Grenzen der Menschheit (Links)

Die Zeit rückt fort und ich studiere hier in Pittsburgh (Foucault, Phänomenologie, Brandom und Kant) so für meinen Doktortitel vor mich hin. Die Kurse haben ein gewaltiges Lesepensum und da Englisch nicht meine erste Sprache ist, lese ich deutlich langsamer als meine Konkurrenten (ja Philosophie ist hier schon ein harter Wettbewerb). Ich habe eine Klasse dreimal die Woche, die ich unterrichten soll, aber vorher werde ich merkwürdig unterwiesen, worüber ich noch schreiben muss. Die Zeit rück fort und darüber hinaus habe ich wenig Zeit. Dennoch will ich hier mal wieder eine kleine Linkliste mit sehenswerten Links zu den Grenzen des menschlichen Könnens zusammenstellen.

Fritz Beinke Die Schulschwänzer

Befreiung von der Schule By Fritz Beinke (1842-1906) (Dorotheum) Public domain, via Wikimedia Commons

Natürlich aber verweise ich zuerst wieder auf meinen, neuen Blog. Dort geht es auch um Grenzerweiterungen, allerdings auf einem deutlichen praktischeren Level: Solltet ihr euch zum Beispiel bis zu 100-stellige Zahlen merken wollen oder eine Technik haben, mit der ihr euch einen Fundus an Geschichtsdaten aufbauen könnt, den ihr nicht mehr so schnell vergesst, so präsentiere ich euch dort eine Technik genau dafür. Grob gesagt geht es darum, sich eine Route zu legen und dort mittels einer Verschlüsselungstechnik Bilder abzulegen. Das ganze ist einfacher als ihr denkt und die Grenzen sind mit Kreativität um ein vielfaches erweiterbar. Ebenso habe ich begonnen einen Palast zu bauen und ein Königreich zu errichten, was das bedeutet? Am besten ihr schaut mal in den Artikel rein.

Darüberhinaus habe ich mich mit meiner Schulzeit auseinandergesetzt. Ich war damals besonders gut darin, diese schlecht zu absolvieren und blieb schließlich aus Blödheit einmal wie Kaugummi an der Schulbank kleben. Ich schlage in diesem Artikel außerdem vor, Philosophie als erste Wissenschaft schon in der Schule und zwar von der Grundschule an zu unterrichten, allerdings geht es mir hier weniger um den ethischen Bereich, sondern um die erkenntnistheoretischen Gründe. Die genaueren Gründe dafür lege ich in dem Artikel dar.

Ich habe außerdem noch die neue Sendung von Richard David Precht unter die Lupe genommen und muss sagen, dass er und der Hirnforscher Hüther versagt haben, mal ein neues Konzept von Schule wirklich zu diskutieren. Erstens referieren sie kaum auf Fakten, was ihre Thesen schwammig und allgemein macht und zweitens ist auch von geisteswissenschaftlicher Dialekt (was noch rechtfertigbar wäre) nichts zu spüren. Sie schieben sich eigentlich nur Parolen über den Tisch, die letzten Endes die Schule derart schlecht machen, dass wir glauben sollten, wir wären alle in der Schule verblödet. Aber schaut selbst. Weiterlesen

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Bewusstes Lernen – Autogenes Training, Ritalin und mein neuer Blog

Ich habe einen neuen Blog (mal wieder): www.bewusstes-lernen.de. Es geht vor allem um die Frage, wie wir besser lernen und welche Methoden wir hierfür brauchen. Der Blog selbst ist daher eher praktisch orientiert. Hier mal ein paar Themen:

Mit der Ruhe von Planetenbahnen

Mit der Ruhe von Planetenbahnen (wikicommons CC_BY_SA Author Tevaprapas Makklay)

Zielstellung: Autogenes Training lernen – eine vorbereitende Kritik an der unterschwelligen Nazi-Ideologie

Autogenes Training hilft den Blutdruck zu senken, Ruhe zu bewahren und konzentrierter zu arbeiten. Da Autogenes Training aber weit in unser Leben eingreift stellt sich die Frage, unter welchem Stern das Autogene Training von H.J. Schultz erfunden worden ist. Eine kritische Näherung scheint unumgänglich, wenn wir gerade Formeln der Gleichgültigkeit in der Selbsthypnose vor uns herlallen.

Autogenes Training zielt vor allem darauf ab, dass wir funktionieren. Wir beruhigen, besänftigen uns und machen uns markttauglich. Damit passte das Autogene Training besonders gut ins dritte Reich.

Wir sollten diese Betrachtungen nun nicht übertreiben, aber auch nicht verschweigen. Das Autogene Training besitzt einige Formeln, die es auf ein gezieltes Verdrängen anlegen. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass das dritte Reich damals kostengünstige Varianten als die Psychoanalyse von Freud suchte. An der Reinigung der Psychologie von jüdischen Einflüssen beteiligte sich auch H.J: Schultz – Erfinder des Autogenen Trainings – und sprang eben auch karrieristisch mit der Entwicklung des Autogenen Trainings ein.

Ziel des Artikels bei www.bewusstes-lernen.de ist es jedoch langfristig, die Techniken des Autogenen Training zu erproben und meinen Übungsplan vorzustellen. Dieses mache ich in der Hoffnung, dass sich andere beteiligen, aber auch um meine Motivation daran aufrecht zu erhalten. Die positiven Effekte vom Autogenen Training überzeugen mich, aber mir fehlt es oftmals an Selbstdisziplin. Mir half Autogenes Training vor allem, meine Konzentration und Motivation aufrecht zu erhalten. Im Moment scheitere ich daran, den Kopf frei zu machen, obwohl die Entspannungsphasen dennoch gut funktionieren. Weiterlesen

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Wie Körper tanzen – Philosophie und Bewegung


Ben Aaron war gerade dabei, den Sport zu suchen, der unsere Muskeln wie Unkraut sprießen lässt, aber dabei so locker ist, wie auf der Couch Schokolade auszupacken. Tiefsinnend ging er durch die Straßen, dann jedoch sah er einen Mann, der ihm im lockeren Tanzschritt entgegen kam. Aaron tat das, was jeder vernünftige Mensch in dieser Situation tun würde: Er tanzte mit.

Dancing on the beachNach einigen Minuten der ausgelassenen Bewegungen, tanzte der Mann seinen Weg einsam weiter und auch Ben Aaron war wieder allein. In der Folge stellte er das Video von diesem Dancewalker ins Internet. Überall auf der Welt fingen die Menschen plötzlich an zu dance-walken.

Philosophie und der Zerfall zwischen Körperwahrnehmung und Körperbeherrschung

Nichts hat die Philosophie vor größere Probleme gestellt als der Zerfall zwischen Körpererfahrung (Empirie) und Körperüberwindung (rationale Metaphysik). Der Körper ein Vollrausch an Hormonen einerseits, andererseits eine Instanz, die von ganz woanders her mit Askese überwunden und kontrolliert werden will. Der Körper ist einerseits das empirische Faktum, dass sich wie ein Streichholz an der Welt entzündet und dem Gehirn Signale sendet, auf der anderen Seite kann das Gehirn über den Körper hinaus: Es kann die Welt denken (oder haben Sie schonmal die Welt gesehen), es kann ideale Gegenstände wie Quadrate ersinnen oder es kann über die Unendlichkeit nachdenken, die der Körper wohl auch kaum erfahren hat. Die Schnittstelle zwischen Geist und Welt, zwischen Willen und Erfahrung ist der Körper. Dieser Körper will dann einerseits als Körper genossen sein, andererseits als Körper beherrscht werden. Beim Tanzen gibt es daher zweierlei Ausprägungen dieses Körperdenkens.

Der Körper als Instrument des Geistes

Unser Körper ist ein Instrument: Laufen bedeutet beispielsweise irgendwie den fallenden Körper, doch in seinem Fall zu steuern und zu verstehen, ein Schritt folgt nach dem anderen. Im Vergleich von dem gezielten Fall von A nach B ist Tanzen dabei noch eine erweiternde Dimension der Steuerung. Wir könnten es allerdings so verstehen, dass wir versuchen jeder Körperbewegung ein Gewicht und einen Ausdruck nach außen zu geben. Jede Bewegung soll noch mehr an unsere Bewusstheit herangrenzen und keine Bewegung soll mehr dem Nichts entspringen, sondern zumindest durch unsere Planung auf ein Ziel hingesteuert sein. So wie alle Effizienzschulen hat der Tanz dann das Ziel, den Moment im Leben zu steuern. So ist der Tanz der direkte Ausdruck von durchdachtem Körpersein. Weiterlesen

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Das Ego, letzter metaphysischer Rest – Wie Demokratie Antidemokratie bedingt

Democracy www.kunst-und-gedanke.de

Demokratie zwischen Egozentrismus und Gleichheit (Bild: Veronika Kluscar www.kunst-und-gedanke.de)

Europa stemmt seit mehr als 300 Jahren den Druck der Revolutionen. Wie ein Atlas, der die ganze Welt auf seinen Schultern tragen will, ächzt dabei ein Kontinent, der es allen irgendwie durch demokratische Gleichheit recht machen will, aber damit nur allen irgendwie auf die Füße tritt. Inzwischen wollen mehr als 300 Millionen Menschen einen Nenner. Mit dieser Aufgabe aber besiedeln Demokraten seit 300 Jahren metaphysisches Neuland. Wie sollten mehr als 300 Millionen Individuen, die irgendwie im selben Boot der metaphysisch Obdachlosen rudern, für einander ein Dach bauen? Moderne Menschen treffen auf ein Problem: Wir können uns nicht mehr kennen. Würden wir eine Sekunde an jeden EU-Bürger denken wollen, würden wir mehr als 10 Jahre benötigen. Ohne ein metaphysisches Konzept, das mehr darstellt, als die laue Suppe an Realität, in der wir schwimmen, kommen wir nicht weit. Welche Metaphysik soll uns nun helfen? Viel bleibt nicht übrig: Vor allem der aufklärerische Glaube an den Menschen entpuppt sich nach und nach als spezizistisch und verachtet die Natur. Nach den Religionen gehen uns irgendwie die Konzepte aus. Weiterlesen

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Kratzen, Beißen, Haare ziehen Babyblogger-Rüpel bei der Blog-EM

Leon RugiloBei der Blog EM gab es also den zu erwartenden Eklat. Die Blogger pöbeln nun frivol gegen Konkurrenten und auch der UEFA-Blog-Vorsitzende Peer Wandiger bekommt in der Kommentarspalte sein Fett weg. Den Europameistern im Bloggen eilt nun ein angeblich negativer Ruf voraus, denn die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Krabbelgruppe, dass die Babyblogs die EM gewinnen.

Was war passiert: Vorzeige-Existenz-Blogger Peer Wandiger hat einiges an Aufwand betrieben und vor allem die bösen und immer erfolglosen Misch-Blogs und auch Babyblogs oder egal was aufgenommen und zugelassen. Ein solches Blogturnier ist durchdacht, denn so kommen doch einige Links zusammen, die den Blog von Peer bei Google-Rankings pushen (wir wollen ja alle im Googlehimmel einen Platz neben Big Brother bekommen). Auf der anderen Seite finden auch neue Blogger auf den Blog von Peer und der Name Peer Wandiger prägt sich, prägt sich, prägt sich. Dies ist die normale Eigenwerbung und es ist überhaupt nichts Verwerfliches daran. Peer veranstaltet eine Mehrwertblog-EM, die mir tatsächlich Spaß macht. Weiterlesen

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Hungerstreik bei netzwerkB, Maja bei der Blog-EM, Zombiealarm, Skeptiker und die Realität von Kant

Pirat Girl (www.pusteblumenbaby.de) (Icon by Picnik)

Bitte unterstützt das Pusteblumenbaby bei der Blog-EM

Momentan bin ich ja mit Norbert Denefs Hungerstreik bei netzwerkB beschäftigt. Es geht darum, dass Sexualstraftäter keinen Freibrief bekommen, nur weil sie den Betroffenen so stark traumatisiert haben, dass er innerhalb der Verjährungsfrist nicht klagen kann. Wir waren zu Gesprächen mit der SPD im Bundestag, um dann zu erfahren, dass die SPD, gleichwohl der Parteitag für die Aufhebung der Verjährungsfristen gestimmt hat, diesem Antrag nicht Folge leisten will. Dieses wollen wir nun verhindern. Ich habe dort viele der Argumentationen überarbeitet und die philosophisch-moralische Dimension stark gemacht. Dies ist ein Feld, was ich auch in Zukunft bearbeiten möchte, da hier die Philosophie auch Bedeutung bekommt. Weiterlesen

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Wieviel Facebook wert ist, wie viel Wert ich bin, Zuckerbergs Spendenmoral und überhaupt viel Prokrastination in einem Artikel

Interesting architecture in cologne (www.kunst-und-gedanke.de)

Kölner Architektur und ein paar Links mehr findet ihr auf www.kunst-und-gedanke.de

Auf dem Wealth-O-Meter über Marc Zuckerberg könnt ihr nun regelmäßig verfolgen, wieviel Marc Zuckerberg eigentlich wert ist. Hier mal der Link::

http://blogs.wsj.com/digits/2012/05/18/follow-mark-zuckerbergs-worth-in-real-time/tab/interactive/

Im Moment ist der Mann, der für viele die Buschtrommeln der Digital Bohème erfunden hat, ungefähr 13 Milliarden Dollar. Ob er derart unserer Gesellschaft genützt hat, ist eine andere Frage, zumindest hat Facebook zu dem historischen Moment beigetragen, dass im Jahre 2011 das Web erstmals mehr für sozialverträgliche Handlungen als für Porno genutzt wurde. Weiterlesen

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Von den bösen Bloggern, die gerne freiwillig arbeiten

When the sun goes down (www.kunst-und-gedanke.de)

Fotografien aus Köln

Angeblich gleiche ja das Internet dem wilden Westen. In der jenseitigen Virtualität sei so etwas wie eine mittelalterliche Stadt entstanden, die ohne Gesetze überhaupt nun die Realität ehrlicher und gutschaffender Bürger überfalle. Nachdem Konsumenten also die Kutschenindustrie in den Ruin getrieben haben und diese Konsumenten auch kaum mehr das gute alte Bäckerhandwerk stützen, zerstörten die Raubritter des Internets bereits viele, viele Arbeitsplätze. Wikipedia hat im Grunde den Brockhaus zerstört und nur eine Front von mutigen Wissenschaftlern wehrt noch gegen dessen Zitierfähigkeit. Die deutsche Wissenschaftscommunity hat aber ebenso Angst. In amerikanischen Blogs veröffentlichen Blogger schließlich schon ihre wissenschaftlichen Ergebnisse. Wo sollte dies allerdings hinführen, wenn Magazine nicht mehr per Peer-Review die Ergebnisse unabhängig bewerten? Wenn nicht mehr andere Wissenschaflter sagen, das darf veröffentlicht werden und das nicht, haben wir am Ende natürlich nicht die Freiheit, sondern Chaos. Die Deutschen haben also Angst vor einer Welt, die mit dem Chaos des Internets zerklüfftet und am Ende müssen alle großen Künstler Klos schrubben, weil sie neben ihrem exzentrischen Hobby natürlich nichts anders gelernt haben. „Fair Use“, das freie Benutzen von geistigen Erzeugnissen wie in Amerika darf in Deutschland auch nicht sein, sondern wir müssen kontrollieren, was zu kontrollieren geht.

Deutschland überlegt nun ein neues Leistungsschutzrecht einzuführen. Die klassischen Medien wie Zeitung röcheln nämlich ihren letzten Todesatem. Zeitung, das ist mittlerweile fast so altmodisch wie eine Kutsche und wird bald nur noch mit Zigarre und Zylinder in Kutschen gelesen, um die gute, alte Zeit nachzuspielen. Aus diesem Grund soll die Zeitung nun auch unter Denkmalschutz gestellt werden. Erscheint ein Artikel in der Zeit, wurde er schon tausendfach gerebloggt und kommentiert, dies verteilt die Spannung, die dieses Medium letztlich benötigt. Da aber andere als Journalisten nun nach Angaben der Journalisten (die ja nur ehrlich recherchieren) nicht schreiben können, sieht die Verlegerbranche natürlich gleich unsere Gesellschaft bedroht (man stelle sich nur vor, was wir eigentlich für eine konzeptuelle Leistung bei netzwerkB vollbringen, das hat natürlich journalistisch keine Qualität). In Zukunft sollen daher selbst Zitate aus Artikeln der Zeitungen für mindestens ein Jahr geschützt sein. Es ist unklar, was wir dann als Blogger alles noch von der Realität erzählen dürfen. Ich vermute allerdings, dass die Realität der Zeitungen dann ganz verschwinden wird. Zum Beispiel höre ich nur noch Songs, die es auch bei Youtube gibt, alle anderen verschwinden aus meinem Gedächtnis. Womöglich wird die Kultur irgendwann den freien Formaten den Vorzug geben. Weiterlesen

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Wie Schachgroßmeister unser Superego herausfordern (Gewinnt außerdem die Schachnovelle))

Carl Maria Seyppel (1847 - 1913) Schachspieler (Quelle: Wikimedia gemeinfrei) Zum Gewinnspiel auf das Bild klicken

Carl Maria Seyppel (1847 - 1913) Schachspieler (Quelle: Wikimedia gemeinfrei) Zum Gewinnspiel auf das Bild klicken

In der Zeit findet sich in den letzten Tagen eine hervorragende Dokumentation der Schachweltmeisterschaft. Ohne viel Schachwissen abzuverlangen dokumentiert der Autor dort die Besonderheiten des Kampfes zwischen Gelfand und Anand. Eine schwierige Aufgabe denn mit Gelfand und Anand sind angeblich zwei remisverdächtige Langweiler ans Schachbrett getreten. So ähnlich polterte zumindest Kasparow, der vor allem Anand unterstellte keine Lust mehr am Schach zu haben.

Ganz gleich aber der Langeweile, Schach war noch nie ein Spiel, das in der Öffentlichkeit durch die konkreten Züge bestach, sondern vielmehr vom Prestige lebte, den besten Denkern der Welt zuzuschauen. Gerade beim Schach war es schon als Kind immer eine Kränkung, wenn einem Erwachsene die Grenzen des Geistes im Spiel präsentierten. Schach offenbarte deutlich Schwächen in der Konzentration und Vorstellungskraft wie auch in der Intelligenz. Beim Schach geht es nämlich irgendwie um die Schöpferkraft des menschlichen Geistes, deswegen war es auch lange Zeit so wichtig, dass die Menschen mit ihrer Kreativität Computer besiegten und bewiesen, dass die unerschöpflichen Weiten unseres wachen Verstandes noch jeden Schaltkreis zu überfliegen vermochten. Schach war ein Spiel der menschlichen Meister, die das magische Gehirn besaßen. Gerade der menschliche Verstand sollte im Schach seine Größe beweisen.

Pluralistische und durchdemokratisierte Gesellschaften haben natürlich den Respekt vor den Genieleistungen verloren. Wir akzeptieren keine Götter mehr neben unserem Ego. Dabei ist beim Schach die Sache klar: Ein durchschnittlicher Spieler wie wir hat gegen einen Supergroßmeister keine Chance. Wenn wir die Züge mit allem Verstand ausführen würden, hätten wir im Lotto eine astronomisch höhere Chance zu gewinnen als auch nur eine Schachpartie (selbst im Simultankampf, das heißt, wenn der Supergroßmeister gegen Tausende zugleich von uns antreten würde) Remis auszugleichen. Am Schach zeigt sich eine Vergleichsdimension, die wir ohne Weiteres akzeptieren müssen. Das heißt: Ein Meister ist ein Meister, ist ein Meister, ist ein Meister. Das Problem ist unser Ego. Weiterlesen

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Schulden – die ersten 5000 Jahre – David Graebers Vortrag in Köln

Eine Banknote, die alle Schulden begleichen könnte

Eine Banknote, die alle Schulden begleichen könnte (Bild gemeinfrei bei wikicommons)

Schulden waren für mich immer schon eine merkwürdige Hinterlassenschaft vergangener Generationen. Schulden stellten für mich ein deutsches Erbe dar, das irgendwie zu meiner angestammten Nationalität gehörte, die ich ohnehin nie verstand, nur dass ich eine irgendwie diffuse Verantwortung für eine Vergangenheit übertragen bekommen hatte. Ich bin mir gänzlich unsicher, ob ich jemals hiervon in irgendeiner Weise etwas verstanden habe, Schuld aber assozierte immer den Gedanken an Strafe. Gänzlich metaphysische Konzepte wie ich heute aus einer philosophisch elaborierten Perspektive wohlgebildet bekennen würde. Aber auch das Geld, was ich täglich verwendete, war einerseits so nah, auf der anderen Seite etwas abstraktes, was ich in dieser Art nie verstand. Wie konnten derartig große Kapitalströme existieren und wo kamen sie zu dieser grauen Masse gebündelt, wo war der Gegenwert, der sich nicht direkt aus Tausch ergab? Weiterlesen

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