Die Systematik des Philosophen Kant ist mit Sicherheit ein überkomplexes Schraubengewinde. Beim Lesen der oftmals unnötig komplex verschachtelten Sätze bleibt nicht viel in den Hirnwindungen hängen. Unter allen Philosophien empfinde ich daher die Philosophie Kants als eine der schwersten. So ist es gut, dass nun endlich auch der Philosoph Kant für die Hand erscheint.
Uns sind ja schon seit vielen Jahren sinnlose Werkzusammenstellungen wie „Rilke für Gestresste“ oder „Mit Kant am Strand“ bekannt. Ich habe mal unten Affiliate-Links genommen, um das darzustellen, da ich so für die Bilder keine Urheberrechtsverletzung begehe. Wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich trotz meiner schmähenden Kritik diese kaufen ;)
Dies sind natürlich nicht die einzigen Bücher aus der Reihe „Wir kombinieren den Namen eines Philosophen mit einem werbewirksamen Reim„. In meiner Sammlung fehlen mir allerdings noch „Auf einen Kaffee mit Kafka„, „Chillen mit Schiller„, „Goethe für Blöthe„, „Mit Hegel beim Segeln“ und der Straßenfeger „Niemand ist so hart wie Kierkegaard„. Ihr denkt so dumm geht es nun auch nicht? Dann würde ich euch doch einen Spaziergang empfehlen, bei dem ihr mit der richtigen Musik darüber meditiert:
Ich stelle mir schon vor, wie ich mit der richtigen Musik im Wald, davon walke. Für die Marketingstrategen hätte ich da noch weitere Titel im Angebot, die ich allerdings zensieren muss, so zum Beispiel „Kxxxxx mit Khachaturijan“ oder  „Bxxxxx mit Bach“
Gut belassen wir es bei dem Brachialhumor. Dennoch Hanno Depners „Kant für die Hand“ ist etwas anderes. So geht er doch an die Philosophie mit dem Anspruch, diese auch sinnlich erfahrbar zu machen. „Kant für die Hand“ ist ein ausklappbarer Würfel, der das System der „Kritik der reinen Vernunft“ darlegt.
Depners Werk hat dabei tatsächlich didaktische und philosophische Qualitäten. Was die philosophische Phänomenologie schon lange wusste, dass unser Denken immer aus dem Zusammenspiel von existentialer Körperlichkeit und Räumlichkeit in Bezug auf Zeithorizonte bestimmt ist, macht er hier eigens zum Thema. Eine dreistündige Bastelerfahrung soll in eine der größten Philosophien der Geschichte einleiten. Der ornamentreiche Würfelbau illustriert die Kantische Philosophie in ihrem Wunsch nach Exaktheit. Der Übergang von der Unmöglichkeit Gott zu beweisen hin zu einer Philosophie der Freiheit, stellt Depner mit zwei eigenen Kästen im ausgeklappten Würfel vor. Er kombiniert dies mit dem philosophischen Anspruch ein System abzuliefern. Dieses System findet seine Einheit in einem aufgeräumten barockschen Gebäude, das den Schnörkeln der Kantischen Philosophie aus mehr als gerecht wird und worin jedes Phänomen seinen Platz hat und zwar nach der Idee des Gebäudes selbst.
Ein Gebäude des eigenen Denkens zu errichten, das war der erste Anklang der Klassik. Die Philosophie legte ja seit Descartes immer wieder Wert auf das richtige Fundament und den funktionalen Aufbau ihrer Argumentationen in Bezug auf ein Ganzes. Das Haus der Philosophie gibt den Menschen erst dann die Möglichkeit in Freiheit zu leben, wenn sie denn das Fundament errichtet haben (der korrekte Anfang des Denkens) und nach den Gesetzen der Statik (Logik), dann dieses Gebäude auch errichten. Der Philosoph Kant als Vorläufer einer Systemphilosophie kommt in diesem Würfel also vor allem in der architektonischen Grundlage seines Hauptwerkes zur Geltung, aber seht selbst:
Die Kürze der Zeit verhinderte wohl die Präzision Depners, dennoch ist es faszinierend, wie wir in die Welt eines Philosophen vordringen, indem wir sein System plastisch darstellen.
Natürlich fragt sich der Durchschnittsbürger, warum er einen Nachmittag damit verbringen soll, Kants philosophisches System nachzubauen. Der Jahrhundertphilosoph Kant von vielen als Meilenstein der Unverständlichkeit bezeichnet, fand nicht den Weg durch didaktische Bestimmungen, so dass er heute auch als philosophischer Meilenstein verstanden ist. Der Philosoph Kant kam nie bei der Gesellschaft an, anders ist es nicht zu erklären, dass in den Wissenschaften wie der Physik immer noch geglaubt wird, das Ganze der Welt sei durch das physikalisch phänomenale Teilchen eines Teilchenbeschleunigers aufweisbar.
Ein Plädoyer für den Philosophen Kant
Kant zeigte wie kein anderer die Rätsel der Vernunft an uns selbst. Dieses Hineinfragen in die Prämissenlandschaften unseres gesamten Denkens kann schließlich auch der Würfel nicht aufzeigen, sondern nur das Philosophieren zwischen Menschen leisten. Zudem wesentlichsten Erfolg Kantischer Philosophie gehörte es wohl die transzendentale Perspektive des Ich zu entdecken. Dieser Fluchtpunkt, der nur ein transzendentales Ich übrig lässt, das im physikalischen Sinne keine empirische Realität besitzt, war eine Errungenschaft, die der alten Debatte zwischen Rationalismus und Empirismus ein philosophisches Ende setzte.
Der Philosoph Kant entdeckte hinter allen Zirkeln des Denkens und allen Verwirrungen der äußeren Sinneseindrücke die einende Kraft eines größeren Ganzen, das nur wir selbst sein können. Diese Durchgängigkeit des Ganzen wirkt mit uns und bringt überhaupt alle Gegenstände des Denkens, Innen als auch Außen, in die konzeptionelle Fassung des transzendentalen Ideals. Es mutet schwer an sich sich diesen Gedanken zu nähern und tatsächlich muss sich der Leser, um diese Fragen zu verstehen, durch einen umständlichen Apparat an kategorialen Voraussetzungen und Überlegungen zur Anschauung kämpfen. Dennoch die Einsichten in unser Selbstverständnis lohnen sich, denn am Ende kann der Leser genauer unterscheiden, welche Aussagen (gleich wo geäußert) sich auf tatsächliches Wissen berufen können. Der genuinen Frage der Philosophie, nämlich der Frage nach Wahrheit, hatte der Philosoph Kant damit bis heute seinen Stempel aufgedrückt. Ich bezweifle allerdings, dass jemals eine Einleitung oder ein Würfel dieser Philosophie in vollem Umfang gerecht werden wird, daher bleibt nur der Weg des Philosophierens. Didaktik erübrigt sich, wenn Menschen mit Verständnis Diskurse führen.
So wer bis hierher durchgehalten hat, der kann belohnt werden, so er es denn möchte. Ich verlose einmal das Sinnlosbuch „Heidegger für Barbesucher“. Also einfach einmal im Kommentar laut „HIER“ schreien, insofern Interesse besteht.
Habe sehr gelacht über die Auswüchse der Philosophie-Light-Literatur, gebe zu, selbst schon mal verfallen zu sein und wünsche mir daher als Andenken Heidegger …. also rufe ich laut hier. Danke für die witzige Augenöffnung, der Würfel von Kant interessiert mich allerdings auch. Habe ich deswegen nichts dazu verstanden? Ansonsten toller Blog , wo finde ich den Link zu Deinem weiteren Blog Fahrenheit Anka
Ja, das Buch kannst du gerne haben. Irgendwie funktioniert das hier mit dem Verlinken nicht so ganz: Der Link ist http://www.fibonaccie.blogspot.com