Philosophie der Belohnung

Angriff auf die Belohnung CC_Foto: alpha du centaure

Angriff auf die Belohnung CC_Foto: alpha du centaure

Es heißt die richtige Self-Management-Philosophie könne durch eine Philosophie der Belohnung ergänzt werden. Anstatt also dass die Sache selbst Anreiz wäre, muss die Motivation durch Belohnung getimed sein. Alle Zeitmanagementtheorien schlagen daher hochphilosophisch vor, dass wir uns selbst zu Hamstern züchten, die sich belohnen. Kann der Behavourismus hier Recht haben? Ist unser Gehirn Sklave einer Keksdose? Die Frage ist schließlich, in welcher Abhängigkeit wir zur Belohnung die Tätigkeit betreiben. Womöglich ist die Freiheit, etwas zu tun, selbst mehr als die Freiheit zur Selbstbelohnung, nämlich die Fähigkeit, den Wert aus der Tätigkeit zu schöpfen.

Die Philosophie würde sich daher weigern, den Menschen als Gegenstand seiner Selbstbelohnung zu degradieren. In der Arbeit selbst muss sich der Wert des Menschen selbst wieder finden, um tatsächlich zu motivieren. Bei Sua Ten (ein chinesischer Philosoph, den ich gerade lese) ist hierzu eine alte Weisheit niedergelegt:

Der Klosterschüler fegte also, wie ihm sein Meister geheißen hatte, acht Stunden am Tag den Hof . Doch der Meister ließ sich nicht den Zweck entlocken. Als dieser bald schon nach einem Monat starb. So hatte der Klosterschüler doch den einzigen Meister im Kloster verloren, der bereit war ihn zu unterrichten. Ohne Aussicht auf Erleuchtung durch andere Meister, fegte er also von morgens an bis abends 30 Jahre den Hof. Die Hoffnung der Erleuchtung glühte in ihm all diese Zeit. Doch kurz bevor sie erlosch und der Klosterschüler in seiner Tätigkeit vor dem inneren Abgrund der Verzweiflung stand, da stieß beim Fegen ein Körnchen Staub ein anderes an und er rief: Da ist es!. (Sue Ten Buch 3 Kapitel 5 „Der einsame Schüler“ Hansa-Verlag 1923)

Dieser leichte Kitsch der alten Überlieferung des Sue Ten verdeutlicht die Frage nach der Tätigkeit und ihrer Belohnung. Der Motor der Belohnung durch paradiesische Erleuchtung hat schon manche Attentäter zur Selbstaufgabe verlockt. Die Tätigkeit muss doch aber Ziel unseres Handelns sein, warum also nicht die Belohnung zur Tätigkeit machen? Gelingt dies, dann erst finden wir die richtige Form der Motivationsphilosophie. Bei Motivation geht es daher sich den Wert der Tätigkeit ins Bewusstsein zu rufen, und so geht es darum das Tätige als das Belohnende zu nehmen.

Belohnung ist etwas für Affen (CC_Foto: Furryscaly)

Belohnung ist etwas für Affen (CC_Foto: Furryscaly)

Zur Philosophie und der Selbstbelohnung

Um sich für Dinge zu motivieren, die keinen eigenständigen Wert besitzen müssen wir uns sicher überzeugen. Wenn wir allerdings Dingen überhaupt nur nachgehen, die keinen intrinsischen Wert für uns besitzen können, dann verfolgen wir das Falsche. Warum sollte ich mich zum Beispiel für das Chinesisch lernen belohnen, wenn es nicht mein Ziel wäre Chinesisch zu lernen? Nach jeder Sitzung kann ich die Sprache besser. Die Gründe lassen sich allerdings noch weiter auf lebensumgreifende Pläne hinaufsteigern. Belohnungen aber bewirken so dürfte bald schon bekannt sein das Gegenteil.

Aus der Umweltsoziologie ist hinlänglich bekannt, dass der Anreiz für ein ökologisches Verhalten zwar tatsächlich Erfolg hat, allerdings nur so lange der Anreiz besteht. Wird dann irgendwann der Anreiz weggelassen, so fällt das Verhalten unter das Ausgangsniveau. Bei Moral macht sich dies besonders bemerkbar und daher sollten Kinder auch nicht für das Lernen belohnt werden, sondern das Lernen selbst als Belohnung begreifen.

Ich hadere mit mir selbst, inwieweit ich in meine Freiheit eingreifen sollte (sich selbst mit den bestehenden Möglichkeiten entwickeln) und meine Philosophie zu Gunsten eines vielleicht effizienteren Belohnungssystems aufgeben sollte. Vielleicht ist das hier oben ja nur Plausibilitätsgewäsch. Vielleicht ist Belohnung streckenweise sinnvoll. Wie aber belohne ich dann richtig?

Belohnung ist Motivationskosmetik (CC_Foto: AZRainman)

Belohnung ist Motivationskosmetik (CC_Foto: AZRainman)

Richtiges Belohnen?

Studien haben gezeigt, dass der Dopaminspiegel bei Affen nicht erst mit der Belohnung steigt, sondern schon beim Ausführen der Tätigkeit in Vorfreude auf die Belohnung. Wird aber nun nach der Tätigkeit zufällig entschieden, ob der Affe die Belohnung bekommt oder nicht, so steigert sich der Dopaminspiegel bereits auf das Doppelte im Vergleich zum ersten Fall, insofern die Tätigkeit häufiger ausgeführt wird (ein Grund, warum Glücksspiel so süchtig macht). Ich habe lange Zeit für den privaten Hausgebrauch daraus folgendes abgeleitet: Ich belohne mich nach dem Zufallsprinzip. Nach jeder erledigten Aufgabe werfe ich eine Münze, wobei dann die Zufälligkeit der Belohnung gewährleistet ist. Ich kann momentan schlecht beurteilen, ob dies schlecht oder gut war. Meine Intuition geht aber dahin, dass ich mich eher auf die Belohnung gefreut habe, statt in der Arbeit selbst den intrinsischen Wert gefunden habe. Damit habe ich dann viele Tätigkeit wieder aufgegeben und nicht weiter verfolgt.

Dies heißt, insofern die Damen und Herren sich nicht auf ihre Aufgaben freuen, so wird es schwierig aus dem belohnten Verhalten eine Gewohnheit zu machen. Gewohnheiten aber werden nicht durch Belohnungen einstudiert, sondern durch Übung.

De Facto also ist die Belohnungsmethode keine geeignete Methode, um in die Philosophie der Selbststeigerung  zu gelangen. Wer sich selbst als Affen im Käfig hält, der nur seinen Dopaminspiegel entsprechend konditioniert, ansonsten aber auf dem Sofa als Stein der Weisen nur Sitzfalten hinterlässt, der wird mit seiner Philosophie nicht weit kommen.

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