sehr niedrig. Rein physisch sei wohl eine Anschlagrate von 750 Anschlägen nicht überschreitbar. Dennoch gibt es einige interessante Lösungen, die hier noch ein paar Nanosekunden herausholen sollen.

Die philosophische Frage stellt sich natürlich, was aus der letzten Geschwindigkeit herausgequetscht werden soll. Warum noch einen Ticken effizienter werde, warum hier noch etwas eine Sekunde schneller machen? Nun der Grund für den Geschwindigkeitsrausch ist simpel: Erst wenn ich versuche, alles effizienter zu machen, so gehe ich sicher, dass die Minute, die ich dort spare, nicht genutzt wird, um sie in einem anderem Arbeitsprozess zu vertrödeln. Es nützt in der Philosophie einer Selbststeigerung nicht nur eine Fähigkeit zu optimieren, weil unser Wesen so verfasst ist, dass wir es dementsprechend an anderer Stelle dann vertrödeln. Wir sollten daher nicht eine Fähigkeit erlernen, sondern generell eine konsequente Selbststeigerungsphilosophie in den Blick nehmen.

Warum aber eine Selbststeigerungsphilosophie? Auf Effizienz will ich natürlich nicht alles trimmen, sondern die Effizienz dient, um schließlich dem EINEN den richtigen Platz zu verschaffen: Dem Selbst. Machen wir diese Selbststeigerungsphilosophie im Geschwindigkeitsrausch mal an einer Geschichte deutlisch:

Nach einer Geschichte aus dem dritten Buch des Philosophen Sua Ten gelang es vor zwei Tausend Jahren einem chinesischem Mönch seiner Hinrichtung durch den Scharfrichter zu entkommen. Als das Schwert begann seinen Hals zu durchtrennen, befand sich der Mönch bereits in tiefster Meditation. In dieser Meditation schaffte er immer mehr Gedanken in einem Moment zu denken, so dass die Zeit um ihn herum immer langsamer wurde, bis sie schließlich stehen bliebt. Schließlich schöpfte und nutzte er die Sekunden derart, dass die Zeit für ihn unendlich und er selbst ein Selbst wurde. Heute noch zwei Tausend Jahre später ist dieser Mönch nie gestorben, obwohl er gestorben ist.

Effizienzphilosophie nimmt daher eines in den Blick: Uns selbst. Wir wollen mehr Zeit, weil es letztlich um uns und die Menschheit geht und dies sollte jedem beim Steigerungsversuch klar sein. Ihr arbeitet schneller, um noch mehr genießen zu können. In der absoluten Geschwindigkeit schließlich liegt die absolute Ruhe (dies ist natürlich philosophisch-dialektisch zu der anderen esoterischen Heilsphilosophie der Entschleunigung zu betrachten. Beide Philosophien bedingen sich und müssen in ihrem Werden und nicht in ihrer Absolutheit betrachtet werden).

Effizienzphilosophie

Noch zum unsystematischen Abschluss ein paar Gedanken, die nicht mehr passen, aber auch nicht vorenthalten bleiben sollen: Im Ausland gibt es einen guten Witz: Warum haben die Deutschen keinen Humor? Weil es nicht effizient genug ist. Effizienz aber ist in vielen Bereichen unerlässlich, so im Ego-shooter-Sport. Dies führt dann soweit, dass eigens Tastaturen dafür angefertigt werden und die Spieler effizientere Tastsystem entwickeln. Eine derartige Tastatur mal im Folgenden Video und im Sinne einer Selbststeigerungsphilosophie bis demnächst und denkt daran: Jede Sekunde zählt.

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