Körperentgrenzen und Philosophie der Technik – Zur Verflechtung von Wirtschaft und Technik

Das mit Pflöcken nicht eingrenzbare Meer, so sah der Philosoph Aristoteles die Zukunft. Schon die Antike formulierte philosophisch explizite Technikkritik und diese Technikkritik dominiert auch zu großen Teilen eines meiner favourisierten und doch zumeist sehr philosophischen Genres, da es sich mit den Grenzen der Menschheit auseinandersetzt: Das Science-Fiction-Genre.

Die Einleitung von „Deus Ex: Human Revolution“ ist meines Erachtens künstlerisch als auch philosophisch gelungen, so kombiniert der Film doch den Mythos des Ikarus und den philosophisch-wissenschaftlichen Forschergeist des 17. Jahrhunderts (ausgedrückt in dem berühmten Bild von RembrandtDie Anatomie des Dr. Tulpe„) mit dem Technikpessimismus der Gegenwart. Die philosophische Selbstüberschätzung einer sich über alle Grenzen hinwegsteigernden Menschheit wird hier Thema.

Rembrandts Anatomie des Dr. Tulp

Die Darstellung einer anatomischen Schauveranstaltung gemalt von Rembrandt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Stellung der Philosophie gegen Prothetisierung und genetisches Entgrenzen der Transhumanisten

In der Philosophie wird gegen die Phantasien der Prothetisierung und dem Entgrenzen des Körpers natürlich regelmäßig Stellung bezogen:

„Ob wir uns als verantwortliche Autoren einer eigenen Lebensgeschichte betrachten und uns gegenseitig als »ebenbürtige« Personen achten können, hängt in gewisser Weise auch davon ab, wie wir uns anthropologisch als Gattungswesen verstehen. Können wir die genetische Selbsttransformation der Gattung als Weg zur Steigerung der Autonomie des Einzelnen betrachten – oder werden wir auf diesem Wege das normative Selbstverständnis von Personen, die ihr eigenes Leben führen und sich gegenseitig die gleiche Achtung entgegenbringen, unterminieren?“ (Habermas. Die Zukunft der menschlichen Natur 2001:55)

Habermas verweist hiermit auf die Gefahren der Gentechnik, nämlich auf eine Unterminierung unseres Gattungsverständnisses. Im Weiteren versucht er dieses Gattungsverständnis aus der Art, wie wir Freiheit und Autonomie immer schon in der Kommunikationssituation voraussetzen, abzugewinnen. Genetische Manipulation würde dann nach Habermas den Ungeborenen, das Recht auf eine Zufälligkeit der eigenen Lebensbedingungen absprechen.

Das Argument ist meines Erachtens eher schlank, da Habermas in seiner Theorie Letztbegründung ablehnt (dies war das Thema meiner Magisterarbeit). Dass wir durch die Anwendung der genetischen Manipulation die Freiheit der Individuen nehmen, halte ich zudem für weit ausgeholt. Probleme ergeben sich eher, wenn wir überlegen, dass hier womöglich zwei Klassen-Gesellschaften entstehen werden: Menschen, die das Geld haben im genetischen Supermarkt shoppen zu gehen und denen, die dieses Geld nicht besitzen. Wir sehen ja heute schon, wie sich die Reichen immer mehr in die Sphäre der Schönheit verabschieden, während wir „Armen“ unserem Altern im Spiegel hilflos zusehen müssen. Schönheit wird zunehmend bezahlbar. Wer würde es von diesen Menschen nicht danken, die Nase gleich vor der Geburt gestaltet haben zu bekommen (ui angesichts dieser neuen Techniken reicht wohl die Deutsche Grammatik nicht mal aus, um adäquat pränatale Eingriffe zu beschreiben). Es ist für mich daher eher ein Gerechigkeitsproblem.

Die Transhumanisten

Die Phantasien aber gehen weiter: In den 60ern als ja die Forschung noch relativ unbedarft operierte, schlugen US-amerikanische Mediziner vor, den Menschen an die Atmosphäre des Weltalls anzupassen. Eine für mich ästhetische Idee im Übrigen, dass Menschen durch die lebensfeindlichen Weiten des Weltalls spazieren. Warum nicht auch organisch technische Raumschiffe? In Wikipedia heißt es hierzu:

„Mit Hilfe von biochemischen, physiologischen und elektronischen Modifikationen sollten Menschen als „selbstregulierende Mensch-Maschinen-Systeme“ im Weltraum überlebensfähig sein.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Cyborg#cite_note-4)

Wir gehen also einer immer größeren biologischen Umrüstung des Universums entgegen, insofern wir diesen schon hochgerüsteten Gedanken nochmals extrapolieren. Nicht nur ein Universum, was mit Menschen bevölkert ist, sondern ein Universum, das in Gänze dem menschlichen Leib unter seiner Verfügungsgewalt angeeignet worden ist.

Die Transhumanisten formulieren es hierzu wie folgt:

„Wir können höhere Gipfel erklimmen, wenn wir nur unsere Intelligenz, unsere Entschlossenheit und unseren Optimismus dafür einsetzen, die menschliche Puppe zu durchstoßen. Die Evolution hat trotz unserer Bemühungen unser Verhalten in bestimmte Richtungen geleitet, die in unser Gehirn eingearbeitet sind. Unsere Körper und Gehirne beschränken unsere Kapazitäten.(Max More: Vom biologischen Menschen zum posthumanen Wesen)

Das uns umschließende Gattungswesen „Mensch“ mit seiner begrenzten Vernunft, soll nun also wie eine alte Actionfigur aus den 70ern bei Seite gelegt werden, wie eine Hülle abgestreift werden.

Auf zum Übermenschen?

Ich möchte dazu soviel sagen: Angesichts der realen Probleme muss der Zukunftschor noch nicht angestimmt werden. Zunächst stellt sich die Frage, ob eine Gesellschaft Gentechnik überhaupt verantworten kann. Die Extropianer, wie sich die Transhumanisten auch nennen, wollen eine neue Philosophie für das neue Millenium kreieren, fragen aber nicht, ob wir überhaupt schon für ihre Technikphantasien moralisch bereit sind. Es leitet mich folgende Intuition: Wenn die Atombombe 10 Jahre früher erfunden worden wäre und das in Deutschland, dann… Technik ist nicht per se etwas schlechtes, ob wir jedoch das technisch Machbare auch mit den gegenwärtigen Mitteln der Vernunft einholen können, bleibt unbeantwortet. Die Teleologien der post-, trans- oder Was-auch-immer-Humanisten jedenfalls verlieren über ihre Idealvorstellungen hinaus, die Bodenhaftung. Metaphysische Zielsetzungen lassen vergessen, dass das Sein immer noch ungeklärt vor ihren Füßen liegt. Warum sollte ein bevölkertes Universum die viel dringendere Sinnfrage nach dem Sein lösen? Ich gehe zwar nicht soweit wie Habermas und bezeichne Science Fiction als Jugendträume pubertierender Philsophen, denn ich lasse mich gerne von den Fragen des Menschenmöglichen faszinieren, lehne aber eine biologische Steigerungsinterpretation von zum Beispiel Nietzsches Lehre vom Übermenschen ab.

„Ich lehre euch den Übermenschen. Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll. Was habt ihr getan, ihn zu überwinden?“ (Friedrich Nietzsche „Also sprach Zarathustra“)

Ob die Überwindung des Menschen hier als eine technische Bestückung des Humanum beziehungsweise eine Humanisierung des Universums gemeint ist oder aber die Überwindung als ein Aufstieg zur Moral interpretiert wird, unterscheidet zwischen naivem Science-Fiction und ernstzunehmender Zukunftsforschung. Naiv an die Wunder der Technik zu glauben jedenfalls, halte ich nicht für den Weg. Dennoch aber zu fragen, ob wir mit der Technik nicht zu einer besseren Gesellschaft im Rahmen des Moralischen kommen können, ist für mich ein wesentliches Element einer jeden Vernunft.

Was kann Technik bewirken?

Wenn wir den Menschen also als eine Puppe betrachten, die durchstoßen werden muss, so müssen wir sehr wohl auch fragen, ob wir uns mit dem Durchstoßen nicht selbst auch verlieren, vielleicht religiös betrachtet, einen letzten Seinsfunken in uns auslöschen und das Feuer der Seele, das sich vielleicht in uns gefangen hat, durch ein barbarisches System ersticken. Die Risiken, und da hat Habermas wohl recht, sind groß.

Die Metapher der zu durchstoßenden Puppe jedoch bringt uns zurück zu der Zukunftsmusik, die alle 80 Jährigen mit schlecht funktionierender, künstlicher Hüfte hoffen lässt: Steve Austin, astronaut, a man barely alive, eine alte Actionfigur aus den 70er Jahren mit künstlichen Beinen. Dennoch 60 Meilen pro Stunde in der Spitze würde Usain Bolt mit 4 Sekunden auf 100 Metern wie eine Schnecke zurücklassen.

schaut euch einfach an, wie Bolt schon vor dem Sieg feiert ;)

Steve Austin ist aber tatsächlich eine Puppe aus der Mottenkiste, eine abgewetzte Spielfigur der 70er. Dennoch kämpft er als ewig Laufender für das Gute, eine Zielbestimmung, die sich aus keiner Technik ableiten lässt, ein Gedanke, der nur aus Freiheit hervorgebracht werden kann. Daher bewundern wir Steve Austin immer noch.

Wie steht es also mit der Prothetisierung der Menschen? Steve Austin, der Mann mit der künstlichen Hüfte und den bionischen Beinen würde zumindest jede Paralympics gewinnen. Und womöglich werden wir Zukunft bei Behindertensportarten bessere Leistungen sehen, als bei Olympia. Dies ist wohl die erste Veränderung, der wir entgegen gehen. Wann werden also die ersten Menschen ihre Beine abnehmen lassen, um bessere Beine zu bekommen?

Egal, denn wer hätte etwas dagegen, wenn es so ästhetisch aussieht wie bei Steve Austin. Also bis zum nächsten mal und unten im Kasten den Blog abonnieren und bitte weiterempfehlen.

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Bahnphilosophie und das Transportgut „Mensch“

Die Bahn ruft zur Moral aus Marketingründen

Ich suche auch den Mitarbeiter mit Herz bei der Bahn, allerdings nicht aus Marketinggründen, wie es vielleicht die Bahn auf dem Poster oben verfolgt.

Über den Sinn der Bahn lässt sich vielfach spekulieren und philosophieren. Genau benommen ist die  Bahn ja nur ein leblos stählerner Transportschlauch, der Menschen flexibilisiert bei ihrem Wunsch in der großen, weiten Welt zu arbeiten. Da nun aber ganze Menschenströme durch diese Röhren fließen, so möchte die Bahn doch auch immer mehr sein als nur das Vehikel, das Menschen nützt. Neben einer Institution also, die für das Wohl der Bevölkerung bestimmt ist, etabliert sich der Gedanke, dass mit der Bahn Gewinne eingefahren werden können. Ganz klar heißt dies: Die Bahn nimmt mehr ein, als sie kostet. Im Zuge des Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte haben sich wohl Menschen, die gerne in Amerika studierten, genau dieses gedacht und so wurde die verschlafene Behörde mit Rekordverlusten zu einer Unternehmensstruktur umgepolt, die dieses Jahr einen Rekordgewinn von 2,6 Milliarden Euro ansteuert. Je weiter also die Wirtschaftsinstitution sich erhebt, desto irrelevanter werden Fahrpreiserhöhung und müssen nicht gerechtfertigt sein. Gleich gegenüber den Gewinnen ist die Bahn daher daher auch dieses Jahr teurer geworden. Das Wirtschaftsunternehmen „Bahn“ mit der Philosophie des Erfolgs stört das wenig. Bisher teilten die Bahnmitarbeiter mir immer selbstbewusst mit, sie seien schließlich ein Wirtschaftsunternehmen, womit dann der Transport der Menschen nur Mittel zum Zweck wäre.

Ohnehin hatte ich mich gewundert, dass im Jargon der Bahn überhaupt noch zwischen Güterverkehr und Personenverkehr unterschieden wird. Vor allem sind Menschen doch nach Maßgabe der Wirtschaft verrechenbare Güter, die dementsprechend auch abgerechnet werden. Der Sinn der Trennung mag nur in den unterschiedlichen Anforderung beim Transport der Fracht liegen. Klar, eine Kiste mit Schrott muss anders geladen werden als ein paar Menschen.

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Zum Tod von Vera Birkenbihl – Philosophie des gehirngerechten Lernens

Im Alter von 65 Jahren ist Vera Birkenbihl, die Entwicklerin einer gehirngerechten Lernphilosophie, gestorben. Da ich Birkenbihl für eine der besseren Gehirngymnastikerinnen halte, Grund genug endlich einen Beitrag über sie und ihre Philosophie in Angriff zu nehmen. Im Folgenden ist ein längerer Vortrag von ihr, der mich einfach von ihr überzeugt hat.

Natürlich fragt sich bei Birkenbihl in erster Linie, was an dem Marketingbegriff „gehirngerecht“ eigentlich wirklich dran ist. Im Segment der Personality-Trainer toben sich ja so manche Hobbyphilosophen aus, denen jeder Begriff recht genug ist, solange er sich vermarkten lässt. Da sollen die Damen und Herren schon mal 60 Sekunden tagsüber beim Toilettengang lächeln, um ein fröhlicheres Leben zu führen und jede Krankheit in ihrem Leben als Chance zur Veränderung begrüßen. Die Zielgruppe ist damit bestimmt. Gerade die Sieger-Philosophie der Positiv-Denken-Branche hat diese zu einer Anlaufstelle für selbstzweifelnde Manager gemacht, die sich in der Midlifecrisis suchen oder in der anstehenden Karriere für sich die richtige „Philosophie“ suchen. Doch auch der gute Bildungsbürger, der sich dem Prestige des Denkens und Philosophierens verpflichtet fühlt, wärmt bei Seminaren, so er sich diese leisten kann (2.000 Euro für einen Seminarplatz ist nicht selten) gerne die Vorlesungssitze. Vera Birkenbihl zählte mit ihrer Philosophie sicher auch zu den Gurus, wohl aber besaß ihre Philosophie Esprit, Humor und war weniger vom ausbeuterischen Unternehmertum der Branche geprägt, was sie allerdings nicht hinderte mit ihrer Theorie dennoch Millionärin zu werden.

Woran erkennen wir nun aber Unfug oder gehaltvolle Lern- oder gar Lebensrezepte? Diese Frage ist keineswegs leicht, dennoch möchte ich jedem Leser einen leichten Test nahelegen, wie er Konzepte von angeblichen Gurus überprüfen kann: Weiterlesen

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König der Langeweile – Gottschalks letzte Sendung „Wetten dass..?“

"Wetten dass..?" Kunstwerk der Langeweile (CC_Foto)

"Wetten dass..?" Kunstwerk der Langeweile (CC_Foto)

Gottschalks Erben tun sich schwer. Die Philosophie der 80er Jahre Show-Unterhaltung lässt ein modernes Publikum kalt. Da wird eine Sendung rumgereicht, die noch 8 Millionen Zuschauer schauen und keiner will sie haben. In ihrem Blog www.pusteblumenbaby.de hat Maja ja schon einige Gründe aufgezeigt, warum diese Sendung schwerer zu vermitteln ist, als ein Müllmann auf einer elitären Partnerbörse für Singles mit Niveau. Das Problem die Sendung ist ein Tempel der Langeweile. Nirgendwo werden Stars so unbedeutende Fragen gestellt und nirgendwo wird Langeweile so lange transzendiert bis es Meditation ist. Aber da geht der Schwiegervater Thomas Gottschalk mit einer alten Dame schwanger, die er abgehalftert noch an den Mann bringen will und kann nicht mal mit einer noch stattlichen Mitgift einen Heiratsschwindler finden. Das sinkende Flaggschiff, die letzte große ZDF-Samstag-Abendunterhaltung, ist wie eine Titanic auf ihrer letzten Fahrt. Da werden auf dem Deck noch die Stars hin und her kutschiert, während der Eisberg der Zeit längst die Löcher in den Rumpf gerissen hat und Gottschalk schon im Rettungsboot sitzt. Einzig Stefan Raab, das größte Ego der Welt, könnte der Showphilosophie wohl noch neues Leben einhauchen und mit anarchischer Laune die langweilige Philosophie gehörig überarbeiten. Weiterlesen

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Sido und Bushido bei Lanz – Egophilosophie und Sozialisierung

Bad Religion

Ego-Philosophen ist angeblich nichts heilig - Bushido und Sido konnten ihre Religion bei Lanz nicht verteidigen

Moralphilosophie im Hinblick auf die Sozialisierung unserer Kinder ist immer wieder ein angeblich heißes Eisen auch die Frage der Integration sei Zündstoff. Markus Lanz hat für diese moralphilosophischen Themen sozialen Sprengstoff in die Talkshow geladen. Der Mann aus Dynamit (Peter Maffay) sowie die Bordsteinaufsteiger Sido und Bushido waren dabei, um ganz üblich über den Zerfall unserer Gesellschaft zu debattieren. Um die Sendung philosophisch zu rahmen, wurde noch der von den Medien erwählte Pressesprecher der modernen Philosophie, Richard David Precht geladen.

Vorüberlegung zur philosophischen Fragestellung, ob Kinder geistig verarmen

Mit der recht amüsanten Diamantbesetzung kamen die beiden Ego-Philosophen Sido und Bushido nicht zu Recht. „Danke Hamburg, kein Danke an Lanz und gleich hallo Berlin“ hieß es schon vor Ausstrahlung der Sendung auf Bushidos Twitter-Seite. Auch Leidensgenosse Sido konnte nicht anders: „Alta Schwede!! Dieser Lanz hat uns nur eingeladen, um uns auseinander zu nehmen!?!?“ Ganz so war es natürlich nicht, denn mit den „Künstlern“ wurde noch viel zu seicht argumentiert. Problematisch ist wohl, warum Bushido beispielsweise einen Bambi bekommt. Precht hatte jedoch ganz Recht, wenn er feststellte, dass der Bambi keinen großen Wert besitze und diesen jeder Hollywoodstar bekomme, wenn er gerade zufällig in Deutschland sei. Auch mit der Tatsache, dass Integration bei Bushido und Sido eine Verweichlichung im Fahrwasser des Kapitalismus bedeute, da diese letztlich nur mit Geld integriert wurden, hat Precht sicher Wahres ausgesprochen. Bevor wir das aber diskutieren noch ein paar allgemeinere Anmerkungen. Weiterlesen

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Sebastian Runde ist der klügste Deutsche? Zur Philosophie der Klugheit

Do you find my brain? - Auf der Suche nach meinem Gehirn

Der klügste Deutsche? Philosophie der Klugheit (CC_Foto: Daniela Hartmann)

Wer wird der klügste Deutsche? Die Antwort hat jetzt die ARD mit einer pseudointellektuellen Wissensshow nach Telefon-Ted (!!!) beantwortet: Es ist der Duisburger Student Sebastian Runde, der nach der angeblichen Intelligenz der Vielen durch Telefon-Ted ermittelt worden ist. In der Begründung zum Telefon-Ted heißt es, dass die Klugheit vor allem etwas sei, was einem zugeschrieben wird. Aber mal ehrlich: Unter dem Kriterium könnte ja selbst Verona Feldbusch aufgrund der angeblichen Klugheit ihre Dummheit vorzutäuschen gewinnen. Warum sollte denn gerade Klugheit von außen entschieden werden? Würde es sich dann nicht eher um Charisma oder Täuschungsvermögen handeln? Der Telefon-Ted ist nur ein Casting-Gag, der von einem honorierten Professor auch noch in Szene gesetzt wurde. Aber kommen wir mal zur Sache:

Natürlich durfte sich jeder bewerben, ob Hausfrau, Professor oder womöglich gar Philosoph. Mit überragenden Fähigkeiten hat die Show allerdings wenig zu tun, denn in der Regel werden einfach nur Fragen zum Allgemeinwissen gestellt. Zudem gibt es immer noch einen selten dämlichen Praxistest, der wohl vor allem als Showelement bestechen soll. Komplexe Probleme werden dabei kaum aufgeworfen. Daher ist der Gewinner auch niemand Bedeutendes, der schon irgendetwas Großes geleistet hätte. Sebastian Runde ist einfach nur ein Gewinner in einer Show, die mehr mit Glück und Sympathie als mit Klugheit zu tun hat. Im Übrigen war ich überrascht, dass nicht der FIDE-Meister Michael Burscher gewonnen hat.

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Durch Philosophie der Kausalität und den Grenzen der Welt entkommen

Die Philosophie steht ja kritisch dem Begriff (oder auch der Kategorie) „Kausalität“ gegenüber, denn in einem „kausal“ geschlossenen Universum wäre alles nur eine riesige Kettenreaktion. Ohne Grenzen würden wir in dieser unendlichen Kettenreaktion nur wie Dominosteine in und aus unserem Leben fallen. Wir könnten uns demnach glücklich schätzen, dass unser Gehirn uns Huckpack genommen hat, um uns zumindest an einem Teil dieser größten Kettenreaktion der Welt (die Welt selbst) philosophisch erfreuen zu lassen.

Aber woher käme dann diese Kettenreaktion? Nun, der größte Erbauer überhaupt hat einen Dominostein angestoßen und wir dürfen live bei einem Teil dabei sein. Größter Erbauer? Mag sein, dass dieser Gott nur Zufall heißt, zumindest aber scheint uns bei dem Gedanken an Kausalität immer ein erster Anfang vorzuschweben, womit zugleich die Kausalität doch außer Kraft gesetzt wird. In der Philosophie die Kausalität zumindest als eine der ersten Kategorien anzunehmen ist denkerischer Betrug, denn der erste Anfang der Kausalität wäre nicht kausal bedingt, womit wir ein anderes Prinzip vor der Kausalität philosophisch einführen würden. Daher machen wir bei dem Gedanken an die Kausalität auch immer schon eine Ausnahme oder gar wir behaupten es gibt keinen Anfang. Woher begründeten wir aber diese Behauptung philosophisch? Würden wir es aus der Kausalität selbst herleiten, so hätten wir einen ungültigen Zirkelschluss und diese mag der Philosoph als Wissenschaftler in der Regel überhaupt nicht.

Gleich aber ob Kausalität jetzt von Anfang an dabei war oder nicht, in beiden Fällen liegt doch einiges an Befremdung dabei, wenn wir uns selbst nur als die Kette von physischen Ereignissen betrachten und uns absprechen, Neues aus uns wie ein Zauberer aus dem Nichts ohne Grenze hervorzaubern zu können. Was wäre dann Kunst, Ästhetik und Liebe anderes als nur das Zusammenspiel der biologischen Kräfte in uns. Welchen Sinn hätte dann die Ästhetik einer Kettenreaktion wie im folgenden Beispiel selbst?

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Philosophie und Gott – Vom Mann, den niemand kannte

Pyramid – Sphinx – Granite Temple

Taxonomisch war Gott schon immer der Gipfel, die Spitze der Seinspyramide (CC_Foto Boston Public)

Der Gottesbegriff hat in der Ideenlandschaft der Philosophie wohl eine einzigartige Stellung. So kann die Philosophie und somit jeder Mensch keinen höheren Begriff als „Gott“ denken. In einer Taxonomie, gleich ob wir an diesen Mann aus dem Jenseits nun glauben oder nicht, können wir niemals über das, was diese Taxonomie erst begründet hinausgehen. Der höchste Punkt, der allen Schatten wie eine Sonne erst die Kontur gibt, kann nur ein Gott sein. Insofern wir systematisch philosophieren und denken, haben wir daher den Begriff „Gott“ immer schon in Anspruch genommen, denn wenn unser Philosophieren auf eine Sache zielt, dann auf die Gesamtheit der Welt und damit auch auf ihren letzten Grund, der als nicht kausal bedingt weder Ding noch Nichts ist.

Die Denkwidersprüche in der Philosophie

Wie dem auch sei, von diesem höchsten Punkt „Gott“ entfalten sich sogleich die ersten Denkwidersprüche in der Philosophie: Wäre der Mann aus dem Jenseits doch ein kausal bewegender, so müsste etwas in ihm selbst beweglich sein und somit kausal betrachtet ein Ding unter Dingen. Wäre er nicht Ding, so könnte er nicht kausal bewirken. Doch wäre er Ding, was wäre dann seine Ursache? Kann Gott ein Ding in einer Ecke des Universums sein? So als hätte er sich einen Planeten als Paradies reserviert? Der Zweifel ist nicht auswischbar und wir können Gott nicht nach seinem Personalausweis fragen.  Captain Kirk hatte ja eigens eine ähnliche Diskussion mit einem Gott.

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Philosophie des Schlafes – Nur noch 2 Studen schlafen pro Tag (Teil II)

Die Effizienzphilosophie eines Steve Palina war Thema des letzten Beitrages. Es ging darum, wie der Mensch nur noch zwei Stunden Schlaf brauchen würde. Das Schlafmodell sieht hier vor, dass im Abstand von 4 Stunden jeweils nur noch 20 Minuten geschlafen wird. Hier gilt es nur noch den REM-Schlaf zu nutzen und schon reicht es, um den ganzen Tag wie ein durchgängig gelebtes Leben zu erfühlen. Selbst die REM-Schlaf-Phasen, heißt es, können bewusst geträumt werden.

Polyphasenschlaf und Gesundheit

Natürlich fragt sich der kritische Leser, ob dieser polyphase Schlaf mit der Gesundheit zu vereinbaren sei. Ich erinnere mich an einen Artikel im Spiegel, den ich vor ca. 10 Jahren las. Dort ging es um einen Mann, der seit 6 Monaten nicht geschlafen hatte. Ein Darmbakterium hatte auf wundersame Weise den Weg ins Gehirn angetreten und dort ein bestimmtes Areal lahmgelegt, das für die Einschlaffunktion zuständig war. Dennoch nach 6 Monaten Schlafentzug erfreute sich dieser Mann bester Gesundheit. Nur seine Konzentration war am Boden. Sein Alltag bestand im Grunde aus Halluzinationen. Das Phänomenale beim polyphasen Schlaf ist allerdings, dass nach einer Eingewöhnungszeit von 2 Wochen die Konzentration auf höchstem Niveau bleibt. Steve Palina beschreibt dies als würde er 24 Stunden bei den Dingen bleiben können. Ich wäre fasziniert von der Idee nicht mehr von Morpheus die schönsten Jahre meines Lebens geraubt zu bekommen. Es wäre endlich Platz für 24 Stunden Philosophie :) Weiterlesen

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