Zur Lernphilosophie – Wie lernen wir richtig?

Durch merkwürdige Zufälle bin ich bei meinem Studium zunächst nicht nur bei der Philosophie gelandet, sondern auch beim Sprachenlernen. Obwohl ich mich in der Schulzeit niemals für Sprachen interessiert habe, sind es gar alte Sprachen im Studium geworden. Nach der Auseinandersetzung mit dem Philosophen Wittgenstein und dem Philosophen Heidegger erschien es mir damals zwingend logisch, die Grundlagen unseres Wissens in unserer Sprache zu suchen.

„Die Grenzen unserer Sprache sind die Grenzen unserer Welt“ (Wittgenstein)

„Die Sprache ist das Haus des Seins, in ihm wohnend der Mensch.“ (Heidegger)

Diese Sätze der zwei Philosophen hatten damals eine Überzeugungskraft, die ich aus heutiger philosophischer Sicht ablehnen würde. Ich glaube heute nicht mehr an eine besonders ausgeprägte sprachliche Relativität, wonach wir die Welt stark gefärbt durch unser sprachliches Raster wahrnehmen. Dennoch folgte ich damals dieser Philosophie und so wollte ich an die Grundlage der Sprache überhaupt, die mir in ihrem Ursprung verborgen schien. So lernte ich also Grundlagen der Indogermanistik, Latein, Gothisch, Hethitisch, Altjapanisch und Griechisch.

Lernen und Erleuchtung (zur Lernphilosophie)

Lernen und Erleuchtung (zur Lernphilosophie) CC_Foto: Norman Schultz

 Aus meiner Erfahrung kann ich nun folgendes sagen: Der muffige Geruch der Altphilologiezentren rührt zwar auch von den alten Büchern, aber Menschen wie ich, die dort lernten, waren dennoch merkwürdig und haben oft gestunken (ausgenommen ich ;)). Bis heute weiß ich bei vielen nicht, warum diese verdammt nochmal alte Sprachen lernten. Sie lernten, lernten, lernten. Warum? Rückwirkend muss ich lachen. Ich hätte die Zeit auch in Sprachen investieren können, die ich dann leicht durch Praxis hätte erweitern können (Französisch, Chinesisch, Japanisch). Und nun? Wenn schon das Gothisch-Studium nicht zur Bankkarriere taugt (es sei denn die Finanzwelt einigt sich auf die neue Banksprache „Gotisch“), so taugt das Studium zumindest immerhin für ein paar Witze: „I am so gothic, I speak gothic“.

Methodenfragen im Lernen

Eine Sache aber war interessant. Verschiedene Leute an diesen Instituten beherrschten teilweise über 20 Sprachen. Waren diese Sprachgenies? Ich bezweifle dies, sondern glaube, dass diese besonders gute Methoden hatten, Sprachen zu erlernen. Seitdem ich dort Sprachen erlernt habe und nebenbei noch Klavierspiel, so weiß ich, dass es nicht unbedingt auf die Fähigkeit ankommt, sondern auf die richtige Methode. Da aber alle lernen, wie sie wollen und sich niemand gern in seine Gewohnheiten hineinreden lässt, leben wir meines Erachtens in der Didaktik noch hinterm Mond. Was ist die richtige Methode? Weiß dies jemand? Nun, ich habe viel zu diesem Thema gelesen als ich an der Uni Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens unterrichtet habe und aus dieser Erfahrung muss ich sagen, Menschen wollen in der Regel überhaupt nicht wissen, wie sie etwas besser lernen. Wenn ich wissenschaftliche Ergebnisse beispielsweise darstellte, dass vor allem Studenten besser abschnitten, die tendenziell weniger mitschrieben, so bekam ich in der Regel nur zu hören: Bei mir funktioniert es aber wirklich anders. Viele waren überzeugt, ein bestimmter Lerntyp zu sein, obwohl diese Theorie mittlerweile in der Didaktik als überholt gilt (viele Dozenten vertreten sie aber noch unwissend) und schrieben Romane in den Vorlesungen mit, ohne auch nur zu denken. Die einheitlichen Philosophie und die Methode des Lernens sind aber entscheidend:

So gibt es beispielsweise schon chinesische Klavierschulen, die technisch perfekte Pianisten mit 18 Jahren hervorbringen (früher waren diese wesentlich älter), gleiches gilt für die Schachschulen, wo Großmeister immer jünger werden. Für Sprachen gibt es Sprachzentren, die Sprachen schnell und effizient in die Menschen einprügeln. Leider kosten diese Sprachprogramme viel Geld und sind für Philosophen gewöhnlich nicht erschwinglich. Warum aber werden diese Lerntechniken nicht schneller und unabhängig von privaten Bildungszentren verbreitet? Warum hören wir nicht jeden Tag von neuen Lernerfolgen? Weil Menschen, wie gezeigt, zu bequem sind und nicht lernen wollen. Ihnen fehlt die Neugier sowie die kritische Reflexion der Philosophie. Sie sind nicht bereit sich selbst zu betrachten und sich schnell zu verändern. Persönlichkeitssteigerung erlebe ich bei den meisten Menschen selten. Leben ist dann bei ihnen eine merkwürdige Mischung aus Alkohol und Debilität. Meine Philosophie ist dies nicht.

Meine Lernphilosophie

Nun bin ich leider selbst kein Lernexperte, bin aber als Philosoph doch noch von einem Gedanken beseelt, mehr lernen zu wollen, da ich doch hoffe, die letzten Gründe doch noch durch intellektuelle Kräfte zu enthüllen. Das Philosophiestudium hat mich allerdings leider abgeklärter als mit 18 gemacht. Lernen – erscheint mir momentan dennoch als sinnvoll, wenn auch abgemildert und ich mich eher zu fragen beginne, was ich sinnvoll produzieren kann. Doch für das Lernen suche ich immer Kontakte, will aber keine Besserwisser in meinem Team haben, sondern Menschen, die bestrebt sind, ständig Prozesse zu prüfen und zu verbessern.

Was will ich lernen:

Chinesisch, Beatboxen (Hört sich doof an, aber das wäre ein sinnvoller Zeitvertreib unter der Dusche), Körperbeherrschung, Klavier, schneller lesen, Philosophie, Mathematik, Fotografieren, Kochen, Schlafen, Autogenes Training, luzides Träumen und einiges mehr

Problem ist auch, dass ich noch keinen konkreten Plan habe und aufgrund der Vielzahl mich verzettle. Daher muss ich mir klarer werden, was ich wo integriere und in welcher Weise ich es messe. Dazu später mehr. Mit Sicherheit muss ich noch einiges effizienter gestalten (und der jüngste bin ich auch nicht mehr). Zudem fehlt mir das Korrektiv: Menschen, die mich korrigieren und besser sind als ich, so mich auf Dinge hinweisen wollen. Zumeist treffe ich Menschen, die von ihrem Wissen überzeugt, sich nicht kritisch betrachten und da ist fragwürdig, was ich davon dann lernen soll. All zu häufig komme ich durch gezieltes Fragen an die Grenzen ihres Wissens und dann kann ich oft nichts mehr lernen.

Also scheint es so zu sein, dass nur ich selbst für mich bleibe. Ich glaube jedoch nicht, dass ich mich allein in meiner Philosophie noch wesentlich steigern kann und hänge fest. Zumal fehlt es mir oftmals an Motivation und straighter Lebensphilosophie; mir fehlt der Arbeitsethos von früher. Dann gibt es nicht viele, die meinen „Lifestyle“ teilen wollen. Dat Kölsche Völkchen sieht meine Tätigkeit doch sehr argwöhnisch als eine angeblich „angespannte“ Lebensphilosophie und meinen immer, ich sollte mehr auf meinen Körper hören (obwohl ich in der Regel genauer schmecke, besser Musik und mehr Sport als diese mache).

Nun gut, also was muss ich machen? Solange ich nicht auf Hilfe von Anderen hoffen kann, muss ich selbst zur Sache gehen, auch wenn ich momentan nicht weiß, wo. Wenigstens will ich meine Leistungen messbar machen und Erfolge für mich verzeichnen als auch mich selbst konstruktiv kritisieren. Noch habe ich neben der Promotion Zeit. Im Berufsleben sieht dies später sicher anders anders aus. Aber wie motiviere ich mich und wie kontrolliere ich mich? Wie lerne ich mehr? Schwierig.

Prof. Peter Kruse, auf den ich ja schon bei meinem Artikel zur Socialmediaphilosophie verwiesen hatte, gibt hier zumindest erste hilfreiche Hinweise zur Lernphilosophie. Wie ich diese allerdings umsetzen soll. Das weiß ich auch nicht genau.

Lernphilosophie – Wie lernen wir?

Prof. Kruse empfiehlt, seine Lernprozesse vor allem sensibel zu begleiten. Dies bedeute vor allem zunächst eine konsequente Selbstbeobachtung. Warum dies wichtig ist, versucht er am Beispiel der Sprache zu erläutern:

Wie lernen wir seiner Auffassung also Sprachen? Zunächst lernen wir einzelne Vokabeln, dann schalten wir irgendwann um auf Sätze und lernen (übergeordnete Sinneinheiten). Danach komme der Schritt, an dem wir nur noch zuhören, wonach wir dann alsbald auch in der Sprache denken und träumen. (Ich bin im übrigens nicht der Meinung, dass wir Sprachen in dieser Weise lernen sollten, aber es geht um die Veranschaulichung). Für Prof. Kurse sind zwei Fehler entscheidend:

  • Fehler, die vermieden werden sollten
  • Fehler, die alte Ordnungsstrukturen restrukturieren, um eine höhere Ordnung zu erzeugen

Zweitere Fehler sind entscheidend. Dies habe ich früher als Vorform der Erleuchtungsstufe festgestellt, die eintritt, wenn man sich beim Klavierspielen auf ein neues Level hebt. Nach einer Phase der Stagnation setzt eine Phase der gehäuften Fehler ein. Diese Phase muss ausgeschöpft werden und es müssen so viele Fehler wie möglich gemacht werden, denn nach Prof. Kruse destabilisiert der Organismus hier alte Muster und erlernt die neue Gewohnheit. Um neue Gewohnheiten zu lernen müssen alte abgelegt oder zumindest destabilisiert werden. Wir lernen also in Sprüngen und bis zur nächsten Erleuchtungsstufe im Lernen brauchen wir vor allem eins: Motivation.

Das folgende Video ist motivierend und ich dabei vor allem eines gelernt: Für coole Interviews, brauche ich coole Hintergrundmusik.

Ein sicher durchschnittlicher Beitrag, denn mir fehlt der genaue Ansatz. Motivation bleibt wohl eines der Hauptprobleme. In den nächsten Beiträgen wird es dennoch vermehrt um die Frage des Lernens im Hinblick auf die Steigerungsphilosophie gehen. Denn ich will wie Steve Pavlina meine Motivation in den Griff bekommen. Wenn ihr mitlernen wollt, dann seid ihr gerne willkommen. Ansonsten vielen Dank, dass ihr vor allem den letzten Artikel so fleißig geshared habt :) Vielleicht verratet ihr mir im Kommentar, was ihr lernen wollt.

Norman Schultz

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2 Antworten auf Zur Lernphilosophie – Wie lernen wir richtig?

  1. Anka sagt:

    Ich habe mich zu Kurs Autogenes Training angemeldet. Habe solch einen Kurs bereits 1x besucht, doch das weiterüben leider nicht durchgehalten. Nun möchte ich es schaffen. Dein Artikel hilft mir , darüber nachzudenken, wie ich es besser erlernen kann. Es geht um die Schaffung neuer Gewohnheiten. Ich habe bereits kleine Erfolge mit dem „einfach tun“ und selbst das ist schwer.
    Interessant war auch die letzte Quaks- und Co- Sendung, wo es um die Ãœberwindung des Inneren Schweinehundes ging.
    Anka

    • Anonymous sagt:

      Hallo derlei Anregungen erhoffe ich mir, denn sie bringen mich auch dazu, nach anderen Wegen aus den Gewohnheiten zu suchen. Ein Beitrag zum Autogenen Training steht nun auf meiner Liste.

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