Grenzen des Sports – Philosophie der Selbststeigerung

Das waren ungefähr 52 Meter. Tatsächlich werden andere Springer als Weltrekordhalter gelistet, wobei hier anzumerken ist, dass diese sich die Beine brachen. Viele glauben ja, das Problem sei die Wasseroberfläche und der Mensch müsste nur geschmeidig in die Wassermenge eindringen. Tatsächlich aber ist das Problem, dass der Springer das Wasser auch verdrängen muss, das Wasser hat dafür aber eine zu hohe Dichte. Je höher die Geschwindigkeit desto mehr wirkt sich die Wassermasse auf den Körper aus. Die Luft drückt es beispielsweise aus den Lungen, so dass Ohnmacht und Ertrinken auch keine Seltenheit sind. Bei 50 Metern muss der Springer von mehr als 100 km/h auf 0 reduzieren, was bei der Verdrängung des Wassers eine enorme Belastung für den Körper darstellt. Daher halte ich auch nur einen Weltrekord für bemerkenswert, wenn dieser ohne Verletzungen erfolgt wie bei Dana Kunze. Die englische Wikipedia hingegen zitiert den Fall von Harry Froboess, der angeblich aus 110 Metern von einem Zeppelin aus in den Bodensee gesprungen sei und damit immer noch im Guinessbuch der Rekorde gezählt werde:

Friedrich Harald August Froboess (1899 – 1985) born on 10.23.1899 in Dresden, Germany, was a German stunt diver, and high diver. Diving from an early age, his mother taught him to be a „jumping fish“ and his father taught him gymnastics. Froboess won many championships. He did stunt doubling for many stars in silent film. In the end he could only compete with himself jumping from higher and higher bridges and towers into water, finally culminating in a jumped 361 feet (110 m) into Lake Constance from the airship Graf Hindenburg on June 22, 1936. This record still stands in the Guinness book of records. http://en.wikipedia.org/wiki/Harry_Froboess

Ich halte diesen Sprung fĂĽr sehr unwahrscheinlich, allerdings lehrt die Seite wiki-how wie StĂĽrze aus Höhen von 25 bis 75 Metern zu ĂĽberleben seien. Bei der Anleitung irritiert mich Punkt 5, der vor allem empfiehlt „Relax!“ Interessant ist auch, dass es eher wahrscheinlich ist, einen Sturz auf Land als auf Wasser aus unwahrscheinlichen Höhen zu ĂĽberleben. Von den vielen Ăśberlebenden solcher StĂĽrze ist ĂĽbrigens auch bekannt, dass die Mehrzahl der Selbstmörder es sich während des Sturzes nochmal anders ĂĽberlegt.

Crater Lake

Sprünge aus hoher Höhe überleben? Foto: Andy Spearing

Lese ich diese Empfehlungen so kann ich mir wieder vorstellen, dass Frohbös tatsächlich diesen Sprung durchgefĂĽhrt und ĂĽberlebt hat. Dennoch sind die Grenzen des menschlichen Körpers weitesgehend ausgereizt, was sich auch darin zeigt, dass der Rekord im High Diving seit nunmehr 20 Jahren Bestand hat. FĂĽr die Philosophie des Sport kann die Augmentation des Höher, Schneller, Weiter daher nicht gelten, es sei denn Doping und bioprothetische Aufstockung gehört zur Philosophie eines Spitzensportlers. Unvorstellbar, dass sich Gesunde darauf einlassen. Wohl allein die Paralympics werden hier auftrumpfen. Es fragt sich nur, warum sich „Behinderte“ in Zukunft die doch begrenzten Werkzeuge des Menschen bereitstellen lassen werden. Wie es auch schon Affen mit drei Armen gibt, werden hier wohl noch einige Ăśberraschungen ins Haus stehen. Dem begrenzen Gedanken, dass nur Arme und Beine ersetzt werden, hatte ich ja schon in meinem letzten Artikel zur Philosophie der Prothetisierung eine denkbare Philosophie des Entgrenzens zur Seite gestellt, auch wenn dies durchaus kritisch geschah.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und nach wie vor würde ich mich freuen, wenn ihr den Artikel weiter gefällt, so er denn gefallen hat.

Norman Schultz

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2 Antworten auf Grenzen des Sports – Philosophie der Selbststeigerung

  1. Pingback: Körperentgrenzen und Philosophie der Technik – Zur Verflechtung von Wirtschaft und Technik – Philosophie EntGrenzen – Die Wissenschaft der Wissenschaften

  2. Aboubahman. sagt:

    Harry Froboess war mein Onkel und er hat mir mit 12.Jahren im Urlaub in Bar (Schweiz) von dem Sprung erzählt,auch solche dinge das je höher der Sprung ist nicht unbedingt das Gewässer tiefer sein muss.Diese Aussage konnte ich damals auch nicht so einfach glauben.Harry war ein toller Mensch,nie Krank und immer top fit bis ins hohe Alter,und er absolvierte als alter Mann noch so manche Wahnsinige Kunststücke.MFG O.A.

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