Philosophie und Taubblindheit – Von der sinnlichen Hautwand in die Freiheit der Sprache

Die taubblinde Philosophin Helen Keller

Was wir von Taubblinden lernen können (CC_Foto: wikimedia)

Philosophie schöpft ihre Begründung und Berechtigung aus Behinderung. In dem Unwissen unserer doch merkwürdigen Eingegrenztheit in unseren Körper jedoch versuchen wir zumeist, uns mit Wissen, Macht, Liebe oder weiß Gott etwas zu entgrenzen. Wir sehen die Behinderung nicht, die wir selbst sind. Die Auseinandersetzung mit den Grenzen ist allerdings unerlässlich für ein umfassendes, philosophisches Verständnis und so bleibt die Geiselnahme durch den Körper ein reduzierendes, wenngleich auch befreiendes Moment unseres Lebens, denn aus diesem Konflikt zwischen Determination durch die Welt und der Freiheit alle Kausalketten zu unterbrechen entspringt die Philosophie. Einerseits begrenzt der Körper und ist wie eine Wanne voll von Hormonen, taucht uns in Depressionen, Glückstaumel, Liebe und Hass; andererseits befreien wir uns in der tiefen philosophischen Reflexion von dem fleischigen Stück Determination, das wir sind.

Im Hinblick auf die Entgrenzung von unserem Körper verbleibt aber die Einsicht: Wir sind alle Krüppel. In diesem Sinne haben wir alle sehr ähnliche Horizonte, um uns der Philosophie zu nähern.

Und dennoch das Interesse für die Sache der Befreiung in der Philosophie unterscheidet uns. Der eine will Liebe, der andere Macht und nur die wenigen wollen Freiheit im Sinne einer Philosophie.

Körper und Geist in der Philosophie

Warum glauben wir sofort, dass nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist seine Wohnstätte einnehmen sollte? Hirnrissige Bücher wie von Thorwald Detlefsen („Krankheit als Weg“) folgten, wonach ein ungesunder Körper, selbst Karies oder Unfälle auf eine Fehlstellung in der geistigen Einstellung zurückverweisen würden. Das Buch suggeriert, dass jeder vor allem Schuld an seinem Schicksal wäre und verwechselt Freiheit mit Macht. Dabei ist die Einheit zwischen Körper und Geist selbstverständlich ein erstrebenswertes Ziel, aber die meisten Menschen übersehen, dass wir vielfach den Körper überkommen müssen. Gerade in der Behinderung zeigt sich dies deutlich. Nur der, der sich als Behinderten erkennt, sucht den Wert der Befreiung durch Begrifflichkeit von jener Körperlast. Auch wenn jeder Begriff letztlich wieder an den Körper zurückgebunden ist und der Körper diesen trägt, so ist es doch ein tiefer Wunsch jemand anders zu sein oder noch intensiver ein Selbst sein zu dürfen. Die Grundform der Verzweiflung kommt hier zum Ausdruck und erst in unserer Behinderung sind wir der Selbstsuche näher als jeder, der sich im gesunden Geist und im gesunden Körper verloren hat.

Unterschätzung der Lernleistung der Begriffe

Wir haben die behinderten Menschen vernachlässigt, gleichwohl wir selbst Behinderte sind. Wir haben nicht gesehen, dass wir vor allem mit unseren Wünschen und Begehrlichkeiten um Lebenssinn kämpfen. Weil wir glaubten allein ein gesunder Körper würde dem gesunden Geist ein zu Hause bieten, haben wir jeher die wahre Behinderung an uns selbst übersehen. Dies zeigt sich auch in der Art wie wir an Bilder glauben:

Weil wir oftmals glauben, dass sich unsere menschlich einzigartige Leistung (und so auch die Philosophie) in visueller Bezugnahme auf die Welt vollzieht, haben wir so auch lange Zeit die Taub-Blinden vernachlässigt. Weil der Körper behindert war, dachten wir auch der Geist wäre es und gaben Taubblinde keine Chance ihre Intelligenz zu entfalten. Die Tatsache, dass die Zeitung für Taubblinde als eine Zeitung für Minderintelligente gelten muss, gibt Zeugnis von unserer Vernachlässigung ab.

Vom philosophischen Standpunkt der Begriffe müssen wir daher hinter die Behinderung blicken und den Menschen in seiner ganzheitlich existentialen Leistung für voll nehmen. Nach meiner Argumentation belegt sich nun auch, warum ich nicht von Behinderten als behinderte Menschen spreche, sondern von der grundlegenden Behinderung, die einen jeden betrifft: nämlich Mensch sein. Wir tragen und knapsen alle an unseren Schädigungen und es ist wichtig, andere damit nicht einzuschränken. Dennoch aus dieser grundlegenden Kränkung, Mensch zu sein, speisen sich alle Phantasien des Transhumanismus etwa „die menschliche Puppe“ mit Forschung zu durchstoßen. Der Durchstoß aber zeigt sich nicht durch eine Verbannung der Behinderung aus unserem Genom, sondern in einer gezielten Akzeptanz der verschiedenen Lebensentwürfe entlang der immer bestehenden Behinderungen. Hier müssen wir die eigene Schädigung zurückstellung und das Wir-Sein des Menschen aufnehmen. Dieses „Wir“ ist letztlich die Befreiung von der eigenen Endlichkeit wie sich auch am Beispiel von Helen Keller zeigt.

Die taubblinde Philosophin Helen Keller 

Hellen Keller holding doll with Ann Sullivan 1888

Hellen Keller mit ihrer Lehrerin Ann Sulivan (CC_Foto: Wikimedia)

Heute wollen wir uns daher endlich dem Film „The Miracle Worker“ über die Philosophin Helen Keller widmen. Der Film ist ein durchaus ernstzunehmendes Kammerspiel, wofür Arthur Penn (Der Regisseur von „Little Big Man“ schließlich eine Oscar-Nominierung erhielt und Ann Bancroft den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann. Der Film entfaltet mit viel Emotionalität das Phänomen der Taubblindheit.

Was ist Taubblindheit?

Wie ich bereits erläuterte, konnte ich mir als Jugendlicher von 12 Jahren nicht vorstellen, dass Taubblinde in irgendeiner Weise Bezug zur Welt entwickeln könnten. Bis zu meinem 22. Lebensjahr als ich das erstemal von Keller hörte, konnte ich mir keineswegs denken, dass diese Menschen überhaupt Menschen erkannten, geschweige denn vernünftig denken könnten. Begriffe waren für mich aus unerklärlichen Gründen an den Seh- und Hörsinn gekoppelt. Ich dachte, Taubblinde wären wie ein Stein in die Welt geboren: Ein Bewusstsein ohne Bezug auf Außenwelt und so nur auf sich selbst in Einsamkeit bezogen. Auch als ich dann von Helen Keller hörte, konnte ich mir ebenso nicht vorstellen, dass sie ihre Intelligenz in vollem Maße entfalten könnte.

Die Film zeigt, wie nun die Philosophin Helen Keller ihre Phantasie in die Bahnen der Sprachen brachte und somit den Grundstein für ihre Intelligenz legte; der Film zeigt, wie sich der Ausweg aus der körperlichen Behinderung und damit zu den Begriffen letztlich vollzieht.

Dennoch: Bereits von Anfang ist klar, dass Helen Keller als Taubblinde nicht einfach in ihren Körper eingeschlossen ist. Sie erkennt die verschiedenen Familienmitglieder und erkennt auch, dass die Leute mit ihren Mündern kommunizieren. Welche womöglich verworrenen Erkenntnisse sie dabei gewinnt, bleibt unklar, ihr Gehirn allerdings arbeitet bereits konzeptuell. Was sich allerdings zeigt, ist eine unbändige Wut, sich nicht mitteilen zu können, da niemand annimmt, Helen Keller könnte eine vernünftige Sprache erlernen. Die Wut speist sich daher im Wesentlichen aus der Erfahrung, nicht verstanden zu werden, nicht in das Wir einer Gemeinschaft aufgenommen zu werden.

Helen Keller besitzt so einen merklichen Sinn für die Umstände und so macht sie ihrer Puppe mit Knöpfen Augen, was durchaus symbolische Relevanz besitzt und keinesfalls als plakativ zu werten ist. Weiß Helen Keller bereits ohne Sprache, dass andere sehen können? Hat sie in ihrer Behinderung den gesellschaftlichen Nachteil ihrer Behinderung bereits vernommen? Zumindest vernimmt sie, dass sie mehr als nur die Einkämmerung in sich selbst will.

Nach mehreren Wutausbrüchen und als letzte Hoffnung nimmt sich schließlich die Lehrerin Ann Sullivan (gespielt von Ann Bancroft) der dramatischen Lage Helen Kellers an und lehrt ihr das Lormalphabet im Alter von von sieben Jahren. Helen Keller akzeptiert sehr früh das Alphabet, versteht aber zunächst aber noch nicht die Extension, das heißt, dass diese Konzepte auf Realität bezogen sind. Zwar verwendet sie das Alphabet gar im Schlaf, weiß allerdings noch nicht genau, was dies bedeutet. Bis zu jenem einschneidenden Erlebnis:

Zunächst erlernte Helen Keller also allein das Lorm-Alphabet, wobei der „Sprechende“ auf die Handinnenfläche des „Lesenden“ tippt. Doch allein mit einer Codiersprache war noch nicht die Ausweitung dieses Codes auf die Außenwelt gegeben. Offenbar existierte eine begriffliche Sphäre neben der Welt, die sich aus dem Tasten zusammensetzte. In den Tagebuchaufzeichnungen von Sullivan klingt die Sache weniger dramatisch als im Film:

„[E]s hat sich etwas sehr Wichtiges zugetragen. Helen […] hat gelernt, daß jedes Ding einen Namen hat und daß das Fingeralphabet der Schlüssel zu allem ist, was sie zu wissen verlangt. […] Als ich sie heute früh wusch, wünschte sie die Bezeichnung für Wasser zu erfahren. Wenn sie die Bezeichnung für etwas zu wissen wünschte, so deutete sie darauf und streichelte mir die Hand. Ich buchstabierte ihr w-a-t-e-r in die Hand und dachte bis nach Beendigung des Frühstücks nicht mehr daran. […] [Später] gingen wir zu der Pumpe, wo ich Helen ihren Becher unter die Öffnung halten ließ, während ich pumpte. Als das kalte Wasser hervorschoß und den Becher füllte, buchstabierte ich ihr w-a-t-e-r in die freie Hand. Das Wort, das so unmittelbar auf die Empfindung des kalten, über ihre Hand strömenden Wassers folgte, schien sie stutzig zu machen. Sie ließ den Becher fallen und stand wie angewurzelt da. Ein ganz neuer Lichtschein verklärte ihre Züge. Sie buchstabierte das Wort water zu verschiedenen Malen. Dann kauerte sie sich nieder, berührte die Erde und fragte nach dem Namen, ebenso deutete sie auf die Pumpe und das Gitter. Dann wandte sie sich plötzlich um und fragte nach meinem Namen. Ich buchstabierte teacher in die Hand. […] Auf dem ganzen Rückweg war sie in höchstem Grade aufgeregt und erkundigte sich nach dem Namen jedes Gegenstandes […] [Am nächsten Morgen:] Helen stand heute früh wie eine strahlende Fee auf. Sie flog von einem Gegenstande zum anderen, fragte nach der Bezeichnung jedes Dinges und küßte mich vor lauter Freude. […] Alles mußte jetzt einen Namen haben. […] Sobald sie das betreffende Wort kennt, wendet sie ihre früheren Zeichen und Pantomimen nicht mehr an.“ (Quelle: wikipedia)

Zur Philosophie der Verbesserung

Bemerkenswert an diesem Beispiel ist, dass die Taubblinden nicht in ihrer Behinderung vergammeln müssen und der Gedanke der Förderung der Krüppel (wie es damals noch in Fachzeitschriften hieß) etablierte sich bereits im 19. Jahrhundert. Hier zielte der Gedanke der Bildung nicht mehr nur auf eine elitäre Oberschicht, die sich Bildung aus Gründen des Verbleibs in der Oberschicht bediente, sondern Bildung zielte auf das Relief einer differenzierten Gesellschaft. Jeder in dieser Gesellschaft soll die Wege über sich hinauszukommen kennen lernen. Ohne diese gezielte Förderung hätte Helen Keller wohl niemals einen Universitätsabschluss erlangt oder gar andere Sprachen wie Deutsch und Französisch für sich entdeckt (womit sie mehr erreicht hat als andere in unserer Gesellschaft). Gleich also welche Intelligenz oder Behinderung wir besitzen, der Gedanke der Bildung drück aus, dass wir uns zunächst selbst überkommen wollen. Bildung ist daher immer schon moralisch und es geht um die beständige Verbesserung des Selbst.

Zur philosophischen Bedeutung der Sprache

So wie wir beim Denken stets Subvokalisieren (das bedeutet, dass der Kehlkopf unmerklich beim Denken mitschwingt), so ist Sprache prinzipiell körperlich repräsentiert (bzw. der Körper sprachlich repräsentiert). Dieser Grundintuition möchte auch der Philosoph Fred Evans von der Duquesne University in Pittsburg nachgehen. Sein Buch „The Multi-Voiced Body“ behandelt die Frage, wie sich unser Verstand letztlich aus den verschiedenen körperlichen Stimmen zusammensetzt, denn Stimme ist niemals nur Gedanke, sondern zugleich auch immer Körper. In diesem Sinne wollen wir dennoch mit der Stimme aus dem Nahfeld der körperlichen Ergriffenheit, aus dem Nahfeld der Berührungen hinaus aus dem Körperlichen in die größeren Gedanken kommen. Doch der Ausweg bleibt körperlich. Dennoch diese Ausweglosigkeit als Beleg für die rückwärtige Einkapslung in den Körper zu werten, wäre falsch (So wäre auch Liebe konzentriert auf das rein Körperliche nicht mehr als Selbstbetrug).  Es ist doch so, dass wir selbst mit dem Gedanken der Schönheit über unser Nahfeld hinaus wirken wollen. Im eigenen Narzismus sogar soll am besten die gesamte Menschheit wie auch das ganze Universum von uns verzückt sein. Im Grund zeigt sich aber in der Schönheit nur der Wunsch sich durch den anderen zu verlassen; das heißt: Sich selbst in ein höheres Ideal durch das Andere aufzulösen. Die Tatsache, dass wir auf den Körper immer wieder zurückgeworfen werden, spiegelt somit den gesellschaftlichen Normalzustand Repräsentationsfläche für andere zu sein. Daher ist der Körper die Möglichkeit, sich im Wir als selbst aufgehoben zu finden.

Ohne diese Oszillation zwischen Körper, Wünschen, Wollen, Begriffen, Idealen und dem Wir würde das Spiel unserer Existenz nicht von statten gehen. Letztlich bringen wir uns aus dem Nahbereich der Sinne mit der Sprache heraus zu dem Anderen und verstehen ein Überzeitliches, Unendlichkeit und dass unsere Seele nicht nur auf der Bedingung des Endlichen fußt. Dies aber vollzieht sich alles allein in endlicher Erkenntnis. Wir müssen überlegen, was uns aus dem Nahbereich der Sinne herausbringt und ich glaube die Philosophie ist eine Wissenschaft, die sich hier ohne Mythos dieser Aufgabe annimmt. Keine Religion mit Dogmen trübt dabei ihr Bild [Gleichwohl ich natürlich die Religiösität als wichtiges Moment erachte, so lehne ich doch Dogmen ab].

Die Auflösung der Wut in Sprache

Schließlich löst sich so auch Helen Kellers Wut in Sprache auf. Sprache, die alle Kausalverhältnisse durchsichtig macht, über diese Sprache hinaus braucht es nicht vieles mehr. Im analytisch distanzierten Detail, in der Reinterpretation der Neuronenstrukturen und Erkenntnis des eigenen Gehirns löst sich alles in Begriffe und in konzeptuellen Felder wird eingefügt, was andernfalls nur Wut und Hass bedeuteten [vorausgesetzt wir dürfen frei kommunizieren].

Der Film „The miracle Worker] handelt daher von der Entdeckung der Sprache in uns. Sprache ist somit die Methode der Selbstbefreiung moderner Gesellschaften und Sprache zielt als erstes auf das Wir einer Gemeinschaft. Nicht der Naturzustand ohne Sprache, sondern die Kultur bringt das Gute zurück in den Menschen. Sprache löst die Kälte der emotionalen Hautwand in den wahrhaften Austausch von Gedanken und Gefühlen. Sprachen können selbstverständlich vielfältig sein.

Die Philosophie der Grenze (ein paar angrenzende philosophische Reflexionen)

Schließlich aber beweist Helen Keller so auch, welche Dimensionen wir durch Begrifflichkeit erreichen. Der Tastsinn ist die erste Fläche angrenzend an die Welt und doch wissen wir, diese Grenze als Welt zu nehmen (Eine tiefer gehende Interpretation zu dem Begriff Grenze habe ich in meinen Interpretationen zu Helmuth Plessners „Die Stufen des Organischen und der Mensch“ erarbeitet. Einen philosophisch komplizierteren Auszug gibt es auf :http://fibonaccie.blogspot.com/2012/02/was-ist-die-grenze-plessners.html). Die Grenze ist der Moment an dem ein Stück Außenwelt in ein Stück Innenwelt umschlägt. Bei physikalischen Dingen etwa glauben wir, ein Stein sei abgegrenzt gegen das Exterior „Welt“. Die Gesamte Welt wäre so auf das abgegrenzte Ding dort bezogen. Tatsächlich aber weisen wir dem Stein nach bestimmten Formeigenschaften sein Außen in einer Welt zu. Wären wir nicht, wäre der Stein zwar da, aber längst nicht in seiner Wahrheit (das heißt in seiner Form) bezogen auf Welt. Was aber ist der Stein, der ohne nennenswerte Daseinslücken dort in der Welt lagert? Der Stein ist ein auf die Sinneswelt bezogenes Phänomen, das wir in erster Linie begrifflich durch Berührung auszeichnen. Der Stein stößt an die Grenze, als die wir uns verstehen. Damit sind wir Grenzgänger am Rande des Universums und stoßen uns an allen Dingen. Wo soll das Außen nicht überall ein Innen werden? Und hier ist das Problem, das Außen wird nur auf Umwegen zu einem Innen. Mit dem Verstehen ziehen wir in die Welt, um alles ihrem Wesen nach zu einem unsrigen zu machen. Letztlich spannt sich an unserer Grenze die Differenz zwischen Freiheit und Macht. Wir wollen mehr als wir in unserem Grenze-sein dürfen. Wir wollen entgrenzen (vielfach durch Brutalität in unserer Welt vollzogen), wir wollen alles und können doch nur in Gemeinschaft, in Sprache sein.

Wir haben die Freiheit alles zu tun, aber nur soweit unsere Freiheit reicht, danach kommt der Wunsch nach Macht. Einzig was wir in unseren Machtbereich letztlich bringen können, sind andere Menschen und hier greifen wir von einer unklaren Grenze, die wir selbst sind, in die verschwommene Grenze eines anderen. Faire Sprache vermittelt hier unsere Wut, nicht alles zu können und nicht alles zu dürfen. Sprache befreit von Behinderung.

In Begriffen, die mehr sind als Worte, tasten wir zum anderen entweder in Freiheit hinüber oder wir üben Gewalt aus. Die Frage ist wie wir freie Diskurse erreichen. Unabhängig von dieser Frage nach den richtigen Diskursen aber zeigt die Tastsprache der Taubblinden, dass der physische Kontakt in Begrifflichkeiten umgewandelt wird, in denen wir freier sind. Frei sind wir letztlich in der Sprache, ob dies die Sprache der Berührung, des Geschmacks, der Bilder, der Worte ist, es ist immer die Sprache, die wir sind. Diese Intuition sollten wir ernst nehmen und daher gilt abschließend das, was Heidegger vortrefflich ausdrückte: „Die Sprache als Sprache zur Sprache bringen.“ Die Einsicht in die Behinderung bringt uns letztlich zu dieser Sprache.

Ich werde noch einen Beitrag über Taubblindheit schreiben, danach soll es wieder um andere Fragen gehen (mir schwebt eine Reihe über Western vor). Bitte shared diesen Beitrag bei Facebook. Insofern jemand Ideen für Interviews hat immer her damit. Zum Abschluss noch eine schöne Dokumentation, die Einblicke in Helen Kellers Leben gibt. Ich werde demnächst ein Impressum erarbeiten und werde dort meine E-mail veröffentlichen. Über diese bin ich dann für Fragen zu erreichen.

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