Sebastian Runde ist der klügste Deutsche? Zur Philosophie der Klugheit

Do you find my brain? - Auf der Suche nach meinem Gehirn

Der klügste Deutsche? Philosophie der Klugheit (CC_Foto: Daniela Hartmann)

Wer wird der klügste Deutsche? Die Antwort hat jetzt die ARD mit einer pseudointellektuellen Wissensshow nach Telefon-Ted (!!!) beantwortet: Es ist der Duisburger Student Sebastian Runde, der nach der angeblichen Intelligenz der Vielen durch Telefon-Ted ermittelt worden ist. In der Begründung zum Telefon-Ted heißt es, dass die Klugheit vor allem etwas sei, was einem zugeschrieben wird. Aber mal ehrlich: Unter dem Kriterium könnte ja selbst Verona Feldbusch aufgrund der angeblichen Klugheit ihre Dummheit vorzutäuschen gewinnen. Warum sollte denn gerade Klugheit von außen entschieden werden? Würde es sich dann nicht eher um Charisma oder Täuschungsvermögen handeln? Der Telefon-Ted ist nur ein Casting-Gag, der von einem honorierten Professor auch noch in Szene gesetzt wurde. Aber kommen wir mal zur Sache:

Natürlich durfte sich jeder bewerben, ob Hausfrau, Professor oder womöglich gar Philosoph. Mit überragenden Fähigkeiten hat die Show allerdings wenig zu tun, denn in der Regel werden einfach nur Fragen zum Allgemeinwissen gestellt. Zudem gibt es immer noch einen selten dämlichen Praxistest, der wohl vor allem als Showelement bestechen soll. Komplexe Probleme werden dabei kaum aufgeworfen. Daher ist der Gewinner auch niemand Bedeutendes, der schon irgendetwas Großes geleistet hätte. Sebastian Runde ist einfach nur ein Gewinner in einer Show, die mehr mit Glück und Sympathie als mit Klugheit zu tun hat. Im Übrigen war ich überrascht, dass nicht der FIDE-Meister Michael Burscher gewonnen hat.

Aber werfen wir erstmal einen Blick auf die üblich philosophische Frage nach der Intelligenz: Natürlich ist Intelligenz schwer zu bestimmen. Wer würde das nicht sofort behaupten, um überhaupt alle intelligenten Menschen zumindest in die Nähe seines Niveaus zu definieren. Auf die Frage, was IQ-Tests eigentlich messen, antworten viele Forscher daher, dass diese messen, was IQ-Tests messen. Nein, IQ-Tests spielten natürlich keine Rolle. Wahrscheinlich verzichtet deswegen auch die ARD auf das übliche Instrument. Es würde schließlich zu einem objektiven Ergebnis führen und damit wären Jury und Zuschauer hinfällig.

Aber natürlich es stimm die Philosophie tut sich schwer in einer Bestimmung der Intelligenz. Solange wir auf Weltlichkeit konzentriert sind, fragt sich ja auch, ob wir die Schattenhaftigkeit unseres Weltdenkens durchdringen können, also zu ob wir zu tatsächlichem Wissen durchdringen können. Nach der Philosophie von Hegel erkaltet ja die Welt im Geist der Absolutheit, da dieser alles nach dialektischen Prinzipien bereits vorhersehen kann. Der Meister lässt sich einfach nicht mehr überraschen. Nun gut, die ARD-Show hat natürlich nicht die Frage nach der Klugheit aufgeworfen, sondern immer, wenn diese Frage aufkam, sie von einem dahingesetzten Professor wegdefinieren lassen. Klugheit ist eben auch die Intelligenz der Vielen heißt es an diesem Abend. Eine These, die verwerflicher Weise nicht zu Kontroversen führt. Und so fieberte der klügste Kopf Deutschlands, Sebastian Runde, bis zum Ende, denn eigentlich ging es nur um Sympathiewerte. Da konnte der an Alopezie leidende, ältere Herr im schlecht geschnitten Anzug einfach mit dem Strahlemann aus Duisburg nicht mithalten.

Die Philosophie fragt also nach der letzten Weisheit, dennoch hat in jüngerer Zeit das angebliche Versagen der Philosophie, eindeutige moralische Vermögen zu bestimmen, dazu geführt, dass die Frage nach dem richtigen ethischen Verhalten heute für viele Philosophen eine Frage der Klugheit ist. Weisheit ist nicht mehr das Ziel, sondern Klugheit. Klug ist zum Beispiel nach tugendethischer Philosophie, wer sich vor allem nach ethischen Bestimmungen die aus komplexen Situationen herausabstrahiert werden können, verhalten kann. Vielleicht war Sebastian Runde daher klug, da er einfach an eine Gesellschaft, die sich mit der Intelligenz der Vielen auf einen Abgrund zubewegt, besser angepasst war?

Tja, was ist Klugheit? Nun schweben uns natürlich, wenn wir an Klugheit denken, die größten Geister der Geschichte vor. Klug ist jemand vor allem dann nicht, wenn er/sie als eine Hausfrau oder als ein Hausmann (!) irgendwo in einer Ecke vergammelt. Und wer versammelt sich bei der ARD? Sicher keine dummen Menschen, aber mit Sicherheit auch nicht Deutschlands Genies. Keiner der Anwärter wird meines Erachtens noch den Nobelpreis schaffen.

Es gibt natürlich von anderer Seite die humorvollen Versuche, den klügsten Menschen überhaupt zu bestimmen. Die intelligentesten Geister der Geschichte sind bei solchen Auswertungen natürlich zwei Philosophen (http://www.die-besten-nennen.de/sites/texte/text3.htm#Die Listen der Erfolgreichen der Geschichte (geb. zwischen 1450 und 1850). Der Halbphilosoph und Universaldilettant Goethe und der Mathematiker und Philosoph als auch das Universalgenie Leibniz führen also mit mehr als 180 IQ-Punkten die Liste an. Aber sind nicht eigentlich ihre Erfolge schon Ausdruck für ihre Klugheit? Wäre es nicht lächerlich, wenn wir den Nobelpreisträger nach solchen Shows der ARD bestimmen würden? Unserer Gesellschaft fehlt meines Erachtens die wahre Bewunderung für die Grenzleistungen, stattdessen ernten meistens die Menschen, die ihren Dienst in etwas Höheres stellen wollen, höhnische Betrachtung.

Ein Philosoph und ein Halb-Philosoph führen nicht umsonst die Liste der klügsten Menschen an (es sind noch weitaus mehr Philosophen enthalten). Nicht umsonst, denn wenn Intelligenz tatsächlich das universale Vermögen der Klugheit misst, so müsste ein Philosoph als derjenige, der alle Wissenschaften gruppiert an der Spitze stehen. Von der Philosophie erst borgen sich ja alle anderen Wissenschaften ihre Prinzipien. Die Philosophie liefert also im gewissen Sinne die Grundlage für die Klugheit.

Kriterien für Klugheit sind für mich also viel grundlegender und beziehen sich auf die ersten Grundlagen unseres Denkens und darüber hinaus auf die tatsächlichen Leistungen, die dann jemand erbringt. Die Kriterien der ARD-Show sind mir bis jetzt noch nicht einleuchtend erklärt worden, zumindest aber sind unter den Teilnehmern kaum große Namen vertreten. Natürlich kein Nobelpreisträger, keine Schachgröße (immerhin war es ein Fide-Meister, Michael Burscher, der dabei war) und kein Professor gehören damit zu den klügsten Deutschen, wenn Kai Pflaume die 8 klügsten Deutschen ankündigt. Irgendwie doch merkwürdig oder? Sollte es wirklich so sein, dass der klügste Deutsche 2011 nicht einmal eine bedeutende Forschungsstelle oder Professur bekleidet? Sollte Deutschlands klügster Deutsche nicht bereits einen erstklassigen Lebenslauf vorweisen können und zumindest an der letzten Mondmission beteiligt gewesen sein? Nun gut es ist eine Show und der Gewinner Sebastian Runde ist ja auch noch Student. Wir sollten also vieles von ihm erwarten können, oder?

Was die ARD uns da verkauft, ist eine Show, die uns weis machen will, dass Klugheit in dem Vermögen besteht, Fragen zu beantworten, die in 2000 Jahren niemanden mehr interessieren werden. Warum sollte denn tatsächlich Wissen für eine Menschheit von Bedeutung sein, das sich auf Thronfolger oder irgendwelche Regionalbezeichnungen bezieht. Wie wichtig werden später Redewendungen, die die Kandidaten erraten, sein. Auch die Praxistests sind sind bei der Sendung geradezu lächerlich. Der größte Knaller ist wohl, dass am Ende das Publikum entscheiden darf, wer der klügste Deutsche ist, damit sind die Tests doch ohnehin hinfällig. Wer zu dominant auftritt (womöglich, weil er nicht anders als klug sein kann) findet doch keine Beachtung. Wollen die Menschen vielleicht gar einen angeblich Klugen, der aus ihren Reihen stammt und irgendwie doch so klug wie sie sein könnte?

Auch die Jury besticht nicht gerade durch intellektuell Größen. Die unterkühlte Judith Rakers und der Unsinn verbreitende Hirschhausen (wir nutzen schließlich nur 1/3 unseres Gehirns lässt Hirschhausen verlauten) dürfen über die Kandidaten urteilen. Einzig der wortgewandte Matthias Opdenhöfel (gerade von ProSieben nicht ohne Grund abgeworben) hebt den Wert der Show (aber auch nicht wesentlich). Wie wäre es mit Größen wie Angela Merkel, Schmidt oder den verbliebenen Nobelpreisträgern (Grass wäre ein Beispiel)?

Ein weiterer Witz der Sendung ist, dass die ARD in den angeblich „entlegensten Winkel“ Deutschlands geforscht hat, um den klügsten Deutschen zu finden. Fragt sich nur, warum sie nicht einfach mal bei einem Max-Planck-Institut oder einer Universität vorbeigeschaut haben. Es kann natürlich sein, dass jemand wie Fermat jahrelang an seinem Schreibtisch forscht, die Wahrscheinlichkeit aber, dass dieser von einem kleinen ARD-Team gefunden wird, ist äußerst gering. Ich glaube schon, dass der Universität nicht gerade die blöden unserer Republik engagiert sind. Zudem fragt sich, ob denn durschnittliche Menschen überhaupt in der Lage sind, ohne Weiteres das Geniale zu erkennen. Wenn ich im Schach gegen 10 Supergroßmeister antrete, werden sie mich alle vernichtend schlagen. Woher weiß ich dann aber, wer der beste war? Ein Meister wird wohl nur von einem Meister erkannt werden. Das ist ja auch der Grund, warum sich in der Pop-Szene weniger das Talent als vielmehr die Show durchsetzt und dies trifft auch auf den klügsten Deutschen Sebastian Runde zu.

Die Suche nach dem klügsten Deutschen ist also eine weitere Durchschnittsshow der ARD und wird den Ansprüchen, die wir an Genialität haben in keinster Weise gerecht. Grenzleistungen, die unsere Menschheit auszeichnen, sehen wir dort nicht. Wir sehen keinen Daniel Tammet oder einen Kim Peak. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Für die würde ich jedenfalls meine Gebührengelder gerne investieren. Die 100.000 Euro Preisgeld hätten Forschungen von Relevanz mindestens 5 Jahre nützen können. Die ARD hätte einen Doktor erschaffen können. Ein langfristiges Projekt für eine Bildungsinstitution vielleicht. Nun gut genug aufgeregt: Die folgende Sendung ist auf jeden Fall viel inspirierender.

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18 Antworten auf Sebastian Runde ist der klügste Deutsche? Zur Philosophie der Klugheit

  1. Torben sagt:

    Mich stört es eher, dass Gebührengelder (die nächste Erhöhung ist bereits geplant) als Preisgelder ausgeschüttet werden. Sicher gönne ich es dem Jungen, aber ich glaube, dass eher die Sympathie bei der Abstimmung maßgeblich war und nicht die Leistung der Kandidaten. Repräsentativ war die zwar unterhaltsame aber unnötig teure Pseudo-Wissensshow nicht. Man merkt, dass die „Moderatorenelite“ und Tages- und Vorabendprogramme sich immer mehr krampfhaft der Unterschichtenniveau von ProSiebenSat1 und der RTL Gruppe annähern. Wahrscheinlich sind diese Showformate das letzte Aufbäumen, um sich als Bildungsfernsehen abzugrenzen und so die nächste Gebührenerhöhung rechtfertigen zu können. Aber was sind schon 100.000 EUR im Vergleich zu den Kosten für einen Günter Jauch. Da war mir Anne Will hundertmal lieber in unserer inhaltslosen Talkshow-Demokratie. Opium fürs Volk…

    • Anonymous sagt:

      Ich teile deine Ansichten zu 100% … Ein letztes Aufbäumen… Allerdings sehe ich auch so, dass das Leitmedium Fernsehen ohnehin ein Durchschnittsmedium ist. Wer wirklich etwas lernen will, greift auf andere Medien zurück. Das Fernsehen hält die Leute allerdings mit Pseudo-Wissen davon ab :)

    • Andreas sagt:

      Leider scheint man auch auf die Doku Formate ein neues „Niveau“ aufsetzen zu wollen. Da plappert dann am Sonntag Abend bei TerraX plötzlich ein Hape Kerkeling anstatt die eigentlichen klugen Köpfe. Der Kerkeling dürfte auch nicht gerade wenig kosten.

      • Anonymous sagt:

        Ja, der wird schon ein richtiges Sümmchen kassiert haben. Mit schlechten Nachmachen von irgendwelchen Gschichtsgrößen, was eigentlich eher peinlich ist und dann noch schlecht abgelesenen Texten frage ich mich auch was das soll.

  2. Gast sagt:

    Ein Doktor der Philosophie war aber im Finale dabei (Herr Kruck).

    Der andere Doktor in der zweiten Folge des Halbfinales ist glaub ich Historiker.

  3. Gast sagt:

    Man kann ja zu der Auswahl der Personen und Aufgaben stehen, wie man will. Es ist nunmal Unterhaltung. Einige Aufgaben wurden jedoch vom Sieger – übrigens hat der Autor dieses Artikels bei dessen Abfassung offensichtlich damit gerechnet, dass Michael Buscher gewinnt (vgl. Schlagworte, Link in Zeile 3 oder letzter Satz im ersten Absatz) – erstaunlich schnell und gut gelöst. Ob man vom „klügsten Deutschen“ sprechen kann, sei dahingestellt – es ist auf alle Fälle ein sehr sympathischer Gewinner. Vielleicht schon nach der Definition von „Klugheit“ der Sendung. Trotzdem Herzlichen Glückwusch an Sebastian Runde!

    • Anonymous sagt:

      *lach* Genau ich habe mit Michael Buscher gerechnet bis ich merkte, dass es um einen Telefon-Ted geht *haha* Hat mich überrascht mit welcher Klarheit das ausgegangen ist. Der Titel klügster Deutscher ist kompliziert, dennoch Glückwunsch an den Gewinner einer Wissenssendung, wo am Ende nach Sympathiewerten entschieden wurde. :)

  4. Im Kern alles richtig, aber seit wann ist das deutsche Fernsehen eine Exzellenz-Initiative? Klug kann schon sein, wer seine Chancen nutzt und das tat Sebastian Runde sehr gekonnt. Nicht so klug war die ARD, nach dem, für eine Fernsehsendung doch noch erstaunlich anspruchsvollen und langen ‚Wissens‘-Parcours, den Gewinner durch einen simplen TED zu ermitteln. Spätestens, als das klar war, stand wohl auch der Gewinner fest; weiß man doch, dass fast immer junge Männer bei Castingshows gewinnen, weil nun mal die jungen Frauen lieber und bereitwilliger anrufen als ihre männlichen Altersgenossen. Und in dieser Hinsicht hatte der sympathische, aber etwas steife ältere Herr gegen den jungen 3-Tage-Bart-Studenten keine Chance, oder eben nur eine 16%ige.

    • Anonymous sagt:

      *lach* Stimmt ich hätte es wissen müssen, ich hatte einfach mit dem Fide-Meister gerechnet. An und für sich war es mir egal. Du hast Recht das Fernsehen ist keine Exzellenz-Initiative. De Facto will übrigens die private Fernsehwirtschaft ARD und ZDF auf diesen Bildungsauftrag und auf die Exzellenz festlegen, damit diese mehr Einschaltquoten erhalten. Die Pro-Marktwirtschaft Studien von Krüger zeigen das klar auf. Daher sollten wir vielleicht gar froh sein, dass die ARD und das ZDF das Unterhaltungssegment mit etwas Niveau auffüllen. Alle anderen, die das nicht befriedigt, können ja auch auf Arte, Phoenix oder 3Sat umsteigen. Ich ärger mich eigentlich nur um die verschossenen Gebührengelder.

  5. JoGoWei sagt:

    Das war mal wieder typische Deutsche TV-Unterhaltung und ein typisches Deutsches TV-Voting.
    Für mich stand nach der finalen Fragerunde und den zehn zuerst beantworteten
    Fragen der Sieger fest. Was dann kam war ein Schlag ins Gesicht des vorne liegenden Kandidaten.
    So wie man eine zweitklassige und unreife Sängerin ( Lena M.-L. ) per Telefon-Voting zum Sieg gepuscht hat,
    hat man hier per Telefon-Voting den besten Kandidaten vom Thron gestoßen und den Vize als Sieger gekürt.
    Hinzu kommt noch, dass die ganze Show viel zu langatmig gestaltet wurde, die Kandidaten zigmal vorgestellt wurden,
    die Jury selbstgefällig, mit unnötigen Kommentaren und Bemerkungen agierte.
    Der oder die für dieses Show verantwortliche gehört für mich eindeutig nicht zu dem Personenkreis der „klugen Deutschen“!
    Dafür müssen wir GEZ bezahlen!

  6. Nathanael sagt:

    Natürlich geht es um Sympathie. Bitte vermeiden Sie, ähnlich wie der fürchterliche Matthias Opdenhövel, den Ausdruck „in keinster Weise“, der in keiner Weise existiert. Michael Buscher war jedoch nicht der verdientere Sieger, da zu Klugheit auch gehört, sich verkaufen zu können. Und Buscher hat von Anfang an durch abgehobene Aussagen Sympathiewerte verspielt und sich somit selbst das Telefonvoting verpatzt. Er habe sich beim klügsten Deutschen angesprochen gefühlt, er wolle seine Gegner plattmachen, seine abfälligen Handbewegungen, der übertriebene Ehrgeiz und nicht zuletzt die Tatsche, dass er am Ende als richtig schlechter Verlierer agiert – heutzutage besteht Klugheit zu 90% aus Vermarktung. Die Menschen wollen Demut sehen, Authentizität, Bescheidenheit, das sind Eigenschaften, die einen Menschen auszeichnen. Bitte erklären Sie mir auch den Begriff „Universaldilettant“ im Bezug auf Goethe angesichts Ihrer dilettantischen Ortographie sowie Ihren Geisteszustand, als Sie suggestierten, Angela Merkel in die Jury einer Unterhaltungsshow zu setzen.

    • Anonymous sagt:

      Hallo Nathanael, mit der Aussage zu Goehte habe ich mich wohl bei dir disqualifiziert. Ich hatte erst gezögert, ob ich Universalgenie schreibe, dann aber dachte ich daran, wie er die Musik von Beethoven kleinredete, wie er Schopenhauer fortan ignorierte, als dieser seine fehlerhafte Farbenlehre kritisierte, dann dachte ich an seine fruchtlosen Versuche, die Urpflanze zu finden, seine verquere Naturreligion, womit er die vorherrschende Hegelsche Philosophie vollkommen ignorierte, ich dachte an seine merkwürdigen Steinsammlungen, die keinen Sinn ergaben, dann dachte ich noch an die vielen endlosen banalen Gedichte, zwischen denen sich nur wenige Perlen fanden. Wohl aber steht mir dennoch ein solcher Vergleich nicht ohne Weiteres zu und ich sollte ein bisschen Demut haben, an und für sich schrieb ich es mit einer ironischen Geste, aber die kommt in Schriftform nicht immer durch. Ich hoffe du verstehst das.

      Deine Thesen zur Klugheit kann ich allerdings nicht teilen, denn ich sehe doch Klugheit nicht als Sympathiewert und hier hätte auch Goethe nicht gut abgeschnitten, denken wir nur daran, wie er fortan politisch bestrebt war, alle anderen Dramatiker in Weimar kleinzuhalten oder wie er mit überheblicher Arroganz sein gesamtes Umfeld behandelte. Dies aber ist kein Kriterium für mich, wenn ich seine Klugheit behandle. Seien wir aber ehrlich Goethe hätte wohl nicht an diesem Abend gegen Sebastian Runde gewonnen, denn sympathisch war Goethe wohl nicht.

      Gut kommen wir zu meiner dilletantischen Orthografie. Damit habe ich an und für sich kein Problem. Ich gebe mir zwar Mühe in gutem Deutsch zu schreiben, aber das gelingt mir nicht immer. Dies ist ein Blog und ich habe keinen Redakteur. Ich lese es einmal gegen und dann bleiben die letzten Fehler gerne bestehen.

      Zu deinem Problem mit „keinster Weise“ möchte ich nur hinzufügen, dass wir keine normativ verpflichtende Sprache besitzen, die sich uns aufzwingt. So wie beispielsweise Rudi Keller zeigt, dass die Wörter „Son“ und „Sone“ bald in das deskriptive Werk „Duden“ aufgenommen werden, so kann dies auch durchaus mit Konstruktionen wie „in keinster Weise“ passieren. Zwar macht es grammatisch im Moment keinen Sinn vielleicht aber im Zuge der allseits herrschenden Grammatikalisierung irgendwann als Form der rhetorischen Verstärkung. Die Wege des Sprachwandels sind hier nicht immer gleich negativ. Ich nehme aber deinen Hinweis dennoch ernst und werde in Zukunft „in keiner Weise“ sagen, da auch ich mich eher normativ zu einer heutigen und nicht zukünftigen Standardsprache verpflichte.

      vielen Dank für deinen Kommentar Norman :)

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