Was können wir über Gott wissen? Letztbegründungsfragen und Religion

Am Anfang schuffF GOtt Himel vnd Erden Warum ist die Frage nach der Letztbegründung wichtig? Unsere Gesellschaft rühmt sich oftmals damit, sich auf eine Wissensökonomie umzustellen. Dabei nehmen wir an, dass unsere Wissenschaft funktioniert. Warum also die Frage nach einer abermaligen Begründung dieser Wissenschaft stellen?

Unsere Wissenschaft funktioniert im Großen und Ganzen. Dennoch wissen wir viele Dinge noch nicht. Zum Beispiel wissen wir eigentlich nicht genau, was Wissenschaft ist. Wird dann beispielsweise gefordert, dass wir mehr Geld in die Wissenschaften stecken, damit wir mehr Ergebnisse bekommen, so ist die Frage, wie wir das Geld denn am besten investieren. So einfach ist das nämlich leider nicht. Wir geben nicht mehr Geld und die Wissenschaftler „wissenschaften“ mehr und bekommen Ergebnisse. Wüssten wir genau, wie Wissenschaften funktionieren, so würden wir Geld investieren und hätten ein exaktes Resultat. Oftmals aber ist es unklar, wie man zu erwünschten Zielen kommen kann und ob sie überhaupt erreichbar sind. Meines Erachtens hängt dies damit zusammen, dass die endgültige Form der Wissenschaft noch nicht erreicht ist. Wissenschaft ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Methoden, die in vielen Bereichen mit unterschiedlichen Zielen variabel eingesetzt werden. Die Form der Wissenschaft, obwohl es grobe Gemeinsamkeiten gibt, hängt dabei vom konkreten Inhalt ab. Um Wissenschaft richtig zu benutzen oder zumindest nicht falsch einzusetzen, lohnt sich daher die Frage nach der Wissenschaft zu stellen. Es geht darum, prinzipiell die Grenzen ihrer Anwendung zu kennen.

Oftmals hört man nun: man kann nicht immer alles wissenschaftlich beantworten. Zwar ist dieser Satz prinzipiell richtig. Doch dann sollten wir doch auch genau wissen, wo Wissenschaft zum Einsatz kommt und wo nicht, andernfalls ist es ein Allgemeinplatz. Oftmals wird dann dieses Argument sogar eingesetzt, um ein speziell irrationales Verhalten zu rechtfertigen. Wichtige wäre es hier jedoch zu verstehen, warum wir bestimmte Dinge nicht mit bestimmten wissenschaftlichen Methoden verstehen können. Wichtig ist auch zu wissen, wann wir aber bestimmte Methoden haben die zuverlässig sind. Dieser Frage gehe ich in diesem Essay nach. Wer es aufmerksam liest, der wird am Ende, so behaupte ich, ein besseres Verständnis von Wissenschaft haben.

Mein Hauptziel ist es damit, die Diskussion von Religion vorzubereiten. Religion ist tatsächlich eine Frage, die wissenschaftlich gestellt werden muss, damit aber meine ich nicht empirisch wissenschaftlich. Empirisch sind alle Dinge, die man messen oder beobachten kann. Ich werde erklären, warum das mit Religion nicht geht. Das heißt aber nicht, dass Religion kein Gegenstand einer anderen Wissenschaft sein kann, die den Modus wechselt.

Was ist Letztbegründung?

Letztbegründung ist die Suche nach einem einheitlichen Grund der Wissenschaften. Es ist die Idee eines Fundaments, das nicht mehr erschüttert werden kann. Letztbegründung soll daher die Grundlage für das Haus unserer Wissenschaften sichern. Doch die Frage bleibt, auf welchem Fundament steht ein solches Fundament? Welche Wissenschaft sagt uns, dass die Wissenschaft richtig liegt?

Eine Selbstbegründung der Wissenschaft durch empirische Methoden würde auf zwei Probleme treffen.

  1. Empirische Wissenschaften argumentieren zumeist induktiv. Das heißt sie beobachten Einzelphänomene und versuchen, davon einheitliche Gesetze abzuleiten. Diese Methode bringt uns Wissen. Dieses Wissen ist aber nicht logisch zwingend, sondern nur wahrscheinlich. Aber würdet ihr in ein Haus einziehen, dass wahrscheinlich sicher ist? Ein gesichertes Fundament kann Induktion daher nicht liefern.
  2. Das zweite Problem ist drängender. Eine Selbstbegründung würde sich in einem Zirkel verfangen: Methode A ist richtig, weil Methode A zeigt, dass Methode A richtig ist. Was aber wenn Methode A widererwartend falsch ist? Wir würden keine Möglichkeit haben, es durch eine zuverlässige Methode zu zeigen. Methode A kann also falsch sein und uns so betrügen, dass sie richtig ist.

Die Letztbegründungsproblematik ist einer der entscheidenden Gründe, warum Physiker wie Hawking und DeGrasse naiv sind. Neil DeGrasse Tyson lehnt zum Beispiel oftmals Philosophie ab, da sie für ihn irrelevante Fragen diskutieren würde. Auf der anderen Seite wünscht er sich, dass es eine Wissenschaft geben würde, die sich mit den Instrumentarien der Wissenschaft auseinandersetzt. Nun, wie wäre es dann mit Philosophie? Auffällig ist bei diesen Wissenschaftlern, dass sie oftmals nicht wissen, was Philosophie eigentlich erforscht, nämlich die Grundlagenfragen der Wissenschaft. Im Gegensatz glauben sie ganz unkritisch, dass sich die Wissenschaftsform der Physik über jedes Problem stülpen ließe. Das ist naiv, denn eine Letztbegründung der Physik innerhalb der Physik ist aufgrund oben gezeigter Problematik nicht möglich. Stattdessen verstehen sie nicht, dass die Grundlegung der Wissenschaft, Philosophie ist.

Richard Feynman besitzt einen wesentlich kritischeren Umgang mit der Frage der Physik selbst. Die Regeln der Natur seien so absurd, dass wir sie nicht glauben könnten. „Wenn du glaubst du verstehst Quantenphysik, dann verstehst du keine Quantenphysik“. Feynman demonstriert hier eine philosophische Einstellung.

Degrasse könnte hier einwenden: Nunja wir machen Wissenschaft praktisch und brauchen keine Letztbegründung. Wissenschaft funktioniert. Dieses Argument ist für mich auch okay, aber dann kann man leider auch keine Aussagen über die metaphysischen Probleme des Ganzen machen. Denn hier geht es um den ersten Grundstein, für den sich die empirischen Wissenschaftler ja nicht interessieren, weil sie Praktiker sind. Dann sind Einmischungen in den Bereich der Religionen zum Beispiel schlichtweg unwissenschaftlich. Aufgrund dieser Begrenzung ist es dann auch schwierig, Aussagen wie ‚Es gibt keinen Gott‘ zu treffen. Diese Aussagen aber machen Physiker allzu gerne. Hier ihre Argumente in Memform aufbereitet.

Neil DeGrasse Tyson ist für die Wissenschaft so etwas wie Richard David Precht für die Wissenschaft. Leider ist Wissenschaft nicht so einfach, wie er es sich erhofft.

Was kann also empirische Wissenschaft?

Der Naturwissenschaft sind Grenzen im spekulativen Bereich gesetzt. Viele missverstehen jedoch die Bedeutung dieser Kritik. Ich möchte es hier nochmals sagen, die empirische Wissenschaft kann viel: Sie kann uns sagen, dass Impfen höchstwahrscheinlich sicher oder dass Homöopathie ein sehr zweifelhaftes Produkt ist. Die empirische Wissenschaft kann jedoch keine Aussage über Gott machen. Wenn wir über sogenannte metaphysische Fragen nachdenken, dann müssen wir den Beobachtungsmodus wechseln.

Dieser Wechsel des Beobachtungsmodus wird häufig von Homöopathen angewendet, allerdings ist er gerade dort nicht zulässig. Hier haben wir ein angebliches Medikament, dessen Wirkung wir in einer Doppelblindstudie sehr gut empirisch untersuchen können. Wir können es in Experimenten beobachten. Fragen wir uns hingegen, was mit uns nach dem Tod passiert, so können wir dies nicht in einer Doppelblind-Studie untersuchen. Wenn wir es empirisch nicht untersuchen können, heißt das aber nicht, dass die Frage sinnlos ist.

Meines Erachtens müssen wir akzeptieren, dass die empirische Wissenschaft induktiv arbeitet und bestimmte Fragenhorizonte aus ihrem Spektrum fallen. Fragen wir zum Beispiel nach dem Ursprung des Universums, sagen wir, es begann mit dem Urknall. Jeder fragt sich sogleich: Und was war davor. Davor war nichts. Angeblich wäre die Frage nicht im Horizont der Wissenschaft und daher irrelevant, aber das ist nur Ausweichen. Aristoteles machten diese Fragen perplex, er schlussfolgerte dialektisch, dass aufgrund der Schwierigkeit, Anfänge zu bestimmen, dass Universum schon immer gegeben haben müsse. Aber auch diese Ansicht führt zu Problemen, so dass Kant beide Alternativen, das Universum hatte einen Anfang und das Universum hat keinen Anfang, als Teil einer unendlichen Dialektik darstellte. Dieser Wechsel des Beobachtungsmodus war bei Kant als einem der ersten vollzogen.

Die Fragen nach der Dialektik stellen sich durch den Gebrauch des Verstandes an den Verstand selbst. Warum führen wir uns selbst zu diesen unlösbaren Aufgaben? Die Fragen sind dabei so drängend, dass wir sie nicht einfach bei Seite schieben können und das obwohl wir sie nicht beantworten können. Die Frage nach dem Tod wäre dafür ein Beispiel. Weder der rationale Logiker noch der Empiriker können hier zu einer Lösung vordringen. Kant nannte dies den Kampfplatz „Metaphysik“.

Was bedeutet die unbeantwortbare Letztbegründungsfrage nun für Religionen:  Während alte Darstellung in der Religion sich der Mythen bedienten, haben modernere Darstellungen den Anspruch, Religion gänzlich rational zu verstehen. Sie erzählen nicht einfach nur Geschichten, sondern beziehen ihr Sein auf den einenden Grund. Thomas von Aquin war einer der Vorreiter, aber auch Leibniz lässt sich dazu zählen. Nun mögen wir immer noch sagen, dass diese Denker dabei den wissenschaftlichen Ideen Phantasiegebilde beimischten, aber auch diese Denkweise ist kurzsichtig. Stattdessen wollten sie Mythen rational erklären und nicht Rationalität durch Mythen belegen. Es geht nun darum, bis wohin können wir dieses Rationale Denken treiben? Wo ist die Grenze unseres Denkens und damit unserer gesamten Wissenschaft?

Nach heutigem Erkenntnisstand ist der Satz „Gott existiert“ unbeweisbar aber auch nicht widerlegbar. Dies hängt auf der empirschen Seite damit zusammen, dass unser empirisch wissenschaftliches System gezwungen ist, in empirischen Grenzen zu denken und diese nicht überwinden kann. Das rationale Denken hingegen, das tiefer in unsere Denkstruktur eindringen kann, kann nicht eindeutig unterscheiden, was Erfahrung oder reiner Gedanke ist. Ist 2+2=4 zum Beispiel ein Erfahrungswert oder ist es eine rationale Einsicht, die nicht anders sein kann? Wir können es nicht entscheiden. Aber was können wir aus dieser Entscheidungslosigkeit nun machen? Nun, wir können beide Thesen, ‚Gott existiert‘ und ‚Gott existiert nicht‘ als Denkmöglichkeiten akzeptieren, die uns bestimmen, auch wenn wir keine abschließende Antwort haben.

Das heißt zum Beispiel, auf der empirischen Seite gibt es keine abschließenden Beweise für die nichtexistzen von Gott. Auf der rationaelen Seite gibt es keine abschließenden Beweise für die Existenz von Gott. Die Aussage Gott existiert, wird daher weder belegt noch wiederlegt.

Sagen wir aber, dass es Gott nicht geben kann, weil wir dies als Tatsache mit der Wissenschaft nachgewiesen hätten, so haben wir uns bereits als der Wissenschaft unfähig erwiesen. Wissenschaft ist auf den empirischen Bereich beschränkt, das heißt auf die beobachtbaren Tatsachen. Gott aber betrifft das Ganze, den Hintergrund vor dem wir Tatsachen begreifen. Gott, wenn es ihn gäbe, wäre daher nicht beobachtbar, das heißt den empirischen Wissenschaften verschlossen.

Ein Beispiel für derart problematisches Denken finden wir in
William Mailis, einem jungen Wunderkind, der Gott beweisen möchte:

William Mailis hat die Dialektik der Problematik noch nicht ausreichend geklärt. Die Gegenposition ‚Gott existiert nicht‘ wird in ihrer Argumentationsstruktur als logisch ungültig dargestellt. Daraus aber geht nicht hervor, dass diese Position falsch ist, nämlich, dass Gott nicht nicht existiert. Es handelt sich um einen Trugschluss-Trugschluss.

Interessanter ist die folgende Frage: Ist Gott denkbar? Womöglich können wir Gott  genauso wie das Ding-an-Sich, die von Phänomenen verstellte Realität, denken. Womöglich können wir auch Freiheit denken, aber wir können sie nicht empirisch beobachten. Wir müssen uns nun fragen, ob wir diese Dinge tatsächlich denken oder ob wir sie nur erfinden. Wir müssen uns fragen, ob wir Gott tatsächlich begreifen, das heißt, ob wir ihn wirklich auf den Begriff bringen können.

Ist Gott nur eine Erfindung unserer Gedanken?

Auch diese Frage können wir nicht ohne weiteres beantworten. Nehmen wir jedoch an, dass wir Gott erfinden können, so wäre die Existenz des Gedankens mit Sicherheit bereits faszinierend. Sie war so faszinierend, dass Anselm from Canterbury daraus sogar den sogenannten ontologischen Gottesbeweis baute. Dieser Beweis ist tatsächlich sehr interessant und vielfach verteitigt aber auch kritisiert. Im Grunde besagt der Beweis, dass wenn Gott die höchste denkbare Idee ist, diese Idee notwendig alle positiven Prädikate enhalten muss, denn würde die Idee ein Prädikat nicht enthalten, wäre es nicht der größte denkbare Gedanke. Sein ist ein Prädigkeit. Das heißt, wenn die Idee von Gott möglich ist, dann folgt, dass er notwendig sein muss. Das Prädikat, dass er ist, muss enthalten sein.

Der Beweis überzeugte damals viele. Kant zeigte schließlich jedoch, dass dieser Beweis voraussetze, dass Sein ein Prädikat sei, was nicht unbedingt der Fall ist. Kant galt lange Zeit als Gottesbeweiszermalmer.

Hegel wiederum griff den Beweis und Kants Widerlegung auf und glaubte damit den Beweis für den Begriff in Händen zu halten.

Ich selbst begreife den Beweis als Denkmöglichkeit Gottes, aber nicht als vollständigen Beweis.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf müssen wir nochmals fragen: Was ist Religion in unserer heutigen Zeit? Nehmen wir an, dass Gott weder beweisbar noch widerlegbar ist, so könnten wir nun sagen, dass er doch eine Denkmöglichkeit bleibt. Der Atheismus ist dann eine Gegenbewegung, die den Nichtglauben radikalisiert hat. Atheismus ist dann genauso radikal, wie der Glaube, dass Gott existieren muss. Wäre eine agnostische Position nicht weiser?

Ich glaube ebenswo wenig, dass Agnostizismus eine gute Alternative ist. Aber um dies zu verstehen, müssen wir zunächst uns selbst verstehen, um zu sehen, was die Denkmöglichkeiten Gottes in unserem Leben für eine Rolle spielen. Hierzu müssen wir fragen, wie wir uns denn eigentlich selbst verstehen. Um diese Frage zu beantworten, muss ich nochmals die Frage ergründen, was Wissenschaft kann.

Was kann Wissenschaft?

Um empirische Wissenschaft durchzuführen, brauchen wir eine Methode. Diese Methode selbst kann nicht ohne Weiteres durch empirische Wissenschaft begründet werden, da wir sie bereits zuvor brauchen, nämlich bevor wir mit der empirischen Wissenschaft beginnen. Empirische Wissenschaft ist daher immer darauf angewiesen bestimmte Instrumentarien zu verwenden, die sie nicht ohne Zirkelschluss begründen kann und sie daher anderen Bereichen entlehnt. Ein empirischer Wissenschaftler verwendet daher Methoden, wobei diese Methoden selbst nicht empirisch wissenschaftlich begründet werden können. Wie aber begründen wir die Methode der Wissenschaft dann? Von hier aus gab es traditionell drei Selbstbegründungsverfahren:

  1. Intuition – Der frühe Descartes, Empiristen und Rationalisten, die von unzweifelbaren Wahrheiten ausgingenen erklärten damit die Intuition zur Grundlage.

Empiristen behaupteten, dass die Sinneserfahrung einen direkten Kontakt mit der Außenwelt, wie sie wirklich ist, beweisen würde. Rationalisten behaupteten, dass Einsichten, wie 1 plus 1 ergibt 2, unmittelbar Sinn ergeben würden. Die über Jahrhunderte andauernde Kritik kann ich hier nicht ausführen. Es muss genügen, dass die größten Denker der Vergangenheit diese Strategien nicht durchhielten und schließlich diese Positionen eine untergeordnete Rolle in der epistemoloischen Debatte spielen. Halbwissenschaftler wie Neil Degrasse Tyson verwenden diese Argumente zwar noch, sie sind allerdings in diesem Sinne auch nicht wirklich wissenschaftlich geschult. Das grundsätzliche Probleme dieses Commonsensism besteht immer darin, zu vermitteln, wenn zwei Theoretiker unterschiedliche Intuitionen behaupten.

Aus der Kritik dieser Begründungsstrategien entstand schließlich der zweite Begründungsversuch:

2. Transzendentale Letztbegründer – Zum Beispiel Kant, der annimmt, es muss eine bestimmte Grundlage wahr sein, weil wir andernfalls praktisch keine Erfahrungen haben würden. Die transzendentalen Kategorien oder das Ding an sich wären solche Grundlagen. Wir können sie nicht durch Intuition erreichen, wir wissen aber, dass es sie geben muss.

Auch dieser Gedanke wurde im Deutschen Idealismus kritisch durchdacht. Es ist für viele unermesslich, welchen Einfluss Kant hier mit seinem Denken auf unsere gesamte Geistesgeschichte hatte. In allen Bereichen wirkte sein Denken hinein. Geht man heute an ein Amerikanisches Institut für Philosophie, dann ist eine Stelle fast immer für eine Kantprofessur ausgeschrieben. Kants Argument jedoch baute selbst auf Erfahrung und hatte anthropologische und psychologische Grundlagen. Sein transzendentales Denken konnte nicht alle Denker von seiner Reinheit, das heißt von seiner Unabhängigkeit von empirischen Bestimmungsgründen, überzeugen. Dadurch konnte es nicht als wirkliche Letztbegründung gelten. Von hieraus nahm die Hermeneutik ihren Lauf.

3. Zirkuläre Begründung – Hierzu zähle ich Hermeneutiker wie der späte Heidegger oder in meiner Interpretation Hegel. Hier geht es darum, dass wir eine Funktionsstruktur von Erfahrungen innerhalb eines Systems ausweisen. Wir können hierzu auch die Pragmatiker zählen. Man nimmt empirische Erkenntnisse und schaut welche metaphysischen Schlussfolgerungen wir daraus ziehen können oder mit welchen Systemen sie geliefert kommen.

Atheisten und Theisten sind in der Regel Intuitionisten. Sie nehmen eine grundlegende Wahrheit an, auf die sich alles aufbauen lasse. Ich halte von beiden Strategien eher weniger. Letztbegründer sind in der Regel etwas intelligenter, flüchten sich aber oftmals auf transzendentale Bestimmungsgründe, die jenseits unserer Erfahrung liegen. Ich schließe einen möglichen Erfolg dieses Verfahrens nicht aus, allerdings bin ich nach langem Studium keiner gänzlich überzeugenden Theorie begegnet. Was mich vor allem stört, ist dass diese Philosophen relativ analfixiert sind und die Welt gerne in moralische Kategorien aufteilen und genau wissen, was richtig und was falsch oder was wirklich und was Illusion ist.

Was ist die dritte Kategorie? Es sind Pragmatiker, die den Erfolg der gegenwärtigen Wissenschaften nicht als Erklärung für die Realität annehmen. Dennoch glauben sie, dass die Erklärung unserer Erfahrung durch gegenwärtige Modelle präzise genug sind, um praktischen Wissen zu erreichen. Warum glauben die Pragmatiker allerdings nicht, dass wir es mit unseren Modellen mit der Realität zu tun haben? Nun, wir könnten zum Beispiel aufwachen und erkennen, alles war Illusion, eine Computersimulation, wie Elon Musk glaubt, eine Matrix oder Nichts. Wir könnten auch technologischen Fortschritt erleben, vielleicht unser Bewusstsein erweitern und erkennen, dass wir in einer physikalischen Zelle eingesperrt waren, in einem unkontrollierbaren Zeitstrom, dessen Auflösung uns nun einer anderen Physik aussetzen würde, einem anderen Geistzustand. Oder eben alles war ein endliches Gebilde, das Gott erschuff. In Wirklichkeit ist alles nur sehr beschränkt real gewesen.  Wir könnten vielleicht doch hinter die Wand dieses Universums gelangen und sehen, dass alles, was wir taten, Unfug war und so weiter und so weiter.

Allen diesen Modellen ist gemein, dass sie auf Spekulationen gründen. Aber unser Denken schließt diese unerforschbaren Horizonte nicht aus. Hier liegt der Knackpunkt: Zwar wissen wir nicht, was ultimativ wahr ist, aber dieses Unwissen bestimmt uns. Beispielsweise wissen wir nicht, was nach dem Tod kommt, aber die Möglichkeiten des Danach bestimmen unser Leben. Lebe eher heute und nicht morgen. Hätten wir unendlich viel Zeit, so könnten wir uns schließlich Zeit lassen. Haben wir unendlich viel Zeit? Werden wir nichts sein, werden wir etwas, werden wir alles sein?

Wir wissen ebenfalls nicht, ob es das Unendliche gibt. Wir können es ja nicht beobachten. Das heißt, es ist Spekulation, aber wir genießen es, über dieses Unendliche nachzudenken. Ohne das Unendliche ist auch Forschung nicht denkbar, da es in der Mathematik zum Beispiel vielfach Verwendung findet. Das heißt, wir sind nicht nur Agnostiker, sondern erkennen eher den Fundierungsgehalt einer offenen Frage mit unserer Lebensweise oder praktischen Wissenschaft an.

In anderen Worten wir sind offene Wesen, die sich in dieser Offenheit selbst denken und wertschätzen. Es geht nicht darum eine Antwort zu haben, sondern darum, sich mit dieser Frage zu entwickeln. Die mangelnde Letztbegründung der Wissenschaft ist daher ein Kernbestandteil unseres Seins. Aus der offenen Frage, die wir sind, schöpfen wir unseren Lebenssinn. Religion ist aus diesem Grund Wissenschaft. Aber Religion ist keine dogmatische Antwort, sondern die Frage, wer wir sind und was wir sollen, wenn es keine klaren Antworten gibt.

Über diesen Punkt denke ich nach und ich glaube hierzu lässt sich wirkliches Denken finden. Ich habe diesen Text in Vorbereitung meines Textes zur Meditation und Religion geschrieben, der morgen auf Bewusstes-lernen zu finden sein wird.

 

Wenn ihr mir folgen wollt, dann added mich auf Facebook oder tretet der Facebookgruppe bei. EinRSS-Feed ist auch vorhanden.

Ansonsten könnt ihr mich gerne anschreiben. Den Artikel zu liken wäre auch ganz nett.

Neubrandenburg, März 2019

0Shares
Dieser Beitrag wurde unter Seinsphilosophie abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert